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Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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abkürzen. Geht schneller.«
    Mein Magen krampft sich zusammen. Der Gruselquotient steigt rapide. Auf der Straße kann uns wenigstens nichts anspringen. Und der Schnee ist da auch nicht so hoch, so dass wir schneller weglaufen können, sollte irgendwas auftauchen. Ich werfe einen Blick zum Bus zurück. Alice drückt ihr Gesicht an die Scheibe, blass und geisterhaft. Plötzlich weiß ich mit absoluter Gewissheit, dass Smitty und ich auf uns allein gestellt sind, sollten wir in einen Hinterhalt geraten.
    Wir erreichen die Bäume und bleiben neben einem großen Ahorn stehen, der still und mit Schnee beladen ist.
    »Licht ist an.« Smitty zeigt an den Zapfsäulen vorbei zur Kasse. »Nichts rührt sich. Vielleicht sind da drin auch alle tot?«
    Ich kriege eine Gänsehaut, ich kann nichts dagegen machen. »Gibt nur einen Weg, das rauszufinden.«
    Wir huschen vorsichtig zum Vorhof hinüber, dann zu den Glastüren des Ladens hin. Ich greife nach der Klinke.
    »Warte!«, sagt Smitty rau. »Da ist jemand hinter dem Tresen!«
    Und wirklich, hinter der Registrierkasse ist der Kopf eines Mannes zu sehen. Sein Gesicht ist bleich und feucht, mit einem Büschel staubig schwarzer Haare darüber. Ihm hängt eine Zigarette aus dem Mundwinkel und Rauch kräuselt sich empor, während er zu uns herüberstarrt. Einen Moment lang frage ich mich, ob der Kopf in der Luft schwebt, dann kommt eine Hand hoch und die Zigarette ist verschwunden.
    Gott sei Dank . Ein richtiger, lebendiger Erwachsener, der dafür sorgen kann, dass dieser Mist hier aufhört.
    »Verpisst euch!« Eine knacksende Stimme über Lautsprecher. »Die Tür ist abgeschlossen. Macht, dass ihr wegkommt.«
    Smitty schlägt gegen die Scheibe. »Lassen Sie uns rein, Mister. Machen Sie schon, wir brauchen Hilfe!«
    »Nein«, ruft der Mann. »Geht weg!«
    »Sir, wir sind bloß Schüler«, rufe jetzt ich. »Und unser Busfahrer braucht einen Arzt. Sie müssen uns helfen!«
    »Wenn ihr wisst, was gut für euch ist, dann zieht ihr jetzt Leine!«, brüllt der Mann und verschwindet hinter dem Tresen.
    »Wir brauchen ein Telefon, du Wichser.« Smitty tritt gegen die Tür.
    Ich sehe ein Schild: Kundentoiletten , mit einem Pfeil, der um die Ecke zeigt. »Lass mal«, sage ich zu Smitty. »Vielleicht kommt man hintenrum rein.«
    Und wirklich, so ist es.
    »Hier rein.« Smitty geht vor und zieht mich durch eine Tür, als wäre es seine Idee gewesen. Drinnen ist es dunkel. Ich erkenne einen kurzen Flur und auf jeder Seite eine Tür. Auf der einen steht WC , auf der anderen Privat . Die versuchen wir.
    Da drin ist es noch dunkler. Ich taste nach dem Lichtschalter. Flackernd geht eine gelbe Neonröhre an. Zum Glück ist niemand da. Es ist ein Hausmeisterraum mit einer zweiten Tür am Ende.
    »Da geht’s in den Laden.« Smitty versucht die Klinke. »Abgeschlossen. Aber mit irgendwas hier drin können wir sie aufbrechen.« Er fängt an die Regale abzusuchen.
    Ich weiß, dass es jetzt so weit ist. Ich habe es lange genug hinausgezögert.
    »Ich check mal die Toilette«, sage ich zu Smitty. »Bin gleich wieder da.« Ich gehe in den Flur hinaus und gucke durch die Tür, auf der WC steht. Drei Kabinen und ein Waschbecken. Ich schlüpfe in die erste Kabine, schließe ab und hocke mich schaudernd hin. Lebensgefährliche Lage hin oder her, wenn man muss, dann muss man.
    Anschließend kommt mir alles schon viel besser vor. Ich bleibe noch einen Moment sitzen und hole tief Luft. Alles wird gut. Wir gehen jetzt da in den Laden, rufen die Polizei und kommen aus diesem Höllenloch hier raus. In ein paar Stunden bin ich wieder zu Hause, esse den Mikrowellenfraß meiner Mutter und weiche wie immer gereizt ihren nervigen Fragen aus. Ich reibe mir das Gesicht, schüttele meine Schultern aus und gestatte mir einen tiefen, von Herzen kommenden Seufzer.
    In der Nachbarkabine antwortet etwas mit einem schrecklichen, todesröchelnden Ächzlaut.

Kapitel
 
4
  Eine Sekunde lang frage ich mich, ob ich mir das Ächzen eingebildet habe. Weil ich natürlich gern möchte , dass es nur Einbildung war. Und wie ich es möchte!
    Ich habe mal einen Bären gesehen. Da war ich auch gerade pinkeln. Wir haben zu Hause in den Staaten eine Wanderung gemacht – einer der letzten Ausflüge, zu denen Dad mich mitgenommen hat, bevor er krank wurde. Ich habe mich jedenfalls weggeschlichen, um pinkeln zu gehen, weil ich absolut nicht wollte, dass mein Vater sah, wie ich irgendwo hockte. Als ob er überhaupt geguckt hätte. Als ob ihn

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