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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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sie hinter mir zu und tastete mich dann an der Theke entlang. Ich konnte noch immer nicht tief durchatmen, und Krämpfe schüttelten mich, als müsste ich mich übergeben. Doch dafür hatte ich keine Zeit.
    Die Lightshow hatte begonnen, und Stroboskoplicht blitzte auf die wogende Masse aus Tänzern hinab. Die hämmernde Musik machte mich fast sofort taub, doch ich musste Tomas nicht hören, um zu wissen, dass er hinter mir war. Das Stroboskoplicht bleichte die Farbe des Blutes an mir, ließ es abwechselnd schwarz und silbrig werden. Die schwache Beleuchtung erlaubte mir, mit der Menge zu verschmelzen, ohne eine Massenpanik auszulösen, obwohl ich sicher alles andere als normal aussah. Ich schlüpfte durch jede Lücke, die ich entdeckte, und versuchte nachzudenken, während ich floh. Aber mein Verstand hatte sich noch immer eine Auszeit genommen, und der Instinkt rief: »Schneller!« Ich versuchte es, denn die Alternative bestand darin, einfach zu warten, bis Tomas mich erwischte. Gleichzeitig wusste ich, dass ich nicht schnell genug sein konnte.
    Ich war halb über die Tanzfläche, als Tomas mich packte. Er drehte mich zu sich herum, und ich spürte seine Hand am verbrannten Rücken meines T-Shirts, als er mich näher zu sich zog. Für die anderen sah es wahrscheinlich so aus, als tanzten wir; nur ich wusste, dass ich mich nicht von Tomas lösen konnte. Ein eiserner Griff zwang meine Waffe nach unten und weg von ihm. Ich hätte ohnehin nicht versucht, auf ihn zu schießen. Meine Hand war so feucht, dass es mir schwer genug fiel, die Pistole auch nur festzuhalten, und es waren zu viele Menschen in der Nähe – ein Fehlschuss hätte jemanden verletzen oder gar töten können. Außerdem: Wenn ich mich nicht sehr irrte, konnte ich mit einer Kugel kaum etwas gegen Tomas ausrichten.
    Seine Finger glitten an meinem nackten Rücken empor und tasteten nach den Umrissen des Schutzzaubers. Fast ehrfürchtig folgte er den Linien. »Ich habe Geschichten darüber gehört, sie aber nie geglaubt.« In seiner Stimme lag fast so etwas wie Respekt. Irgendwie hörte ich ihn trotz der dröhnenden Musik, doch ich hatte kein Interesse an Konversation. Ich wand mich hin und her und verfluchte das wirkungslose Pentagramm, als ich vergeblich versuchte, mich von ihm zu befreien. Vielleicht hatte der Zauber seine Kraft beim vorherigen Kampf verausgabt, oder er wirkte nicht gegen Vampire von Tomas’ Stufe. Wie dem auch sei: Das Ding zeigte nicht die geringste Reaktion. »Sieh mich an, Cassie.«
    Ich sträubte mich, denn von Kindesbeinen an wusste ich: Wenn man einem Vampir direkt in die Augen sah, fiel es ihm leichter, die Kontrolle zu erringen. Nach der Szene im Lagerraum gab es für mich nicht den geringsten Zweifel daran, was er war, und ich wollte ihn auf keinen Fall in meinem Kopf haben. Über Monate hinweg war er meinem Vampirradar entgangen und hatte sich mit Erfolg als Mensch ausgegeben, was für mich bedeutete: Er musste ein Meister der dritten Stufe sein; vielleicht bekleidete er sogar einen noch höheren Rang. Nein, nicht nur vielleicht, sondern mit ziemlicher Sicherheit, denn bei einigen Gelegenheiten hatte ich ihn bei hellem Tageslicht draußen gesehen, und das konnte selbst Tony nicht wagen, ohne ein ganzes Stück mehr zu riskieren als nur einen Sonnenbrand. Nicht dass seine Stufe eine Rolle spielte. Jeder Meister hätte mich praktisch nur mit einem Blick zu einer willenlosen Marionette machen können. Einst hatte ich so etwas nicht fürchten müssen, aber da mein alter Beschützer mich tot sehen wollte, war ich Freiwild. Niemand würde mich rächen, wenn mir irgendetwas zustieß. Vielleicht bekam Tomas sogar eine Prämie, wenn er mich ablieferte. Es machte Tony nichts aus, sich Vergeltung zu kaufen, und wenn man berücksichtigte, wie viel ich ihn gekostet hatte, würde er wahrscheinlich mit einem zufriedenen Lächeln bezahlen. Hatte Tomas deshalb die anderen Vamps getötet, um die Belohnung mit niemandem teilen zu müssen? Wie viel bot Tony überhaupt für mich? Und warum hatte Tomas so lange damit gewartet, die Prämie einzustreichen?
    Ich zappelte und leistete Widerstand, aber niemand schenkte uns Beachtung – wahrscheinlich hielten mich die anderen nur für eine lausige Tänzerin. Tomas drückte einfach nur fester zu. Ich hatte ihn nur selten berührt, und die plötzliche Nähe fühlte sich seltsam an. Es fiel mir schwer, mich daran zu erinnern, dass dies Tomas war. Mein Gehirn hatte ihn fest der Kategorie Freund zugeordnet

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