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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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und weigerte sich, seine Karteikarte zu nehmen und sie ins Fach mit der Aufschrift »irre Mörder und Vampire« zu stecken. Die Art und Weise, wie er mich hielt, half mir nicht dabei, die Verwirrung zu überwinden. Seine Hand glitt über meinen fast nackten Rücken, und er führte mich in einem Tanz, der langsamer und sinnlicher war, als die Musik eigentlich gestattete. Im Gegensatz zur Legende fühlte sich sein Körper warm an und so glatt wie Satin, aber was meine Hoffnungen betraf, mich aus seinem Griff zu befreien, hätte er genauso gut aus Stahl bestehen können. Mein Herz schlug schneller, und mir schwindelte, als er den Kopf senkte und ich seine Lippen am Hals spürte. Ich schnappte unwillkürlich nach Luft, als er den Hals küsste, als wäre er auf der Suche nach dem Puls. Es fühlte sich an, als wüsste mein Blut von seiner Präsenz, als würde es in der Halsschlagader langsamer und dicker, als wartete es da rauf, von ihm freigesetzt zu werden. Mir brach der Schweiß aus, und das hatte nichts mit der Wärme von so vielen zusammengedrängten Körpern zu tun. Wollte er mich hier töten, vor Hunderten von Zeugen? Ich schauderte, als ich daran dachte, dass er wahrscheinlich ungeschoren davonkommen würde. Er konnte mich einfach forttragen, ohne dass sich jemand etwas dabei dachte. Die Leute würden nur Tomas sehen, der sich um seine Mitbewohnerin kümmerte, die in der Hitze in Ohnmacht gefallen war. Was für ein Gentleman. Mir hätte klar sein müssen, dass so etwas geschehen würde. Wenn ich jemandem Vertrauen schenkte, dann betrog mich der Betreffende. Und wenn ich jemanden liebte, kam der Tod und brachte mir neue Einsamkeit. Tomas war bereits tot; das Muster schien sich also fortzusetzen.
    »Bitte widersetz dich mir nicht«, sagte er, und sein Atem auf meiner feuchten Haut bescherte mir einen wohligen Schauer. Die Worte wirkten wie eine Droge auf mich, tauchten mich in ein angenehmes, rosarotes Glühen, das mir Furcht und den größten Teil der Schmerzen nahm. Gleichzeitig fiel es mir schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen. Der fremde Einfluss war nicht so stark, als hätte ich einen Blickkontakt hergestellt, aber ich bekam trotzdem das Gefühl, von schwerem Wasser und nicht von Luft umgeben zu sein: Jede noch so kleine Bewegung kostete mehr Kraft, als eigentlich nötig sein sollte. Und wenn schon. Mit meinen Bewegungen richtete ich überhaupt nichts aus, abgesehen davon, dass der Schmerz in meinem wunden Handgelenk zunahm. Und offenbar erregte ich Tomas damit. Im Gesicht ließ er sich nichts anmerken, aber er hatte seinen Körper nicht völlig unter Kontrolle – deutlich fühlte ich, wie er unter der hautengen Hose angeschwollen war. Seine warmen Lippen strichen über meine. »Ich will dir nichts antun«, flüsterte er. Wenn es sinnvoll gewesen wäre, hätte ich ihn darauf hingewiesen, dass es keine Rolle spielte, ob er den Mord selbst erledigte oder mich einfach Tony übergab – am Resultat änderte sich dadurch nichts. Aber ich bekam keine Gelegenheit, etwas zu sagen, denn seine Lippen berührten mich erneut mit einem Kuss, der diesmal wesentlich leidenschaftlicher war. Er schlang die Arme fester um mich und küsste mich mit der Gier eines Verhungernden bei einem Festschmaus. Die starke Hand glitt weiter meinen Rücken hinab, bis sie den Rand des kurzen Lederrocks fand und darunterkroch. Plötzlich hob mich Tomas hoch und drückte mich an seine Taille, sodass mir gar keine andere Wahl blieb, als die Beine um ihn zu schlingen. Dadurch kam es zu einer derartigen Reizüberflutung, dass ich erst nach einer Minute merkte: Sein Tanz brachte uns zum Lagerraum zurück. Offenbar tötete er lieber im Privaten.
    Er küsste mich noch immer, als die ersten Energieschübe von ihm ausgingen und mich bis hin zu den Fingerspitzen erschaudern ließen. Entweder hatte etwas seine Konzentration gestört oder er achtete nicht mehr darauf, sich abzuschirmen. Warum sollte er auch? Vermutlich war ich die einzige Sensitive weit und breit, und ich wusste bereits, was er war. Für alle anderen sah er aus wie immer, aber für mich schien er in flüssiges Gold getaucht worden zu sein, was dazu führte, dass er in dem dunklen Raum wie eine kleine Sonne leuchtete. Die Menge der von ihm ausgehenden Energie richtete mir die Härchen auf den Armen und am Nacken auf, als sie um uns herumwaberte und knisterte. Die Luft selbst schien Gewicht zu bekommen und fühlte sich wie vor einem Gewitter an – alles war plötzlich klarer, heller und

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