Untot mit Biss
Zigeunerfamilie, deren Tochter durch seine Schuld starb. So ist es ursprünglich geschehen, nicht wahr?« Ich brauchte eine Sekunde, um die Worte zu verstehen. »Soll das ein Witz sein?«, sagte ich. Er warf mir einen warnenden Blick zu, und daraufhin schwieg ich.
Tomas schien gar nichts davon zu bemerken. »Sie war ihre einzige Tochter. Der König befahl ihren Tod, um einen bleibenden Eindruck bei ihrem Halbbruder zu hinterlassen, aber das wusste die Familie nicht. Sie gab dem Mann die Schuld, von dem sie glaubte, dass er ihre Tochter verführt und dann ihren Tod veranlasst hatte, als er ihrer überdrüssig geworden war. Die Großmutter, eine sehr mächtige Frau, verfluchte ihn mit Vampirismus.«
Rafe war inzwischen wieder auf die Beine gekommen, sah aber nicht besonders gut aus. Er begann zu sprechen, doch ich schüttelte rasch den Kopf-Tomas sollte nicht daran erinnert werden, dass er zu den Anwesenden zählte.
Was Tomas betraf … Er schien völlig in seiner Geschichte aufzugehen. »Als ich begriff, dass Cassie uns in eine Zeit gebracht hatte, in der Louis-César noch lebte, sah ich die perfekte Gelegenheit, mich zu befreien. Ich dachte: Wenn die junge Frau befreit wird, gibt es für die Großmutter keinen Anlass, einen solchen Fluch auszusprechen, und dann stirbt Louis-César nach einem ganz normalen menschlichen Leben. Ich werfe ihm vor, viel Leid verursacht zu haben, wenn auch größtenteils unabsichtlich. Dass er schließlich wie ein gewöhnlicher Mensch stirbt, wenn seine Zeit gekommen ist … Darin sah ich keine große Tragödie. Ich weiß nicht, was schiefging, wie er dennoch zum Vampir wurde, aber es spielt keine Rolle.« Er sah mich an. »Du bringst mich zurück, Cassie, und diesmal werde ich direkter vorgehen. Du musst mir helfen, von einem Körper Besitz zu ergreifen, damit ich genug Kraft habe, ihn zu töten.«
Ich starrte ihn an. Zum Teufel auch, welche Antwort erwartete er von mir:
Klaro, kein Problem?
Ich hielt ihn allmählich für ebenso plemplem wie Rasputin.
Bevor ich etwas erwidern konnte, erschien Billy Joe vor mir. »Cassie! Sie sind im Senatsraum. Wenn du etwas tun willst, dann halte ich das für den geeigneten Zeitpunkt.«
»Was sollte ich denn tun? Ich muss Louis-Cesar berühren, um durch die Zeit zu reisen, und er ist nicht hier!«
»Lass dir besser was einfallen. Die Schutzzauber des Senats werden so schnell überwunden, als wären sie vom Lehrling eines Zauberschmieds geschaffen, und die getarnten Türen in den anderen Zimmern täuschen niemanden, wenn sie bereits bekannt sind. Die Angreifer werden gleich hier sein.«
»Warum sollte Cassandra dir helfen?«, fragte Mircea und klang so gefasst, als führten er und Tomas ein höfliches Gespräch beim Tee. »Was kannst du ihr mehr anbieten als wir?«
Tomas sah zu Rafe. »Zum Beispiel das Leben eines alten Freunds.« Sein Blick kehrte zu mir zurück. »Wenn du uns hilfst, garantiere ich Raffaels Sicherheit, Cassie. Wenn nicht … Tony hat gebeten, mit ihm abrechnen zu können, dafür, dass er Mirceas Informant gewesen ist. Dir ist doch klar, was das bedeutet?«
»Ich fasse es nicht«, sagte ich. »Monatelang haben wir zusammengelebt. Wenn du mich verraten wolltest … Warum nicht schon früher? Warum jetzt?«
»Ich habe dich nicht verraten«, sagte Tomas eifrig. »Denk darüber nach. Mircea hätte fast zugelassen, dass man dich umbringt – warum traust du ihm? Hat er für deine Sicherheit gesorgt? War er da, als du angegriffen wurdest?
Ich
habe dich gerettet, nicht er! Und mir ist klar geworden, dass Rasputin die richtige Antwort für uns beide sein könnte.« Er richtete einen fast flehentlichen Blick auf mich. »Verstehst du nicht? Wenn Louis-Cesar tot ist, kann ich Alejandro erneut herausfordern, und diesmal schlage ich ihn! Derzeit geht ein großer Teil meiner Kraft in das Bemühen, mich dem Willen meines Herrn zu widersetzen; es schwächt mich so sehr, dass ich nicht tun kann, was getan werden muss.
Aber der Tod des Franzosen wird mich von dieser Bürde befreien, und dann kann ich mein Volk retten. Nachher brauchst du nicht mehr zu befürchten, dass dir irgendjemand ein Leid zufügen könnte. Als Konsul kann ich mehr, als nur Schutz versprechen; ich kann ihn dir geben.«
»Du
hast dich mit Rasputin in Verbindung gesetzt? Wann?«
»Nach deiner ersten Vision, als ich sicher war, wozu du in der Lage bist. Ich rief Tony an und schlug vor, dich zu übergeben, aber nur an Rasputin. Er versprach mir, dich am Leben zu lassen,
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