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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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um Hilfe dabei gebeten, sie zu finden, tot oder lebendig, wobei Sie zu verstehen gaben, dass Sie Ersteres vorzogen.«
    In den Augen des blonden Mannes blitzte es gefährlich. »Maßen Sie sich nicht an, dem Kreis Worte in den Mund zu legen! Sie verstehen nicht die Gefahr. Nur der Kreis kann sie schützen, und andere vor ihr.« Zum ersten Mal sah er mich direkt an und fletschte fast so die Zähne wie zuvor Jack. Ich nahm es als Hinweis darauf, dass ich mir um einen weiteren Feind Sorgen machen musste. Sein Blick traf mich wie eine Peitsche, und ihm schien nicht zu gefallen, was er sah. »Man hat ihr erlaubt, ungeschult zu reifen, fernab all jener, die in der Lage gewesen wären, sie Kontrolle zu lehren. Das fordert eine Katastrophe heraus.« Ich begegnete dem Blick der zusammengekniffenen grünen Augen, und für eine Sekunde erschien in ihnen fast so etwas wie Furcht. Seine Hand tastete nach dem Messer in der Unterarmscheide, und für einen Moment hielt ich es tatsächlich für möglich, dass er es nach mir werfen wollte. Rafe erging es offenbar ebenso, denn ich spürte, wie er die Muskeln spannte. Doch dann sprach die Konsulin, bevor sich jemand bewegen konnte. »Der Silberne Kreis war einst groß, Pritkin. Wollen Sie uns sagen, dass Sie einen der Ihren nicht schützen können, nur weil sich die betreffende Person außerhalb der Gemeinschaft befindet? Sind Sie so schwach geworden?«
    Zorn verfärbte das Gesicht des Mannes, und seine Finger strichen weiter übers Messer, ließen es aber in der kleinen Lederscheide. Ich sah ihm in die kristallgrünen Augen, und plötzlich verstand ich und wusste, wer oder wenigstens was er war. Vom Silbernen Kreis hieß es, dass er eine Gruppe von Magiern hatte, die im Kampf ausgebildet waren, im körperlichen ebenso wie im magischen, und diese magischen Kämpfer setzten den Willen des Kreises durch. Die Magier bei Tony hatten große Angst vor ihnen gehabt, denn sie waren befugt, abtrünnige Anwender von Magie sofort zu töten. Magier, die den Unwillen des Kreises erregt hatten, durften nie wieder Magie verwenden; wenn sie das doch machten, kam ihre Entdeckung einem Todesurteil gleich. Aber warum hatte der Silberne Kreis einen verdammten Kriegsmagier nach mir geschickt? Die meisten Leute selbst in der magischen Welt behandelten Hellseher wie Aufschneider, die nicht mehr konnten als eine Halloween-Hexe – wir erschienen nicht einmal auf ihrem Radar. Aber die Tatsache, dass es viele Hochstapler gab, änderte nichts daran, dass einige von uns wirklich was auf dem Kasten hatten. Ich fragte mich, ob auch der Kreis schließlich zu dieser Einsicht gelangt war und entschieden hatte, Machtrivalen auszuschalten, angefangen bei mir. Es schien ganz zu meinem üblichen Glück zu passen.
    Wenn mich der Magier angriff, solange ich unter dem Schutz des Senats stand, so würden die Konsulin und die anderen ihn töten und sicher auch damit durchkommen. Auch der Silberne Kreis konnte nicht gegen den Tod eines seiner Mitglieder protestieren, wenn es selbst daran schuld war. Die Aussichten standen also gut, dass er nichts gegen mich unternehmen würde, aber trotzdem warf ich Tomas einen Blick zu. Er hätte mir meine Waffe zurückgegeben können, als wir hier eingetroffen waren. Gegen die Senatsmitglieder konnte ich damit gar nichts ausrichten, selbst wenn ich so verrückt gewesen wäre, es zu versuchen, aber mit der Pistole hätte ich mich ein wenig sicherer gefühlt. Von einem Waffenverbot konnte wohl kaum die Rede sein angesichts eines Magiers, der mit einem ganzen Arsenal gekommen war.
    »Sie trägt bereits unseren größten Schutzzauber. An diesem Abend nahm sie Kraft von uns allen auf. Es war nicht nur Ihr Vampir, der sie gerettet hat.«
    »Nein, es war eine gemeinsame Anstrengung, und das sollte bei dieser ganzen Sache der Fall sein«, warf GQ ein. Ich war überrascht, dass es jemand wagte, für die Konsulin zu sprechen. Niemand rief ihn zur Ordnung – die anderen schienen es nicht einmal seltsam zu finden. War der Senat eine demokratische Institution? Ich bezweifelte es, denn bisher hatte ich nicht einen einzigen demokratischen Vampir kennengelernt. Bei Tony basierte die Hierarchie auf Stärke; es galt das »Macht geht vor Recht«-Prinzip. Bei den anderen Familien sah es ebenso aus, soweit ich wusste. Der Senat herrschte, weil er mächtig genug war, selbst Vampire wie Tony einzuschüchtern, was bedeutete: Der Rotschopf konnte nicht so harmlos sein, wie er aussah, denn sonst hätten ihn die anderen

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