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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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gepasst. Aber das war nicht der Grund, warum ich diese Antwort gab. Ich hatte schon früh gelernt, dass Furcht Macht gab, und ich fürchtete Jack nicht nur – ich hatte schreckliche Angst vor ihm. Schon zu Lebzeiten war er ein Ungeheuer gewesen, und jetzt stellte er etwas dar, um das selbst Vampire einen weiten Bogen machten. Doch er sollte nicht wissen, welche Wirkung er auf mich hatte. Ganz zu schweigen davon, dass Entsetzen wie ein Aphrodisiakum auf ihn wirkte. Tony hatte einmal gesagt, dass ihm die Angst seiner Opfer noch lieber war als ihr Schmerz, und eine solche Befriedigung wollte ich ihm auf keinen Fall gönnen. Als Reaktion auf meine Worte fletschte er erneut die Zähne. Es hätte ein Lächeln sein können, aber das bezweifelte ich.
    »Die Magier haben kein Monopol auf Ehre, Pritkin«, sagte die Konsulin. Sie ignorierte Jack und mich, als wären wir zwei ungezogene Kinder, die sich vor einem Gast danebenbenahmen. »Wir halten uns an die Vereinbarung mit ihnen, wenn sie sie ebenfalls respektieren.«
    Das überraschte mich, und ich musterte den Mann – nein, den Magier – noch einmal. Ich war schon einmal Magiern begegnet, aber nur Renegaten, die gelegentlich für Tony arbeiteten. Sie hatten mich nie sehr beeindruckt. Die meisten von ihnen waren nach der einen oder anderen verbotenen Substanz süchtig – was vermutlich daran lag, dass sie ständig in Todesgefahr schwebten –, und ihre Sucht hatte Tonys Segen, weil sie deshalb Arbeit brauchten. Zum ersten Mal erblickte ich nun einen Magier, der hohes Ansehen genoss und vielleicht sogar zum Kreis gehörte. Tony fürchtete sowohl den Silbernen als auch den Schwarzen Kreis, und deshalb war ich in dieser Beziehung immer neugierig gewesen. Schaurige Gerüchte kursierten über den Silbernen Kreis, dessen Mitglieder nur weiße Magie praktizierten, doch über den Schwarzen wurde überhaupt nicht gesprochen. Wenn selbst Vampire eine Gruppe zu beängstigend fanden, um über sie zu reden, sollte man sie besser meiden. Ich fragte mich, zu welchem Kreis der Mann gehörte; irgendwelche Hinweise oder Insignien schien es nicht zu geben.
    Er deutete auf mich. »Sie ist ein Mensch und verwendet Magie. Was bedeutet, dass wir über ihr Schicksal zu befinden haben.« Er bewegte die Hände so, als wollte er nach etwas greifen, vielleicht nach einer Waffe oder nach mir. »Überlassen Sie die Frau mir. Ich versichere Ihnen, dass Sie es nie bereuen werden.«
    Mircea beobachtete ihn so, wie eine gute Hausfrau einen Käfer beobachtet, der über den frisch gewischten Küchenboden krabbelt. »Aber Cassie könnte es bereuen, oder?«, fragte er in seinem üblichen sanften Tonfall. Ich hatte nie erlebt, dass er laut wurde, obwohl er fast ein Jahr bei Tony verbracht hatte. Die Konsulin wirkte so unerschütterlich wie eine Bronzestatue, aber ich spürte Macht, die an mir vorbeistrich wie eine laue Sommerbrise mit kleinen Säuretropfen darin. Ich verzog das Gesicht und widerstand der Versuchung, mir die Haut zu reiben. Wenn der Magier etwas fühlte, so ließ er sich nichts anmerken. »Es muss sich erst noch herausstellen, wer den höheren Anspruch hat, Pritkin.«
    »Da gibt es nichts zu diskutieren. Die Pythia verlangt, dass die Abtrünnige zu ihr zurückkehrt. Ich bin ausgeschickt worden, um sie zu holen, und nach dem Abkommen haben Sie kein Recht, sich einzumischen. Sie gehört zu den ihren.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, aber es erschien mir seltsam, dass ihm so viel an meiner Zukunft lag. Ich war ihm nie zuvor begegnet, und die Magier bei Tony hatten mich nie eines zweiten Blicks gewürdigt. Als Hellseherin in den Diensten eines Vampirs war ich nicht einmal Verachtung wert. Es hatte mich geärgert, von Ausgestoßenen, die in der magischen Welt nicht mehr Status besaßen als ich, wie ein Kirmes-Scharlatan behandelt zu werden. Doch derzeit nahm ich ein wenig herablassende Gleichgültigkeit gern entgegen. Die ganze Sache fühlte sich an wie das Gezänk einiger Hunde um einen Knochen, wobei ich der Knochen war. Es gefiel mir nicht, aber ich konnte nichts dagegen tun.
    »Sie gehört zu denen, die sie und ihre Gabe am besten verteidigen können.« Die Konsulin blieb gelassen. Ich fragte mich, ob es sich um ein Naturtalent handelte oder ob ihre zweitausendjährige Existenz zu einer solchen Abgeklärtheit geführt hatte. Vielleicht sowohl als auch. »Ich finde es interessant, Pritkin, dass Ihr Kreis jetzt davon spricht, sie zu beschützen. Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie uns

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