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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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aufgereiht, und dazwischen war eine Katze gerade dabei, sich auf irgend etwas zu stürzen - auf was, das wollte ich lieber nicht so genau wissen. Die Krankenhaustür war mit einem unheilverkündenden Zischen hinter uns zugefallen; nun war es mucksmäuschenstill in der Gasse. Erneut beschlich mich ein flaues Gefühl.
    Wie satt ich es hatte, mich zu fürchten!
    Luna ging hinüber zum Wagen, öffnete eine rückwärtige Tür und sagte etwas zu demjenigen, der im Wagen saß - wer immer das auch sein mochte. Die Antwort, die sie erhielt, schien sie sehr zornig zu stimmen. Sie fing an, in einer mir unbekannten Sprache zu schimpfen.
    Der oder die im Auto hielten sich nicht zurück. Ein handfester Streit entstand.
    Dann stapfte Luna wütenden Schrittes dorthin zurück, wo sie mich und den Rollstuhl abgestellt hatte. „Ich werde dir eine Augenbinde anlegen müssen!“ sagte sie, wobei sie offenbar fest damit rechnete, bei mir auf Widerstand zu stoßen.
    „Damit habe ich kein Problem“, sagte ich und gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, daß ich das auch so meinte und mir eine Augenbinde keine große Sache zu sein schien.
    „Du hast nichts dagegen?“
    „Nein. Ich kann es verstehen. Jeder schätzt seine Privatsphäre.“
    „Wie du meinst“. Sie eilte zum Auto zurück, um mit einem Schal aus grüner und taubenblauer Seide zurückzukehren. Diesen faltete sie zusammen, als wollten wir Blindekuh spielen und verknotete ihn dann sorgfältig an meinem Hinterkopf. „Glaub mir“, flüsterte sie mir ins Ohr. „Die beiden im Auto sind harte Burschen. Nimm dich in acht.“ Na toll, genau das hatte ich mir gewünscht: noch mehr Leute, vor denen ich mich fürchten konnte.
    Luna rollte mich zum Auto und half mir beim Einsteigen. Ich nehme an, daß sie den Stuhl danach wieder zum Krankenhauseingang rollte, damit er dort später abgeholt werden konnte; es dauerte jedenfalls fast eine Minute, ehe sie ebenfalls in den Wagen kletterte und neben mir Platz nahm.
    Vorn im Wagen saßen zwei Personen, das spürte ich. Ich bekam beide geistig mit, aber nur sehr vage; sie waren wohl Gestaltwandler. Zumindest fühlte sich das, was ich von ihrem Bewußtsein mitbekam, für mich an wie das Bewußtsein von Gestaltwandlern: so ein halb durchsichtiges, verworrenes, dorniges Durcheinander, wie ich es auch bei Sam und Luna wahrnehmen konnte. Sam verwandelte sich in der Regel in einen Collie; nun fragte ich mich, welche Gestalt Luna wohl bevorzugen mochte. Mit den beiden auf den vorderen Sitzen war irgend etwas anders, als ich es von Luna und Sam gewohnt war; eine Art pulsierende Schwere umgab sie. Auch wirkten die Umrisse ihrer Köpfe leicht verändert, nicht wie Umrisse von Menschenköpfen.
    Ein paar Minuten lang herrschte Stille im Auto, während es die Gasse entlang holperte, um dann, als wir eine richtige Straße erreicht hatten, schneller und lautloser durch die Nacht zu fahren.
    „Silent Shore, nicht?“ ließ sich dann mit einer Stimme, die fast wie ein Knurren klang, die Fahrerin des Wagens hören. Da fiel mir ein, daß wir schon bald Vollmond haben würden. Scheiße! Bei Vollmond mußten die sich doch wandeln! Vielleicht hatte Luna in der Zentrale der Bruderschaft auch deswegen so leicht mit sich reden lassen, hatte ihre Pläne so bereitwillig geändert, nachdem es dunkel geworden war. Sie war nervös geworden, nachdem sie beobachtet hatte, wie der Mond aufging.
    „Ja, bitte“, beantwortete ich höflich die Frage nach dem Fahrziel.
    „Fressen, das redet!“ kommentierte der Gestaltwandler auf dem Beifahrersitz, dessen Stimme einem Knurren noch ähnlicher war als die der Fahrerin.
    Dieser Spruch gefiel mir nicht, aber mir wollte beim besten Willen nichts einfallen, womit ich ihm hätte kontern können. Anscheinend hatte ich über Gestaltwandler noch ebensoviel zu lernen wie über Vampire. „Hört jetzt auf“, herrschte Luna sie an. „Sie ist mein Gast.“
    „Luna treibt sich mit Welpennahrung rum!“ sagte der Beifahrer, der mir von Minute zu Minute unsympathischer wurde.
    „Mir riecht sie eher wie ein Burger“, bemerkte die Fahrerin. „Hat wohl den einen oder anderen Kratzer abbekommen, was?“
    „Ihr beide seid ja wirklich eine prima Reklame für den Zivilisationsgrad, den wir erreicht haben!“ zischte Luna erbost. „Reißt euch zusammen. Sie hat schon eine schlimme Nacht hinter sich. Noch dazu hat sie sich einen Knochen gebrochen.“
    Dabei war die Nacht noch nicht einmal zur Hälfte um! Ich schob den Eisbeutel, den ich

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