Untot in Dallas
Kreide.“
Beide starrten mich an. „Na ja, ihr vielleicht nicht“, korrigierte ich mich, „aber ich auf jeden Fall.“
„Die werden das bestimmt nicht vergessen“, meinte Eric. „Sie werden ihre Ansprüche bald geltend machen. Diese Gestaltwandler tun niemandem umsonst einen Gefallen. Gute Nacht. Ich bin froh, daß dich niemand vergewaltigt hat und daß du noch lebst.“ Er warf mir das plötzlich aufblitzende strahlende Lächeln zu, das ich bereits an ihm kannte und das stets dafür sorgte, daß er dem Mann, der er einst gewesen sein mußte, weit mehr glich als sonst.
„Nochmals danke“, sagte ich, wobei mir die Augen schon wieder zufielen. „Nacht.“
Sobald sich die Tür hinter Eric geschlossen hatte, hob Bill mich hoch und trug mich ins Badezimmer, das so groß oder vielmehr so klein war, wie Hotelbadezimmer in der Regel zu sein pflegen, aber über eine ausreichend große Wanne verfügte. Diese Wanne ließ Bill nun mit heißem Wasser vollaufen, während er mir ganz vorsichtig die Kleider abstreifte.
„Die schmeißt du einfach weg, Bill!“ bat ich ihn.
„Das wäre vielleicht keine schlechte Idee“, entgegnete mein Vampir, der sich, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepreßt, noch einmal all meine Prellungen und Quetschungen ansah.
„Ein paar davon stammen von dem Sturz die Treppe herunter und ein paar vom Autounfall“, erklärte ich.
„Wenn Gabe nicht schon tot wäre, würde ich ihn suchen und töten“, sagte Bill mehr wie zu sich selbst, „und ich würde mir Zeit dabei lassen.“ Dann hob er mich hoch, als sei ich so leicht wie ein Baby, setzte mich in die Wanne, nahm sich Waschlappen und Seife und badete mich.
„Mein Haar fühlt sich so eklig an!“
„Ja, dein Haar ist ziemlich verfilzt, aber darum werden wir uns morgen kümmern müssen. Jetzt mußt du erst einmal schlafen.“
Beim Gesicht angefangen schrubbte mich Bill sanft und zärtlich von oben bis unten ab. Langsam verfärbte sich das Wasser in der Wanne von all dem Dreck und den Blutresten. Bill untersuchte noch einmal meinen Arm, um wirklich sicher sein zu können, daß Eric alle Glassplitter entfernt hatte, ließ dann das Wasser aus der Wanne und füllte diese neu, während ich einfach sitzen blieb und vor mich hinzitterte. In der zweiten Wannenfüllung wurde ich sauber. Nachdem ich noch einmal den Zustand meines Haars bejammert hatte, gab Bill nach. Er machte es naß, massierte mir Shampoo in die Kopfhaut und spülte es sorgfältig wieder aus, was ein ziemlich langwieriger Vorgang war. Es gibt kaum etwas Schöneres, als sich so von Kopf bis Fuß sauber zu fühlen, wenn man vorher völlig verdreckt war; das und die Aussicht auf ein bequemes Bett mit sauberen Laken, ein Bett, in dem man sich ganz sicher fühlen und gut schlafen kann.
„Erzähl mir, was in der Bruderschaft geschehen ist“, sagte ich, als er mich ins Bett trug. „Leiste mir Gesellschaft.“
Bill schob mich unter die Laken, um dann von der anderen Seite auch darunter zu kriechen. Er schob mir den Arm unter den Kopf und rückte nah an mich heran. Ich lehnte meine Stirn an seine Brust und rieb mich an seiner kühlen, glatten Haut.
„Die Zentrale glich einem Ameisenhaufen, als wir hinkamen“, erzählte Bill. „Einem Ameisenhaufen, in den gerade eine Bombe eingeschlagen ist. Der Parkplatz wimmelte von Autos und Menschen, und immer kamen noch welche dazu. Die wollten wohl alle an dieser Übernachtung teilnehmen?“
„Nacht der Kirche“, murmelte ich, und drehte mich vorsichtig auf die Seite, um mich an ihn zu kuscheln.
„Als wir auftauchten, entstand natürlich ein gewisses Durcheinander. Die meisten Mitglieder der Bruderschaft verkrümelten sich ganz rasch wieder in ihre Autos und waren so schnell weg, wie es die Dichte des Verkehrsaufkommens zuließ. Ihr Führer versuchte, uns den Zutritt zur Versammlungshalle zu verwehren. Das war sicher ursprünglich mal eine Kirche, nicht? Newlin sagte, wir würden in Flammen aufgehen, wenn wir dort einen Fuß hineinsetzten, denn wir seien die Verdammten.“ Bill schnaubte. „Stan hat ihn einfach hochgehoben und beiseite gestellt, und dann sind wir in diese Kirche gegangen, mit Newlin und seiner Frau im Schlepptau. Keiner von uns ging in Flammen auf - das hat die Leute da scheinbar ziemlich erschüttert.“
„Das kann ich mir vorstellen“, murmelte ich, die Lippen dicht an Bills Brustkorb.
„Barry hatte uns berichtet, er habe, als er mit dir kommunizierte, das Gefühl bekommen, du seiest 'unten' -
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