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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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zitterten. »Du sagst alles, um sie zurückzubekommen, und anschließend tötest du mich oder lässt mich von den anderen umbringen. Außerdem: Wenn ich sie nicht zu Tony bringe, bin ich bereits so gut wie tot.«
    Ich lachte höhnisch. »Seit wann nehmen Wer-Geschöpfe Befehle von Vampiren entgegen? Ich kann nicht glauben, dass du all die Jahre vor ihm herumgekrochen bist!«
    Jimmy quiekte; offenbar hatte ich einen wunden Punkt berührt. »Eine neue Ordnung kündigt sich an. Die Vampire und viele andere werden sich verändern. Bald nehmt ihr Befehle von uns entgegen!«
    Ich machte einen Rückzieher. Ich wollte seinen Stolz treffen und ihn nicht dazu verleiten, etwas Dummes zu tun. »Vielleicht, aber das nützt dir herzlich wenig, wenn du es nicht mehr erleben kannst, oder? Du kennst mich nicht, und deshalb bedeutet dir mein Wort kaum etwas. Aber was ist mit Cassies? Was ist, wenn sie dir verspricht, dass wir dich gehen lassen?«
    Jimmy wirkte hin- und hergerissen. Er schien mir glauben zu wollen, und ich wusste auch, warum. Die Schussverletzung am Arm war nicht weiter schlimm, doch mit der Kugel in der Brust sah es anders aus. Ein roter Fleck hatte sich vorn im weißen Pelz gebildet und wurde immer größer, und außerdem atmete Jimmy schwer. Ich würde zehn zu eins wetten, dass ich die Lunge getroffen hatte, und selbst einem Gestaltwandler fiel es schwer, so etwas zu heilen. »Komm schon, Jimmy. Ein besseres Angebot bekommst du nicht.«
    »Sag dem Burschen dort, dass er zurückweichen soll, wenn du eine Vereinbarung mit mir willst – sonst stirbt sie.« Jimmy spuckte vor mir auf den Boden, um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen. Der Speichel enthielt Blut. Ihm wurde die Zeit knapp, und mir ebenfalls, als er das begriff. Wieder zuckten die Schnurrhaare, und ich stellte überrascht fest, dass ich seine Furcht riechen konnte. Es war ein fühlbares Etwas und hatte ebenso viel Substanz wie Wein, den ich auf der Zunge rollte: moschusartig, mit einem süßen Beigeschmack, der allerdings vielleicht vom Blut kam. Als sich mir die bessere Wahrnehmung dieses neuen Körpers erschloss, lenkte sie mich ab. Mir wurde plötzlich klar, dass Louis-César nicht verärgert war, sondern zornig: Ein schwelender, pfefferartiger Geruch ging wellenförmig von ihm aus, und ich gewann den Eindruck, dass sich davon ebenso viel auf mich bezog – beziehungsweise auf Tomas – wie auf Jimmy. Hinzu kamen zahllose andere Gerüche, die plötzlich von allen Seiten auf mich einströmten: der schwache, ferne Gestank der Abwasserkanäle tief im Boden; Dieselgeruch und Zigarettenstummel vom Parkplatz; der Mief von altem Sauerkraut in einem Abfallbehälter. Mein Körper hingegen roch gut, und zuerst dachte ich, dass es an der Vertrautheit lag. Dann kam mit einem Schock die Erkenntnis, dass er wie eine gute Mahlzeit roch, warm, frisch und für den Verzehr bereit. Ich hatte nie gedacht, dass Blut süß roch, wie warmer Apfelkuchen oder warmer Apfelmost an einem kalten Tag, aber jetzt war das der Fall. Ich glaubte fast, das Blut unter jener Haut zu schmecken und zu spüren, wie es mir durch die Kehle rann. Die Vorstellung, dass es für Tomas wie Nahrung roch, verblüffte mich so sehr, dass ich nicht mitbekam, was vor mir geschah. Ich bemerkte es erst, als es schon halb vorbei war.
    Eine dichte Wolke aus bläulichem Gas wogte um uns herum, nahm uns die Sicht auf den Parkplatz und ließ meine Augen brennen. Mehrere Schüsse fielen, und ich hörte, wie Louis-César Pritkin zurief, mit der Ballerei aufzuhören. Der Irre war um uns herumgeschlichen und kam aus einer neuen Richtung, und Louis-César befürchtete, dass er mich anstatt Jimmy traf. Da ich diese Sorge teilte, griff ich nicht ein. Ich wollte schon durch den blauen Dunst gehen und nach mir suchen, als mein Körper plötzlich hustend aus der Wolke gekrochen kam und nach Luft schnappte. Ich wusste gar nicht, was los war – mir fiel das Atmen nicht schwer –, bis ich mich daran erinnerte, dass Tomas gar nicht atmen musste und ich nicht ein einziges Mal Luft geholt hatte, seit ich in seinem Körper wohnte. Das veranlasste mich, hingebungsvoll zu keuchen, während mein Körper zu mir kroch und nach meinen Fußknöcheln griff. »Hilfe!«
    »Ist alles in Ordnung mit mir?« Ich ging in die Hocke, wodurch ich mich fast umgestoßen hätte, und begann damit, mich abzutasten. »Sag bloß nicht, dass ich was abbekommen habe!« Das Herz meines Körpers schlug so heftig – ich sah es an der pulsierenden

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