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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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er tot sein.“
    „Was schert dich das letztlich?“
    „Wir haben eine Abmachung. Ich weiß, Hugo ist ein Arschloch, und ich hasse ihn auch, aber gleichzeitig tut er mir leid, und ich glaube nicht, daß ich weiter mit einem reinen Gewissen durchs Leben gehen kann, wenn ich weiß, daß ich an seinem Tod mitschuldig bin.“
    „Sookie, der Mann wird noch leben, wenn du erwachst. Wir reden morgen darüber.“
    Ich fühlte, wie der Schlaf an mir zerrte wie die Unterströmung einer Welle. Es fiel mir schwer zu glauben, daß es erst zwei Uhr morgens sein sollte.
    „Danke, daß du gekommen bist, um mich zu retten.“
    Bill schwieg zunächst, dann sagte er: „Erst konnte ich dich in der Zentrale der Bruderschaft nicht finden - statt dessen fand ich nur Blutspuren und einen toten Vergewaltiger. Als ich dann noch feststellen mußte, daß du auch im Krankenhaus nicht warst, daß man dich von dort irgendwie weggezaubert hatte ...“
    „Mmmm?“
    „Da hatte ich Angst, große Angst. Niemand hatte die geringste Ahnung, wo du sein könntest. Noch schlimmer: Als ich gerade dastand und mich mit der Schwester unterhielt, die die Anmeldeformalitäten erledigt hatte, verschwand dein Name vom Computerbildschirm.“
    Ich war beeindruckt. Diese Gestaltwandler waren erstaunlich gut organisiert. „Vielleicht sollte ich Luna ein paar Blumen schicken“, sagte ich, wobei ich kaum noch in der Lage war, die Worte wirklich auszusprechen.
    Bill küßte mich, ein überaus befriedigender Kuß, und das war das letzte, was ich noch mitbekam.

       Kapitel 7
    Mühsam drehte ich mich um und spähte nach dem beleuchteten Zifferblatt des Weckers auf meinem Nachttisch. Noch war die Dämmerung nicht da, aber sie würde bald kommen. Bill lag bereits in seinem Sarg; der Sargdeckel war zu. Was mochte mich geweckt haben? Nachdenklich lag ich da, bis es mir einfiel.
    Es gab etwas, was ich dringend tun mußte, so dringend, daß ein Teil meiner selbst sich darüber wunderte, wie der Rest meines Bewußtseins so dumm hatte sein können, das zu vergessen. Rasch zog ich mir Shorts und ein T-Shirt an und schlüpfte in ein Paar Sandalen. Ich befürchtete, daß ich im Spiegel noch schrecklicher aussehen würde als am Abend zuvor, also warf ich meinem Spiegelbild nur einen flüchtigen Blick zu und kämmte mich mit dem Rücken zum Spiegel. Zu meiner Verwunderung und Freude thronte auf dem Tisch im Wohnzimmer der Suite meine Handtasche. Jemand hatte sie wohl letzte Nacht aus der Zentrale der Bruderschaft mitgenommen und hergebracht. Ich steckte meine Keycard in die Handtasche und dann machte ich mich, humpelnd und innerlich stöhnend, auf den Weg den stillen Korridor hinab.
    Barry war nicht mehr im Dienst. Der Kollege, der ihn abgelöst hatte, war viel zu wohlerzogen, um mich zu fragen, warum in aller Welt ich herumlief wie etwas, daß hinter einem Zug hergeschleift worden war. Er rief mir ein Taxi und ich teilte dem Taxifahrer mit, wohin ich gebracht werden wollte. Der Fahrer beäugte mich skeptisch im Rückspiegel. „Wollen Sie nicht lieber ins Krankenhaus?“ fragte er dann besorgt.
    „Nein“, erwiderte ich. „Da war ich schon.“ Das schien ihn aber auch nicht zu beruhigen.
    „Wenn die Vampire Sie so schlecht behandeln, warum hängen Sie dann hier rum?“
    „Mein Aussehen verdanke ich Menschen, nicht Vampiren“, sagte ich. „Menschen haben mir das angetan.“
    Wir fuhren los. Es war zwei Uhr früh an einem Sonntag morgen; der Verkehr war lange nicht so dicht wie tagsüber, weswegen ich schon nach fünfzehn Minuten wieder dort angelangt war, wo ich mich auch in der vergangenen Nacht schon befunden hatte: auf dem Parkplatz der Zentrale der Bruderschaft der Sonne.
    „Würden Sie wohl bitte auf mich warten?“ bat ich meinen Taxifahrer, einen hageren, verhärmten Mann um die sechzig, dem vorn im Mund ein Zahn fehlte und der ein kariertes Hemd mit Druckknöpfen trug.
    „Ich denke schon, daß ich das kann“, antwortete er, zog unter seinem Sitz einen Western von Louis L'Amour hervor, schaltete die Innenbeleuchtung seines Wagens ein und fing an zu lesen.
    Der Parkplatz zeigte im grellen Licht einiger Natriumdampflampen keinerlei Spuren der Ereignisse der vergangenen Nacht. Hier standen nur noch wenige Fahrzeuge herum, und ich nahm an, daß diese am Vorabend einfach stehengelassen worden waren, als ihre Besitzer die Flucht ergriffen hatten. Einer der Wagen würde wohl Gabe gehören. Ich fragte mich, ob Gabe Familie gehabt haben mochte, wiewohl ich

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