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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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kontrastreicher. Es dauerte nicht lange, bis all die Kraft einen Fokus fand. Sie traf mich wie eine plötzliche Flut: Eine Welle nach der anderen rollte über mich hinweg, und es fiel mir schwer, mich daran zu erinnern, warum ich Widerstand leistete und was überhaupt geschah.
    Tomas unterbrach den Kuss, und ich gab einen unwillkürlichen Protestlaut von mir, bevor ich seinen Mund wieder am Hals spürte. Diesmal hatte ich nichts dagegen, denn ich gewann den Eindruck von Zärtlichkeit, obwohl ein Teil von mir zur Kenntnis nahm: Sein langes Haar fiel über mein ruiniertes T-Shirt und verbarg es vor dem helleren Licht bei der Theke. Lucille, die einige Meter entfernt Gläser füllte, zeigte überrascht mit dem Daumen nach oben, als Tomas mit mir hinter die Theke trat. Ich versuchte nicht, um Hilfe zu rufen. Nicht einmal gegen einen schwachen Vampir hätte Lucille etwas ausrichten können, von einem Meister ganz zu schweigen. Aber ehrlich gesagt: Mir stand auch gar nicht der Sinn danach, um Hilfe zu rufen. Tomas schien es jedoch für möglich zu halten, dass ich auf dumme Gedanken kam, oder vielleicht wollte er kein Risiko eingehen. Was auch immer sein Motiv sein mochte, er küsste mich erneut, und es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass er wusste, was er tat. Das seidene Gefühl seiner Lippen auf den meinen brachte meine Gedanken noch mehr durcheinander, und als er sich schließlich von mir löste, war ich so benommen, dass ich den Fehler machte, seinem Blick zu begegnen. Sofort erstarrte ich innerlich, und alle Gedanken verschwanden, bis auf die an Tomas – in meinem Gehirn schien ein Schalter betätigt worden zu sein. Das Licht trübte sich, die Musik wurde leiser, bis ich schließlich nur noch sein Gesicht sah und nichts weiter hörte als den eigenen Pulsschlag in den Ohren. Warum hatte ich nie bemerkt, dass seine Augen so entzückend schräg standen? Die Wimpern waren Fransen aus schwarzer Seide über den kleinen Flammen, die das Thekenlicht in seinen Pupillen tanzen ließ. Etwas in mir reagierte auf die Hitze in seinem Blick. Meine Hände bewegten sich von ganz allein, strichen über seinen flachen Bauch und überwanden die kaum vorhandene Barriere des Hemds. Nur noch das Gefühl der harten Muskeln unter seiner weichen Haut schien wichtig zu sein. Ich hatte allein den Wunsch, mich nach oben zu arbeiten, den Hals zu erreichen, die Hände ins glänzende, mitternachtsschwarze Haar zu graben und festzustellen, ob es wirklich so weich, dicht und schwer war, wie es aussah. Doch der Anblick einer Brustwarze, die sich in einer der vielen Öffnungen des Hemds zeigte, lenkte mich ab, was nicht zum ersten Mal geschah. Ich fand heraus, dass sie ebenso gut schmeckte, wie sie aussah – was ich immer gewusst hatte –, und sie verhärtete sich, als sie meine Lippen und Zähne zu spüren bekam, als hätte sie sich danach gesehnt. Ich bemerkte kaum etwas davon, als Tomas mich wieder in den Lagerraum trug und die Tür mit dem Fuß zustieß. Er holte tief Luft und wich langsam von mir zurück. Nach einem Moment sprach er mit heiserer Stimme, die ganz anders klang als sonst. »Gib mir die Waffe, Cassie. Jemand könnte verletzt werden, wenn sich ein Schuss aus ihr löst.« Die ungewöhnlich scharfen Worte schufen ein wenig Klarheit in meinem Kopf. Der Anblick des ersten Angreifers trug ebenfalls dazu bei. In drei Teilen lag er da – mein Schutzzauber hatte sich ganz durch ihn gebrannt. Ich sah, dass schwarze Stellen auf dem hölzernen Boden zurückgeblieben waren und ein schiefes Pentagramm bildeten. Noch immer etwas benommen starrte ich darauf hinab und fühlte mich plötzlich sehr seltsam. Ich hörte ein Echo der Worte, die Tomas eben an mich gerichtet hatte –
jemand könnte verletzt werden –,
und sie erschienen mir ausgesprochen komisch.
    Ich hielt mich an ihm fest, um nicht zu fallen, und mein Arm mit der Pistole baumelte schlaff an seinem Rücken. Er nahm mir die Waffe aus der Hand und ließ sie verschwinden. Wohin, weiß ich nicht – von einem Augenblick zum anderen war sie einfach nicht mehr da. Tomas richtete einen besorgten Blick auf mich, und plötzlich war auch das komisch. Ich begann zu kichern und hoffte, dass Tony ihn gut bezahlte – er war echt super.
    »Cassie, ich kann dich tragen, wenn du möchtest, aber wir müssen weg.« Er warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Sie zeigte 20
Uhr
an. »Uns bleibt noch etwas Zeit, bis es so weit ist.« Ich kicherte noch immer, und die Stimme schien nicht mir zu

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