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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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im Zimmer war erstarrt, und ich sah, wie ein grimmiges Lächeln über die Lippen des Magiers huschte. Sein Blick begegnete meinem, und ich wusste: Der Verrückte würde mich tatsächlich töten, auch wenn es den Tod für ihn selbst bedeutete.
    Doch wir hatten beide Mircea vergessen. Er kam aus dem Nichts, ein dunkler Schemen in meinem Blickfeld, packte den Magier, brach ihm das Handgelenk und warf die Granate aus dem Fenster. Während ich noch überrascht blinzelte, ergriff Mircea den Magier an der Kehle und hob ihn vom Boden. Eine Sekunde später sprang Louis-Cesar übers Sofa – der Golem lag in Scherben hinter ihm –, doch ich sah in seinem Gesicht die Erkenntnis, dass er zu spät gekommen wäre. Ich konnte mich noch immer nicht bewegen, aber Raffael schaffte es, sich vom Zauber zu befreien. Mit Mirceas Anzugjacke schlug er nach zwei Ampullen, die seinen Kopf zu erreichen versuchten. Die Explosion der hinausgeworfenen Handgranate erschütterte das Zimmer – Putz bröckelte von der Decke, und Glassplitter flogen an den dicken Vorhängen vorbei. Die unsichtbare Hand ließ mich schließlich los, und ich keuchte, sank auf den Stuhl zurück und hustete vom Staub, der mir in den Hals geriet. Das Krachen der Explosion hallte in meinen Ohren wider.
    Mein besorgter Blick ging zu Pritkin, aber der Magier war inzwischen aus dem Verkehr gezogen. Mit seinem Arsenal sah die Sache anders aus, doch Louis-Cesar hatte mit einem leisen Singsang begonnen, der die fliegenden Dinge träge machte. Rafe ergriff zwei vor seinem Gesicht schwebende Ampullen und legte sie in den Korb am Kamin, nachdem er ein Arrangement aus getrockneten Blumen auf dem Boden verstreut hatte. Er legte den Deckel auf den Korb, sammelte dann die übrigen Teile des fliegenden Arsenals ein und fügte sie der Sammlung hinzu. Ich beobachtete, wie der Deckel wackelte, als die gefangenen Waffen versuchten, in die Freiheit zurückzukehren. Eine Ampulle, die Rafes Aufmerksamkeit entging, schlich sich an mich heran – sie kroch über den Boden, unbemerkt von den anderen. Ich starrte auf sie hinab und fragte mich, wie ich sie abwehren sollte, ohne dass das Glas zerbrach und mich der Inhalt traf. Doch mein Armband wusste besser zu kämpfen als ich. Es zog meinen Arm hoch und warf ein Messer, das die Ampulle traf. Mit einem dumpfen Pochen löste sich der kleine Behälter auf und hinterließ nur einen muffigen Geruch. Mirceas Stimme klang ruhig und sehr überzeugend. »Rufen Sie sie zurück, Magier, oder ich zeige Ihnen die Nahrungsaufnahme des alten Stils.« Ich glaubte ihm, aber Pritkin war sturer und erwies sich erneut als dumm. Die Flinte richtete sich vom Boden auf und zielte auf mich. »Nur zu. Aber ich nehme Ihre Dämonenhure mit!«
    Louis-Cesar sprang nach der Waffe und riss sie nach oben, als der Schuss knallte und ein Loch in den Kamin hinter mir riss. Nur wenige Zentimeter nach links, und ich hätte in mehr Fetzen dagelegen als der Golem. Ein Hagel aus Stein- und Mörtelsplittern gesellte sich der Staubwolke hinzu, und mehrere fliegende Bruchstücke trafen mich. Ich schrie, und im nächsten Augenblick schien ein Orkan durchs Zimmer zu wehen. Durch den um uns heulenden Sturm aus Staub und Splittern beobachtete ich, wie die Gelassenheit aus Mirceas Gesicht verschwand und etwas Wildes zum Vorschein kam. Ich hatte andere Vampire ohne die menschliche Maske gesehen, aber ein solches Erscheinungsbild hatten sie nicht geboten. Er war gleichzeitig schrecklich und wunderschön, mit glänzender Alabasterhaut, langen Reißzähnen und Augen, in denen Flammen zu lodern schienen. Der Wind presste Pritkin an die Wand und übte solchen Druck aus, dass sich sein Gesicht in eine Grimasse verwandelte. Doch seine Sicht blieb unbeeinträchtigt, und die Augen wiesen darauf hin, dass er nicht geahnt hatte, was sich hinter dem so ruhigen Äußeren Mirceas verbarg. Hatte er vielleicht angenommen, dass sich die Mitglieder des Senats ihren Posten mit Wohlfahrtsarbeit verdienten? Es erstaunte mich, dass es Pritkin gelungen war, bis zu diesem Zeitpunkt zu überleben.
    »Cassandra gehört mir«, sagte Mircea mit einer Stimme, die in der Lage gewesen wäre, Glas zu schmelzen. »Ob Kreis oder nicht: Wenn Sie sie noch einmal anrühren, verwandle ich Sie und sorge dafür, dass Sie den Rest der Ewigkeit damit verbringen, um den Tod zu betteln.«
    »Mircea!« Louis-César versuchte nicht, ihn zu berühren, aber seine Stimme durchdrang den Sturm. »Bitte. Du kennst die Situation. Es gibt andere

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