Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

erwartete er, dass ein Skorpion aus dem Rucksack gekrochen käme, um ihm in die Nase zu beißen. Andererseits pflegten Skorpione nicht so zu klimpern. Tukrini öffnete die Lasche am Rucksack und schaute hinein.
    »Verkauft«, sagte er.
    »Gut«, lachte der Zauberer, »dann beginnen wir gleich mit dem Abtransport.«
    »Abtranspoart?«
     
Ross Grau: Staubige Teereste aus den südwestlichen Sümpfen, mit dem Geschmack von Rost und das Gefühl von Unzulänglichkeit vermittelnd.
Ungefährer Marktpreis: 5-10 Piesel das Pfund.
  Aus Hutrolfs Unfehlbarer Teefibel
 
    Draußen trieben Schneeflocken träge in zufällige Richtungen, als könnten sie sich nicht entschließen, ob sie zu Boden fallen oder noch ein wenig um den Berg schweben sollten. Drinnen froren Jakeed und Bikka. Jakeed vermied es, der Hexe anzubieten, dass man sich ja gegenseitig etwas wärmen könnte. Das Feuer des Scheiterhaufens, der fast sein Ende bedeutet hätte, kam ihm angesichts der Eiseskälte in dieser Höhle wie ein angenehm prasselndes Kaminfeuer vor. Leider gab es hier nichts, das man hätte anzünden können, ohne Leben zu opfern. Jakeed hatte seine unbequemen Schuhe ausgezogen und spürte seine Füße vor Kälte kaum noch.
    »Warum haben wir uns nochmal getrennt?«, fragte Bikka.
    »Vier wären zu auffällig gewesen. Wir räumen die Höhle auf, während die anderen die Druckerei heranschaffen.«
    »Wir würden die Höhle aufräumen«, korrigierte Bikka. »Wenn uns dabei nicht die Finger abfrieren würden.« 
    »Da du mich etwas gefragt hast«, wechelte Jakeed das Thema, »kann ich dich auch mal ...«
    »Etwas fragen?«
    »Ja.«
    »Ausnahmsweise.«
    Jakeed lehnte sich an den Felsen hinter ihm, aber der war so kalt, dass er es sofort bereute. »Du bist ein Lila Funke. Warum wollten deine eigenen Leute dich verbrennen?«
    »Sagt dir der Name Davoot Allputra etwas?«
    »Vage.«
    »Er ist unser Erzvorglauber.«
    »Heißt das, ihr sollt glauben, was er sagt?«, fragte Om Setta.
    »Das ist ihm vermutlich egal. Er ist der Arm, der Kopf und der Hengst von Hellstes Licht Justitia.«
    Jakeed staunte. Die Lila Kirche wurde von einer wilden Ehe geführt. »Aber was hat das mit dir zu tun?«
    »Davoot kann mich nicht ausstehen. Weil er Vilma, die Herrin von Ramaschal nicht ausstehen kann, und wir zwei uns ganz gut leiden können.«
    »Nur weil du eine Freundin seiner Erzfeindin bist, schickt er dich auf den Scheiterhaufen?«
    »So ungefähr war es wohl. Keine Ahnung, was in seinem kranken Hirn vor sich geht. Es wäre leichter gewesen, Vilma zu kompromittieren.«
    Jakeed hatte das Gefühl, dass Bikka ihm noch nicht jedes Detail erzählt hatte.
    »Jo wos isn des?«, ertönte eine Stimme vom Eingang der Höhle her.
    »Willkommen in unserer neuen Druckerei«, sagte Madalak.
    »Bringts mi sofort hoam«, verlangte die Stimme nachdrücklich.
    »Was sitzt ihr denn hier rum?«, fragte Armia. »Könnt ihr nicht mal ein paar Haufen Krempel und Leichenteile wegräumen?«
    »Verweste, steifgefrorene Leichenteile«, präzisierte Bikka.
    »Nein«, sagte Jakeed. »Ich bin leider ein Schwächling.«
    Von draußen rief Madalak: »Wer hilft mir dabei, die Druckmaschinen aus dem Bett zu tragen?«
    »Mist«, sagte Jakeed und zog sich die Schuhe wieder an.
    Armia Pilx ließ den ehemaligen Grauen Agenten und den Drucker stehen und fing an, Gerümpel wegzuräumen. Währenddessen verwickelte Wanzl Tukrini den steif gefrorenen Jakeed in eine Diskussion darüber, ob es auf einem durch einen Schneesturm fliegenden Himmelbett kälter war als in einer eisigen Felshöhle.
    Kurze Zeit später war die Höhlenwohnung zwangsweise zu ihrer neuen Heimat geworden.
    Die Allianz des Wahren Kalenders – mit Unterstützung durch Drucker Wanzl Tukrini – war eine Allianz der Heimatlosen. Jakeed war genau wie Madalak und Bikka im Auftrag ihrer Kirchen in ganz Zweiland unterwegs, und Armia Pilx war überall zuhause, wo es Monster zu töten gab. Sie taten sich alle gleich schwer damit, in einer Gemeinschaft zu wohnen, aber ihr gemeinsames Ziel hielt sie zusammen. Vorerst. Denn ihr Plan, den Sieben-Tage-Kalender der zwei Kirchen, bei dem Monate mit 35 und 29 Tagen einander abwechselten, durch einen mit Acht-Tage-Wochen und Monaten mit 32 Tagen zu je vier Wochen zu ersetzen, war eigentlich undurchführbar.
    Oder zumindest größenwahnsinnig. Insofern hatte Armia Pilx eine Basis mit passender Vorgeschichte ausgesucht.
    Früher hatte ein Schrattlerzähmer hier gewohnt. Sein ausgereifter Plan, die