Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
Sprecher zögerte. »Wenn die erwarteten Veränderungen eintreten, werdet ihr sie als solche erkennen«, sagte er dann.
»Toll«, murmelte ein Genosse.
»Wenn es dann nichts mehr gibt ...«, sagte der Sprecher, und alle atmeten auf, weil nun die Aussicht bestand, bald an die frische Luft zu kommen.
»Ich möchte noch einen Antrag stellen«, sagte plötzlich eine leise Stimme. »Oder zwei oder drei.«
»Mist«, entfuhr es jemandem.
Zweiter Teil
Kalender
Jakeed
Also schuf ich einen Freund und dem Freund einen Freund und so weiter. Liebe nicht nur deinen Nächsten, sagte ich ihnen.
Wahrmuts Wahre Worte
1. Buch, 2. Kapitel
»Verlorene Worte Wahrmuts«, flüsterte Bikka.
»Sieht ganz danach aus«, sagte Armia, die im weichen Samt des Vampirsarges hockte und an ihrem Gürtelende herumknibbelte. »Ich habe es mir nicht ausgesucht, dieses Dokument zu finden.« Sie schnaufte. »Ich weiß nicht, was ich damit machen soll. Vielleicht sollte ich es einfach verbrennen.«
»Nein!«, rief Bikka.
»Nein!«, rief Jakeed.
Nein!, rief ein heimlicher Zuhörer lautlos.
»Ich kann es keiner der beiden Kirchen geben. Egal was sie damit anstellen würden, was Gutes bestimmt nicht.«
»Die Grauen sind ...«
»Die Lilanen würden nie ...«, begannen Jakeed und Bikka gleichzeitig, hielten inne und sahen einander giftig an. Bikka zog versuchsweise an der Kette, aber die saß fest. Das andere Ende hatte Armia Pilx an Jakeed befestigt und den Mittelteil mehrmals um eine stabile Säule geschlungen. Im Moment blieb den beiden verfeindeten Agenten nichts anderes übrig, als sich aneinander zu kuscheln.
Jakeed versuchte, Zeit zu gewinnen. »Was du auch machst, denk gut darüber nach.«
»Du willst Zeit gewinnen, wie?«, fragte die Pilx. »Das haben schon ganz andere Monster versucht. Aber keine Angst. Du hast keinen Schatz, wegen dem es sich lohnen würde, dich zu töten. Außerdem bist du gar kein Monster.«
»Es hat sich nur verkleidet«, zischte Bikka.
Jakeed ignorierte sie. »Und es steht drin, was Wahrmut am Dritten Tage tat?«
»Er schlief, sagte ich doch.«
»Aber es heißt doch im Dritten Kapitel der Wahren Worte Wahrmuts, dass er am dritten Tage den Sand der Wüste erschuf.«
»Das war am vierten Tag, und es ist eigentlich das vierte Kapitel. Er hat sie nicht nummeriert, deshalb ist nicht aufgefallen, dass eine Seite mit einem Kapitel fehlt. Es beginnt mit Ich, Wahrmut, war am Tag, nachdem ich gewacht hatte, sehr müde .«
»Ja und?«
»Kapierst du es nicht?«, fragte Bikka. »Es müsste eigentlich acht Tage geben, nicht sieben.«
»Dann würde auch der Kalender richtig funktionieren«, sagte Pilx und hielt einige bekritzelte Papiere hoch. »Die Schalttage alle zwei Monate wären hinfällig.« Offenbar hatte sie nachgerechnet.
»Holztag, Wachtag, dann Schlaftag vor Sandtag ...«, murmelte Jakeed kopfschüttelnd. »Bevor er den Sand erschuf, hat er erst ne Runde am Kopfkissen gehorcht, vermutlich weil er den ganzen Tag davor wach war ...«
»Was steht denn noch drin?«
»Nicht viel. Er hat ja geschlafen, da gibt es nicht viel zu schreiben, schätze ich. Vielleicht hatte er einen feuchten Traum.«
»Und schuf deshalb am nächsten Tag erstmal ne Wüste?«
»Ketzer! Alles Ketzer«, entfuhr es Bikka.
»Übergib uns doch deiner Lilanen Herrin.«
Das hätte Bikka gern getan, allerdings ergaben sich dabei einige Probleme, von denen die Kette nur ein kleines war.
Der heimliche Beobachter hatte ebenfalls ein Problem. Sein Auftrag bestand darin, dem Verräter Om Setta ein bestimmtes Dokument abzunehmen, und zwar ohne Rücksicht auf dessen Gesundheit. Daraus ergaben sich mehrere weitere Probleme. Erstens, Om Setta hatte das Dokument gar nicht, sondern die Frau mit dem Schwert. Zweitens, Om Setta war an eine Hexe gekettet. Drittens, er hatte die beiden vor ein paar Tagen vor dem Tod auf dem Scheiterhaufen bewahrt.
Neisetsch Madalak kratzte sich am Kopf und überlegte angestrengt. Einfach alle drei umbringen? Schwierig. Erstmal nur die Pilx umbringen und dann mal weiter sehen? Aber wie? Ein Eisregen würde sie vermutlich kaum beeindrucken, dafür sofort seine Identität verraten. Und warum hatten Bikkas eigene Leute sie auf den Scheiterhaufen geschleppt? Die komplizierte Situation erforderte ausführliche Überlegungen, aber für die war wenig Zeit.
Er korrigierte sich: keine Zeit.
Denn er spürte etwas kaltes an der Nasenspitze: Das falsche Ende eines Schwertes. »Kopfkratzen höre ich
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