Untot in Dallas
hoffte, das möge nicht der Fall gewesen sein. Zum einen war der Mann ein solcher Sadist gewesen, daß er jeder Familie unter Garantie das Leben zur Hölle gemacht hatte, und zum anderen würde sich seine Familie, sollte er denn eine gehabt haben, nun bis ans Ende ihrer Tage fragen müssen, wie und warum er gestorben war. Wie es für Sarah und Steve wohl weitergehen mochte? Hatte die Bruderschaft noch genügend Mitglieder, um weiterarbeiten zu können? Die Lebensmittelvorräte und Waffen waren wohl immer noch in der Kirche; davon ging ich zumindest aus. Vielleicht hatte die Gemeinde sie ja gehamstert, um sich auf die Apokalypse vorzubereiten.
Nun löste sich aus den finsteren Schatten der Kirche eine Gestalt. Godfrey. Er ging wie stets mit freiem Oberkörper, sein Gesicht wirkte nach wie vor wie das saubere, einfache Gesicht eines Sechzehnjährigen. Nur die Fremdartigkeit seiner Tätowierungen und der Ausdruck in seinen Augen schimpften das, was der Rest seines Körpers darstellte, Lügen.
Als er dicht neben mir stand, sagte ich: „Ich bin gekommen, um zuzusehen.“ 'Um Zeugnis abzulegen' , hätte ich eigentlich sagen sollen, denn das hätte die Sache weitaus besser getroffen.
„Warum?“
„Das schulde ich Ihnen.“
„Ich bin eine Kreatur des Bösen.“
„Ja.“ Um diese Erkenntnis führte nun einmal kein Weg herum. „Aber als Sie mich vor Gabe retteten, haben Sie eine gute Tat vollbracht.“
„Der Mord an einem weiteren Menschen soll eine gute Tat gewesen sein? Mein Gewissen kennt kaum mehr den Unterschied. Es gab so viele Morde. Zumindest konnte ich Ihnen die Entwürdigung ersparen.“
Der Ausdruck in seiner Stimme traf mich mitten ins Herz. Noch glomm das Licht am Horizont schwach, noch hatte sich die Notbeleuchtung auf dem Parkplatz nicht abgeschaltet. Im Schein der Notbeleuchtung betrachtete ich nun aufmerksam dies junge, ach so junge Gesicht vor mir.
Da mußte ich plötzlich weinen - absurd, ich weiß!
„Wie schön“, meinte Godfrey, doch seine Stimme klang bereits unendlich weit entfernt. „Am Ende weint doch jemand um mich. Damit hatte ich kaum gerechnet.“ Er trat zurück, um zwischen sich und mir einen sicheren Abstand zu schaffen.
Dann ging die Sonne auf.
* * *
Als ich wieder bei meinem Taxi ankam, verstaute mein Fahrer seine Lektüre sofort unter dem Fahrersitz.
„Hat's dort gebrannt?“ wollte er wissen. „Ich dachte, ich hätte Rauch gesehen. Fast wäre ich gekommen, um nachzusehen, was das denn sein könnte.“
„Das Feuer ist jetzt aus“, sagte ich.
* * *
Wir fuhren los, und noch eine ganze Weile mußte ich mir immer wieder mit dem Taschentuch über das Gesicht fahren, um meine Tränen zu trocknen. Als wir dann etwa anderthalb Kilometer zurückgelegt hatten, schaffte ich es, aus dem Fenster zu schauen und zuzusehen, wie immer mehr von der Stadt aus dem Dunkel auftauchte.
Im Hotel fuhr ich sofort hoch in den dritten Stock, zurück in mein Zimmer. Ich zog die Shorts aus, legte mich auf mein Bett und hatte mich gerade resigniert damit abgefunden, wohl noch eine Weile schlaflos dort liegen zu müssen, als ich auch schon tief und fest schlief.
Bei Sonnenuntergang weckte mich Bill auf die Art und Weise, die er am liebsten hat: Ich spürte, wie mein T-Shirt hochgeschoben wurde und mir Bills dunkles Haar die Brust streichelte. Als erwache man, wenn die Reise sozusagen schon halb vorbei ist, so zärtlich saugten Bills Lippen an der einen Hälfte des Busens, der seiner Meinung nach der schönste der Welt war. Bills Fangzähne waren voll ausgefahren, aber er sah sich sehr vor. Nicht nur die Fangzähne bezeugten, daß mein Liebster ziemlich erregt war. „Fühlst du dich danach, Sookie?“ flüsterte er hoffnungsvoll direkt an meinem Ohr. „Meinst du, es würde dir Spaß machen? Wenn ich ganz, ganz vorsichtig bin?“
„Wenn du mich behandelst, als sei ich aus Glas, schon“, murmelte ich schläfrig, denn ich wußte genau, daß er dazu auch in der Lage war.
„Das hier fühlt sich aber gar nicht an wie Glas“, kommentierte er, wobei sich seine Hand ganz sanft bewegte. „Es fühlt sich warm an. Warm und feucht.“
Ich schnappte nach Luft.
„Ja? Gut? Oder tue ich dir weh?“ fragte er, wobei sich seine Hand rascher und rascher bewegte.
Alles, was ich sagen konnte, war sein Name! „Bill“, hauchte ich, schloß die Lippen um seinen Mund, und seine Zunge nahm den Rhythmus auf, der mir nun schon so sehr vertraut war.
„Leg dich auf die Seite“, flüsterte er. „Ich
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