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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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gegriffen und Hugo windelweich geschlagen. Er hatte wohl noch nicht wirklich begriffen, worum es bei meiner Telepathie ging, und dasselbe traf offenbar auch auf die Bruderschaft zu, denn ansonsten hätten sie ihn nie und nimmer hier unten mit mir eingesperrt.
    Andererseits konnte es durchaus sein, daß Hugo für die Bruderschaft ebenso entbehrlich war wie für mich und wie er es ganz sicherlich für die Vampire sein würde: Ich konnte es kaum erwarten, Isabels Reaktion zu erleben, wenn ich ihr erzählte, daß ihr kleiner Lustknabe ein Verräter war.
    Bei diesem Gedanken verging mir mein Blutdurst auch schon wieder. Sobald mir klar war, was Isabel Hugo antun würde, war mir auch klar, daß es mir keine Genugtuung verschaffen würde, ihr dabei zuzusehen. Ganz im Gegenteil: Ich würde Todesängste bei einem solchen Schauspiel ausstehen, und mir wäre unter Garantie speiübel.
    Irgendwo hinten in meinem Kopf jedoch beharrte ein kleiner Teil meines Bewußtseins weiterhin darauf, daß der Mann hier bei mir im Zimmer eine solche Behandlung eigentlich voll und ganz verdient hätte.
    Wem nun aber galt die Loyalität unseres zwiegespaltenen Anwalts?
    Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden.
    Mühsam richtete ich mich auf, was ziemlich wehtat, und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. Eigentlich erhole ich mich ziemlich schnell von Verletzungen - auch das habe ich dem Vampirblut zu verdanken -, aber unter dem Strich bin ich eben doch lediglich ein Mensch, und von daher war mir ziemlich elend zumute. Ich wußte genau, daß mein Gesicht schlimm zerschunden war und mußte dazu noch befürchten, daß ich mir den verletzten Wangenknochen gebrochen hatte. Meine linke Gesichtshälfte schwoll jedenfalls erschreckend schnell immer stärker an. Aber meine Beine waren in Ordnung, die hatten sie mir nicht gebrochen. Ich konnte also immer noch laufen, wenn sich die Gelegenheit dazu bot.
    Nachdem ich es mir so gemütlich gemacht hatte, wie es unter diesen Umständen möglich war, sagte ich: „Wie lange sind Sie schon ein Verräter?“
    Wie rot er da wurde! „Verräter?“ wehrte er sich. „Wen habe ich denn verraten? Isabel? Die menschliche Rasse?“
    „Das dürfen Sie sich aussuchen.“
    „Die menschliche Rasse habe ich verraten, als ich mich vor Gericht auf die Seite der Vampire schlug. Hätte ich auch nur die geringste Ahnung gehabt, wie Vampire wirklich sind ... ich habe den Fall damals übernommen, ohne ihn mir wirklich angesehen zu haben. Ich dachte, es sei eine interessante juristische Herausforderung, genau das richtige für mich. Ich habe als Anwalt immer gern Bürgerrechtsfälle übernommen, und damals fand ich, Vampire hätten dieselben Bürgerrechte wie andere Personen auch.“
    Nun hatten sich bei Hugo alle Schleusen geöffnet, und er nahm kein Blatt mehr vor den Mund. „Klar doch“, stichelte ich.
    „Ich dachte, ihnen die freie Wahl des Wohnorts zu verweigern sei unamerikanisch“, fuhr er erregt fort, wobei er gleichzeitig sehr bitter klang und so, als habe er die ganze Welt gründlich satt.
    Er hatte ja keine Ahnung, wie bitter die Welt sein konnte!
    „Aber wissen Sie was? Vampire sind unamerikanisch. Sie sind auch keine Schwarzen. Sie sind weder asiatischer noch indianischer Abstammung, weder Rotarier noch Baptisten - sie sind einfach nur Vampire. Vampir: Das ist ihre Hautfarbe und ihre Religion und auch ihre Nationalität.“
    Nun, so läuft es nun mal, wenn eine Minderheit Jahrtausende illegal im Untergrund leben muß! Das hat man davon!
    „Zu der Zeit dachte ich, wenn Stan Davis an der Green Vale Road oder im Hundred-Acre Wood wohnen wollte, dann sei das sein gutes Recht als Amerikaner. Also habe ich ihn gegen seine Nachbarn verteidigt und den Prozeß für ihn gewonnen. Ich war sehr stolz auf mich. Dann lernte ich Isabel kennen. Eines Abends ging ich mit ihr ins Bett, wobei ich mir verwegen und mutig vorkam, mich ungeheuer stark fühlte. Was für ein Mann, was für ein emanzipierter Geist!“
    Ohne mit der Wimper zu zucken starrte ich ihn an und sagte kein Wort.
    „Der Sex ist wunderbar, einzigartig, das wissen Sie ja. Ich geriet in Isabels Bann, konnte nicht genug von ihr bekommen. Meine Kanzlei litt. Ich verabredete mich nur noch nachmittags mit Klienten, weil ich morgens nicht aus dem Bett kam. Morgendliche Gerichtstermine konnte ich nicht mehr wahrnehmen, und nach Einbruch der Nacht war es mir unmöglich, Isabel zu verlassen.“
    In meinen Ohren klang das wie die Geschichte eines Trinkers. Hugo

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