Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
Vom Netzwerk:
Packesel. Die Bäume verdecken an manchen Stellen den Himmel. Das Ganze kommt mir sehr wie unbefugtes Eindringen vor und ich sehe ständig schon irgendwas aus dem Unterholz springen.
    Passiert aber nicht.
    Wir alle werfen immer wieder Blicke nach hinten in der Hoffnung, dass uns niemand folgt. Nach ein paar Malen machen wir uns einen Scherz draus – mal schauen, wer am längsten aushält, ohne hinzugucken. Aber das Schicksal meint es gut mit uns und anscheinend haben wir sie abgehängt. Das Adrenalin von der Verfolgungsjagd hat sich inzwischen verbraucht. Mir ist kalt und ich bin erschöpft.
    Schließlich macht die Straße eine scharfe Kurve und vor einem glitzernden Hintergrund kommt ein schwarzer Klotz in Sicht. Eine Burg und ein zugefrorener See.
    Und Licht ist auch an.

Kapitel
 
15
   »There’s a light«, singt Smitty, »over at the Frankenstein place …«
    Wir stehen vorm Burgtor. Oder jedenfalls stehen die meisten. Alice ist in die Knie gesackt und wir sind zu fertig, um ihr wieder hochzuhelfen. Smitty ist der Einzige, der noch Energie hat: Er gibt sich abartig heiter, mit plötzlichen Musical-Anwandlungen. Er hat schon den ganzen Weg die Straße hinunter gesungen, seit wir die Burg das erste Mal gesehen haben; am Anfang war es noch irgendwie lustig und gruselig, aber jetzt nervt es nur noch. Es stürmt jetzt wieder und ohne Handschuhe drohen mir die Finger abzufallen. Die Riemen der Rucksäcke schneiden in meine Schultern wie total dünne Schnüre. Ich klemme mir die Hände unter die Achseln und blicke zu dem Hindernis hinauf, das uns vom Weitergehen abhält.
    Das Tor ist hoch und die Flügel sind mit einer schweren verschlungenen Kette und einem großen alten Vorhängeschloss gesichert. Wer immer in dieser Burg wohnt, ist für Besucher nicht zu sprechen. Das Licht, das uns hierhergelockt hat, kommt aus einem Fenster im Erdgeschoss neben einer riesigen, dunklen Tür, die man kaum sehen kann. Mehr Licht gibt es nicht, nirgends.
    Ich sehe mich am Tor nach einer Gegensprechanlage um, aber das hier ist Schottland und nicht Beverly Hills. Auf die Gefahr hin, mit der Haut daran festzufrieren, rüttele ich an dem vereisten Tor, aber es rührt sich kaum. Es besteht aus kunstvoll verschlungenem Schmiedeeisen ohne gute Griff- oder Trittmöglichkeiten und die Backsteinmauer links und rechts ist auch zu hoch. Smitty hat sie schon nach Tigger-Art zu überspringen versucht.
    »Meint ihr, wir kommen auf der Rückseite rein?«, frage ich.
    »Würde das nicht dem Sinn einer Schutzmauer fundamental widersprechen?«, hält Pete dagegen.
    »Warum rufen wir nicht?«, fragt Lily. »Dann kommt schon einer und lässt uns rein.«
    »Nicht rufen!« Pete bricht seine Regel fast selbst und sieht sich nervös um. »Nach allem, was wir wissen, sind die Horden dicht hinter uns.«
    »Warum … gehen wir nicht durch das Tor?«, sagt Alice schleppend. Sie hat sich wieder aufgerappelt und lehnt an dem einen Torflügel. Sie fummelt an dem Vorhängeschloss herum und wickelt langsam die dicke Kette ab, die mit einem gedämpften Klirren in den Schnee rutscht.
    »Wie zum Teufel …?«, stottert Pete.
    »Lizzie?«, fragt Smitty. »Hast du das Schloss mit einer Haarnadel geknackt?«
    Alice schneidet eine spöttische Fratze. »Das Schloss war überhaupt nicht zu, du Schnarchnase.« Sie hält es hoch.
    Wir starren sprachlos drauf. So weit ist es gekommen. Dass es jemand mit Gehirnerschütterung braucht, damit wir überhaupt richtig hingucken.
    »Ich weiß nicht«, murmelt sie. »Manchmal macht ihr Loser euch das Leben einfach zu schwer.«
    Smitty lacht schallend und klopft Alice auf den Rücken, dann zieht er das Tor auf.
    Dieser Erfolg gibt uns Auftrieb, und sobald wir hinter uns wieder die Kette um die Torflügel geschlungen haben, eilen wir mit frischer Kraft in den Beinen über die verschneite Freifläche, die uns von der Eingangstür trennt.
    Der dunkle Koloss der Burg kauert über uns, mit einem Rapunzelturm und Ecktürmen, die zum Nachthimmel aufragen. Wir steigen ein paar flache Stufen zur Tür hinauf. Das Licht hinter dem Fenster wirft einen orangen Schimmer vor unsere Füße. Das Fenster ist zu hoch zum Hineinsehen; es gibt keinen Vorhang, aber das Glas ist von Bleilinien durchkreuzt. Nicht unbedingt Gitterstäbe zwar aber deutlich besser, als wir erwarten durften. Wenn wir da reinkommen, dann müssen die Untoten auf jeden Fall draußen bleiben, außer sie haben Granatwerfer, und davon war bis jetzt nichts zu sehen.
    Smitty

Weitere Kostenlose Bücher