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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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gefallene Sibylle, aber dies ist viel schlimmer, als ich dachte. Und was ich weiß, das weiß auch der Kreis. Wenn ich sie nicht töte, dann kommen ein Dutzend oder hundert andere.« Er sah mich an, und wenn Blicke töten könnten, hätte er dem Kreis die Mühe erspart. »Ich habe schon einmal gegen ein solches Wesen gekämpft. Ich weiß, wozu sie fähig sind, und ich werde es nicht am Leben lassen.«
    Er wollte erneut auf mich zuspringen, aber damit hätte er sich fast selbst erdrosselt, denn Mirceas unsichtbarer Griff war hart wie Stahl. Einen sonderbaren Kontrast dazu bildete Mirceas Gesicht, das jetzt wieder die übliche ruhige Gelassenheit zeigte. In den Augen leuchtete nur vages Interesse, die Wangen hatten ihre normale Farbe, und die Lippen deuteten ein Lächeln an.
    Der glühende Zorn war verschwunden. Mir lief es kalt über den Rücken – so erstaunliche schauspielerische Fähigkeiten beunruhigten mich. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Magier zu und begriff allmählich: Die einzige Person, die mir absolut nichts vormachte, war der Mann, der gerade versucht hatte, mich zu töten. Nett.
    »Ich bin kein
Geschöpf
oder
Wesen«,
sagte ich und achtete darauf, außer Reichweite zu bleiben. »Ich weiß nicht, was Ihrer Meinung nach hier geschieht, aber ich bin keine Gefahr für Sie.«
    Pritkin lachte, und es klang seltsam, halb erstickt. »Natürlich nicht. Ich bin zu alt, als dass eine Lamia Interesse an mir hätte. Jene, die ich getötet habe, opferte ihrer elenden Existenz zwanzig Kinder. Ich lasse nicht zu, dass so etwas noch einmal geschieht.«
    Ich rang den Ärger nieder, drehte mich zum Fenster um und zog die Vorhänge beiseite. Draußen erstreckte sich eine rötlich braune Landschaft unter einem hellblauen Himmel. Eine recht große Gruppe hatte sich bei dem von der Handgranate geschaffenen Loch eingefunden, aber niemand störte uns. Vermutlich dachten die Leute, dass wir auch allein zurechtkamen. Ich wandte mich wieder dem hasserfüllten Gesicht zu. »Was ist, wenn Sie sich irren und ich kein solches Monstrum bin? Wollen Sie nicht sicher sein, bevor Sie mich töten?«
    »Ich weiß bereits Bescheid. Kein Mensch ist zu dem in der Lage, was Sie getan haben. So etwas ist einfach nicht möglich .«
    »Vor einigen Tagen hätte ich Ihnen zugestimmt. Jetzt sehe ich die Sache anders.« Es fiel mir schwer, Pritkins Blick standzuhalten. Nie zuvor hatte mich jemand mit solchem Hass angesehen. Tony wollte mich töten, aber wenn er mich jemals erwischen sollte … Ich war bereit zu wetten, dass seine Augen nicht so aussehen würden. Er sah mich als ein Ärgernis hoch zehn und als eine Möglichkeit, Vereinbarungen zu besiegeln, nicht als die Verkörperung des Bösen. Zwar wusste ich, dass Pritkin sich irrte, aber ich fühlte mich schuldig, und das machte mich zorniger als der Angriff auf mich.
Ich
war hier nicht der irre Mörder.
    »Sie haben gesagt, Sie hätten solche Wesen schon einmal gejagt. Gibt es nicht eine Art Test, den Sie vorher machen, um Gewissheit zu erlangen? Oder töten Sie einfach alle, die Sie für verdächtig halten?«
    »Es gibt Tests«, brachte Pritkin zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Allein das Gespräch mit mir schien für ihn auf Folter hinauszulaufen. »Aber sie würden Ihren Vampir-Verbündeten nicht gefallen. Es geht dabei um Weihwasser und Kreuze.«
    Ich sah Mircea erstaunt an, und er rollte mit den Augen. Welchen Unsinn las Pritkin? Bram Quatschkopf Stoker? Dämonen fürchteten sich vielleicht vor heiligen Dingen, aber Vampire bestimmt nicht. Mirceas Familienwappen zeigte einen Drachen, das Symbol des Mutes, der ein Kreuz umarmte, ein Zeichen für den Katholizismus der Familie. Es schmückte die Wand hinter seinem Sitz im Senat, aber Pritkin war vermutlich so sehr damit beschäftigt gewesen, mich anzustarren, dass er es nicht bemerkt hatte. Ich dachte daran, ihn daraufhinzuweisen, dass der Vampirismus der Lykanthropie insofern ähnelte, dass er eine metaphysische Krankheit war. Aber wahrscheinlich wäre er nicht bereit gewesen, mir zu glauben, wenn ich ihm gesagt hätte: Die Legenden, nach denen sich ein Dämon in jedem neuen Vampir niederließ, gingen auf die Hysterie im Mittelalter zurück. Pritkin schien überall Dämonen zu sehen, ob es sie gab oder nicht. Die einzigen Waffen aus dem Hollywood-Arsenal, die tatsächlich gegen Vampire wirkten, waren Sonnenlicht – zumindest für die jüngeren –, Pflöcke und Knoblauch, und Letzteres auch nur, wenn man es als Teil eines

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