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Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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Taylor gelegen hat, von frischem Schnee bedeckt. Irgendein Klumpen ist zu sehen, glaube ich, aber ich bin mir nicht sicher.
    Gut. Nichts zu sehen macht es leichter.
    Als wir beim Café ankommen, ist mein Blutkreislauf wieder in Gang gekommen. Jetzt ist nicht die Zeit, in Selbstmitleid zu baden oder zu weinen oder sich Dinge auszumalen oder sich zu fragen, warum. Jetzt ist die Zeit, jedes kleinste bisschen Stärke und Selbstbeherrschung und Hoffnung zusammenzuraffen. Ich ringe dermaßen die Hände, dass die weißen Knöchel durch die Haut schimmern.
    Vor dem Cheery Chomper bringt Pete den Bus zum Stehen.
    »Endstation, alle aussteigen«, ruft er. Er hat beinahe Spaß an der Sache. »Diese Linie endet hier.«
    »Wag es ja nicht«, sagt Alice leise, aber wir ignorieren ihn einfach.
    Im Café brennt nur wenig Licht – und das flackert auch noch wild, wie ein Stroboskoplicht. Niemand ist zu sehen, weder lebendig noch tot, noch dazwischen.
    Carrot Man Gemüsesaft! Hol dir den Extra-Kick!
    Das Banner, das über dem Eingang hing, ist an der einen Seite abgegangen. Es flattert leicht im Wind und winkt uns lockend.
    »Ich glaube, wir können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass alle, die da drin waren, jetzt weg sind«, sagt Pete. »Wahrscheinlich hat Smitty sie bei der Tanke vaporisiert.« Aber er bleibt hinterm Steuer sitzen und der Motor läuft immer noch.
    »Ach ja?«, sagt Smitty. »Wie wär’s, wenn du deine Theorie selbst überprüfst?«
    Pete macht den Motor aus, rührt sich aber nicht vom Fleck.
    Wir rühren uns alle nicht vom Fleck.
    »Wenn wir bloß im Bus rumhängen, kommen wir auch nicht weiter.« Damit will ich nicht nur die anderen überzeugen, sondern auch mich. Ich spähe ins Café hinein. Beim Tresen blinken Weihnachtslichter. Wir haben den 9. Januar, die Teile hätten schon lange weggeräumt sein müssen. Bringt das nicht Unglück? »Wir können davon ausgehen, dass niemand kommt«, fahre ich fort. »Sonst wären sie schon längst hier.«
    »Wo ist Gareth?«, fragt Alice plötzlich. »Wenn er mit dem Laptop hierherwollte, warum ist er dann nirgends zu sehen?«
    »Der ist wahrscheinlich irgendwo hinten, in einem anderen Raum«, sagt Smitty. »Ich werd’ ihm in den Arsch treten, wenn ich ihn sehe.«
    Alice dreht sich um und blinzelt. »Und allen anderen auch, die sich hinten verstecken?«
    Da sagt sie was Wahres. Bloß weil wir niemanden sehen können, heißt das nicht, dass da drin nicht alle möglichen Untoten darauf warten, munter über uns herzufallen. Trotzdem müssen wir was unternehmen, so viel steht fest.
    Schon klar, ich habe die Filme auch alle gesehen. Glaubt mir, ich habe genau wie ihr in meinen Fernseher hineingeschrien. Geht nicht in dieses Spukhaus, ihr Loser! Spaziert nicht auf diesem Friedhof rum! Geht nicht gucken, was das für ein Geräusch im Keller ist! Bleibt in dem netten, sicheren Bus und geht nicht in das gruselige Café! Wir sind hier einigermaßen sicher. Wir sind mobil – bis zu einem gewissen Grad. Ms Fawcett hat mehr zuckerhaltige Getränke mitgenommen, als für eine Gruppe Jugendlicher ratsam wäre. Wir sind noch alle in einem Stück. Es gibt sogar ein Klo an Bord. Wir sollten einfach hierbleiben, richtig?
    Was man nicht begreift, solange man nicht selber in so einer Situation steckt, ist, wie sehr es einen juckt, was zu machen. Vielleicht sind es die Hormone oder irgendeine Todessehnsucht oder der fehlende Zugang zu Social-Network-Seiten, aber verdammt ist das schwer, in so einem Bus einfach hockenzubleiben. Neugier kommt noch hinzu. Wie man es auch dreht und wendet, wir können gar nicht anders, als in dieses Café reinzuspazieren und unserem möglichen Tod ins Auge zu sehen. Das ist jetzt angesagt. Die Frage ist bloß, wie lange es dauert, den Mut dafür aufzubringen.
    Nicht so lange. Smitty bewegt sich Richtung Tür. »Ich geh da jetzt rein.«
    Ich bewaffne uns mit Skiern, Skistöcken, Boards – hey, hat das letzte Mal doch gut funktioniert –, die Tür geht auf und wir strömen alle nach draußen. Pete macht aufmerksamerweise hinter uns wieder zu.
    Auf den Eingangsstufen liegt frischer Schnee, aber er ist von den Sohlenabdrücken unserer untoten Mitschüler verklumpt. Wir nähern uns unbeholfen der Tür, bewegen uns wie die ersten Menschen auf dem Mond. Wir spähen durch die Scheibe. Die Luft ist rein. Smitty macht langsam die Tür auf … ein kleines Stück, dann weiter, dann ganz.
    Als er eintritt, piept laut die moderne Version einer Ladenklingel

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