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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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jetzt biege ich in die Hoteleinfahrt ein.“
    „Mit Kalbsknochen meint sie dich!“ flüsterte mir Luna ins Ohr.
    Wir hielten an. Luna beugte sich über mich, um meine Wagentür zu öffnen. Als ich, von ihren Händen gelenkt und geschoben, langsam aus dem Wagen kletterte, hörte ich vom Bürgersteig her einen erstaunten Ausruf, und ehe ich noch mit der Wimper hätte zucken können, hatte Luna die Wagentür bereits wieder zugeschlagen. Mit quietschenden Reifen rasten die Gestaltwandler aus der Hotelauffahrt. Lediglich ein Heulen blieb noch ein wenig in der dicken, heißen Nachtluft hängen.
    „Sookie?“ fragte eine wohlbekannte Stimme.
    „Eric?“ fragte ich zurück.
    * * *
    Ich fummelte an der Augenbinde herum und wollte sie aufknüpfen, aber Eric schnappte sich einfach den Knoten und riß ihn mit einem Ruck auseinander. Nunmehr war ich stolze Besitzerin eines wunderschönen, wenn auch leicht fleckigen Schals. Ich sah mich um. Das Hotel mit seinen riesigen Türen leuchtete hell in der finsteren Nacht; Eric war bemerkenswert blaß. Er trug einen ungeheuer konventionell wirkenden marineblauen Nadelstreifenanzug.
    Ich war ganz ehrlich froh darüber, den großen Vampir zu sehen. Der wiederum griff nach meinem Arm, um zu verhindern, daß ich allzusehr schwankte, und blickte mit einem ganz merkwürdigen Gesichtsausdruck, den ich beim besten Willen nicht hätte interpretieren können, auf mich herab. Vampire beherrschen derlei perfekt. „Was ist dir widerfahren?“ wollte Eric wissen.
    „Ich ... das läßt sich so schnell nicht erzählen. Wo ist Bill?“
    „Zuerst ist er los zur Bruderschaft der Sonne, um dich da rauszuholen. Unterwegs hörten wir von einem der Unsrigen, der als Polizist arbeitet, daß du in einen Unfall verwickelt warst und man dich ins Krankenhaus gebracht hatte. Also eilte auch Bill ins Krankenhaus. Dort mußte er jedoch feststellen, daß du bereits wieder gegangen warst, und zwar nicht auf einem der üblichen Wege. Niemand wollte ihm etwas sagen, und er konnte die Leute ja wohl auch kaum wirklich bedrohen.“ Das schien Eric zu fuchsen; er wirkte frustriert. Die Tatsache, daß er jetzt im Rahmen der von Menschen geschaffenen Gesetze leben und agieren mußte, irritierte und verärgerte den uralten Vampir mit konstanter Regelmäßigkeit immer wieder aufs neue, auch wenn er die Vorteile, die diese Gesetze ihm boten, wirklich aus ganzem Herzen genoß und ausschöpfte. „Danach fehlte von dir jede Spur. Geistig hatte der Page nur einmal von dir gehört.“
    „Der arme Barry. Geht es ihm gut?“
    „Der arme Barry ist um ein paar hundert Dollar reicher und von daher sehr zufrieden“, meinte Eric trocken. „Nun fehlt nur noch Bill. Was du aber auch für Ärger machst!“ Mit diesen Worten zog er ein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer ein. Nach einer Weile, die mir unendlich lang vorkam, reagierte jemand am anderen Ende.
    „Bill? Sie ist hier. Ein paar Gestaltwandler haben sie gebracht.“ Eric musterte mich. „Ziemlich demoliert, aber laufen kann sie.“ Dann hörte er zu. „Bill will wissen, ob du deine Keycard dabeihast.“ Ich sah in der Rocktasche nach, in der ich das Plastikviereck vor ungefähr einer Million Jahre verstaut hatte.
    „Ja“, sagte ich, wobei ich kaum glauben mochte, daß an diesem schrecklichen Abend mal etwas wirklich gut gelaufen sein sollte. „Moment“, fuhr ich fort, „nicht auflegen. Haben sie Farrell befreit?“
    Eric hob die Hand, um mir zu verstehen zu geben, daß er gleich alles erklären würde. „Ich bringe sie jetzt hoch und verarzte sie.“ Dann versteiften sich Erics Schultern. „Wie du meinst“, sagte er mit leicht drohendem Unterton. „ Auf Wiederhören.“ Daraufhin wandte er sich an mich, als hätte es in der Unterhaltung zwischen uns beiden keine Unterbrechung gegeben.
    „Ja, Farrell ist in Sicherheit. Die Bruderschaft wurde überfallen.“
    „Sind ... viele Menschen verletzt worden?“
    „Die meisten waren völlig verängstigt und sind gar nicht erst nahe ans Geschehen herangegangen. Sie haben sich einfach in alle Himmelsrichtungen verteilt und den Heimweg angetreten. Farrell war zusammen mit Hugo in einer unterirdischen Zeile.“
    „Ach ja! Was ist mit Hugo?“
    Ich hatte wohl ziemlich neugierig geklungen, denn Eric sah mich von der Seite an, während wir gemeinsam hinüber zu den Fahrstühlen gingen, wobei sich der lange Vampir meinen Schritten anpaßte und ich unbeholfen und langsam daher humpelte.
    „Darf ich dich tragen?“

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