Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
dagegen ein verächtliches Gesicht. »Du kannst den Leuten nicht einfach sagen, dass es einen neuen Tag gibt und dass sie da frei haben. Alle kämen doch nur total durcheinander.«
»Richtig. Und was verhindert, dass man mit den Tagen durcheinander kommt?«
»Kalender«, sagte Bikka einsilbig. Sie kaute schon wieder auf irgendwas herum.
»Du sagst es«, schwärmte Jakeed und ließ sich dazu hinreißen, Pilx den Arm um die Schulter zu legen. Er zog ihn aber schnell wieder zurück, weil Armia immer noch die schärfste aller Waffen im Raum besaß. »Wir drucken also einen neuen Kalender, und den verteilen wir an die Leute. Wir schreiben vorne drauf: Der neue Kalender, jetzt mit der ganzen Woche.«
»Du willst ... Kalender drucken?« Madalaks Kiefer mahlten. »Das dürfte schwierig werden.«
»Ich wusste noch gar nicht, dass du so viel Geld hast«, bemerkte Bikka.
Jakeed machte ein betretenes Gesicht.
»Hm, ich habe nun ... ein wenig Geld. Und kaum Verwendung dafür«, sagte Armia ruhig.
»Ich vermute«, sagte Madalak mit scharfem Blick, »dass das die Untertreibung des Jahrhunderts ist. Du musst so viele Schätze eingesammelt haben ...«
»Das meiste habe ich verschenkt. Aber der Rest dürfte genügen. Zur Not schauen wir in ein paar Minen vorbei, in denen ich nicht alles mitgenommen habe.«
»Das wäre also geklärt«, freute sich Jakeed.
»Es gibt aber schon Kalender«, warf Bikka ein.
»Ja, von den Kirchen. Schön bunt und mit frommen Sprüchen.«
»Wir müssen eben mehr bieten. Wie wäre es mit ... lustigen Bildchen?«
»Bildchen?«, fragte Bikka abfällig.
»Nun«, fabulierte Jakeed, »für jedes Kalenderblatt malen wir etwas, über das die Leute lachen können. Zum Beispiel ... einen Lilanen und einen Grauen, die Hand in Hand gehen und ganz verliebt dreinschauen, und drunter schreiben wir: Wahrmut spricht: Liebe nicht nur deinen Nächsten. Das ist ein Zitat aus dem Zweiten Kapitel, glaube ich.«
Alle lachten, nur Bikka nicht. »Ich glaube«, sagte sie, »dass das sogar funktionieren könnte. Wir müssen erreichen, dass es sich herumspricht. Einen freien Tag und noch dazu lästerliche Witze, da kann doch keiner Nein sagen. Alle müssen unsere Kalender haben wollen. Wir brauchen eine ganze Druckerei dafür, ist euch das klar?«
»Nun«, sagte Pilx, »Geld ist nicht das Problem.«
»Nein«, versetzte Bikka, »sondern, dass die Kirchen sich darum streiten werden, wer unsere Druckerei zuerst dem Erdboden gleich machen und uns rösten darf, das ist unser Problem.« Sie spuckte einige zerkaute Kräuter aus, die auf dem Boden leise zischten.
»Wir müssen einfach schnell sein. Die Kirchen werden erst einmal diskutieren und Machtkämpfe anzetteln, und wenn es nur darum geht, wer die Truppen kommandieren darf, die unsere Druckerei zerstören.«
»Schnell ist nicht schnell genug«, gab Madalak zu bedenken. »Wenn sie von unseren Vorbereitungen etwas mitkriegen – und verlasst euch drauf, das werden sie, für so eine Nachricht wird jeder Mitwisser gerne zum Verräter, zum reichen Verräter – können sie uns vernichten, bevor noch der erste Kalender an der Wand hängt.«
»Also«, sagte Om Setta, »müssen wir das heimlich tun.«
»Ich kenne da ein paar unterirdische, hm ... Anlagen«, sagte Pilx. »Wir müssten eine davon zu einer Druckerei umfunktionieren. Fragt sich nur, wie wir unauffällig Druckerpresse, Papier und was wir sonst brauchen dorthin bekommen.«
»Zufälligerweise«, freute sich Madalak, »verfügen wir über ein passendes Transportmittel, ein fliegendes Bett.«
Armia staunte. »Sex in den Wolken, nicht schlecht.«
»Zu kalt da oben«, schüttelte Bikka den Kopf und dachte vermutlich an ihren letzten Ausflug mit dem Himmelbett.
»Darüber reden wir später«, meinte Madalak. »Dann ist ja alles klar. Du«, zeigte er auf die Abenteurerin, »bestimmst am besten, welche, hm, Anlage wir verwenden. Sie sollte in der Mitte des Landes liegen, aber schwer zu erreichen sein. Außer mit einem fliegenden Bett natürlich.«
»Wäre der Berg Denal passend?«
»Ja, warum nicht. Zu Fuß braucht man fast eine Woche bis auf den Gipfel, selbst mit guter Ausrüstung«, meinte Madalak. »Ob eine alte oder eine neue Woche, ist dabei egal.«
»Dann müssen wir nur noch in der Nähe eine Druckerei suchen, die Einrichtung kaufen und am besten mitsamt dem vormaligen Besitzer auf den Berg Denal bringen«, grinste Bikka.
»Genaugenommen wäre es in den Berg«, warf Armia ein.
»Oh. Nun
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