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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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etwas auseinander. Ich brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, was mit ihm los war, denn so etwas geschah nicht jeden Tag. Einen wichtigen Hinweis lieferte mir ein warmes Gefühl, fast wie von einer Flüssigkeit, das von dem schiefen Pentagramm auf meinem Rücken ausging – jemand schien mir heißes Öl auf die Haut zu schütten. Hinzu kam, dass sich am Arm und auf der Brust des Vampirs Linien zeigten, die goldgelb glühten und sich zischend ins Fleisch bis auf die Knochen brannten. Ich beobachtete, wie ein Striemen das von meiner Kugel stammende Loch in der Brust vereinnahmte und sich tiefer hineinfraß. Verblüfft starrte ich den Vampir an. Der Form der Linien ließ sich entnehmen, dass mein Schutzzauber aktiv geworden war.
    Das kam einer Ironie des Schicksals gleich, denn es musste Tony gewesen sein, der mich damit ausgestattet hatte. Ich hatte immer geglaubt, dass er einem Schwindel aufgesessen war: Das ursprüngliche Pentagramm hatte sich im Lauf meines Wachstums gedehnt und war inzwischen zu einem hässlichen Tattoo geworden, das die Hälfte meines Rückens und einen Teil der linken Schulter bedeckte. Aber auch wenn es nicht mehr besonders gut aussah, es schien noch immer seinen Zweck zu erfüllen. Andererseits: Der Vampir, der mich angegriffen hatte, war kein Meister – die heiße Energie war von hinter uns gekommen –, und es blieb eine offene Frage, wie mein Pentagramm bei einem der Big Boys wirken würde. Ich war beeindruckt von dem, was es bei diesem Typen geschafft hatte. Nur einmal zuvor hatte es Aktivität entfaltet und den Arm eines Straßenräubers so sehr versengt, dass ich entkommen konnte. Bei jener Gelegenheit hatte es ein Mensch auf mich abgesehen gehabt. Reagierte der Schutzzauber vielleicht umso intensiver, je stärker mein Gegner war? Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass ich es bald herausfinden würde. Ich wusste ein wenig über Schutzzauber Bescheid, denn Tony hatte immer zwei Zauberschmiede in seinen Diensten, um sein Zuhause und die Geschäfte mit magischen Bollwerken zu schützen. Von ihnen hatte ich erfahren, dass es drei Hauptkategorien gab: Grenzzauber, Energiezauber und Schutzzauber. Tony verwendete Grenzzauber als Tarnung, wenn er etwas Illegales versuchte. Also ständig. Energiezauber waren komplexer. Die guten von ihnen wirkten besser gegen Stress als Prozac und halfen Personen dabei, mit emotionalen Belastungen fertigzuwerden. Aber Tony machte vor allem von den schlechten Gebrauch, die es ihm erlaubten, wichtige geschäftliche Verhandlungen zu beeinflussen. Wer sich im Einflussbereich eines solchen Zaubers befand, fühlte sich in eine heitere Stimmung versetzt und glaubte plötzlich, dass halsabschneiderische Taktiken viel zu anstrengend waren, wenn es doch genügte, einfach mit dem einverstanden zu sein, was Tony vorschlug. Es gab zwei Arten von Schutzzaubern: persönliche Schilde und Wächter. Eugenie machte mich in meiner Kindheit mit der ersten Art vertraut. Ohne Schilde könnte ich sogar den Geist eines Geistes wahrnehmen, die vagen energetischen Spuren, die sich wie die glühenden Linien auf einer Karte in die Vergangenheit erstreckten und mir mitteilten, dass einst, vielleicht vor Hunderten von Jahren, ein Geist diesen Ort passiert hatte. Je älter ich wurde, desto mehr lenkten mich jene Eindrücke ab, vielleicht deshalb, weil Tonys alte Villa zwischen einer indianischen Begräbnisstätte und einem Kolonialfriedhof stand. Eugenie hatte es schließlich sattgehabt, dass ich beim Unterricht immer wieder abgelenkt war, und deshalb hatte sie mir die Möglichkeit gegeben, mich abzuschirmen. Sie lehrte mich, mein Energiefeld wahrzunehmen – manche Leute sprachen in diesem Zusammenhang von »Aura« – und mit meiner Kraft eine schützende Barriere darum herum zu schaffen. Schließlich gingen mir die Schilde in Fleisch und Blut über. Sie filterten alles, abgesehen von aktiven Geistern im Hier und Heute.
    Aber solche Schilde waren nur so mächtig wie die Person, von der sie stammten, da sie auf der persönlichen Kraft basierten, und die meisten von ihnen genügten nicht, um einen mit aller Entschlossenheit vorgetragenen geistigen oder körperlichen Angriff abzuwehren. An dieser Stelle kamen Wächter ins Spiel. Geschaffen wurden sie von Leuten, die Magie anwandten, und sie waren dazu bestimmt, eine Person, ein Objekt oder einen Ort vor Schaden zu bewahren. Man konnte sie einsetzen, um Gefahren abzuwehren, meistens dadurch, indem das Böse zum Absender zurückgeschickt

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