Untot mit Biss
einfallsreiche Flüche kamen aus meinem Mund, und einige von ihnen klangen recht vertraut. Nun, wenigstens wusste ich, wer das Haus für mich hütete. »Sei still, Billy. Mach es nicht noch schlimmer.«
Die blauen Augen wurden größer, und ihr Blick richtete sich auf mich.
»Moment mal, du bist
da
drin? Lieber Himmel, ich habe dich für tot gehalten!
Ich dachte …«
»Du sollst still sein.« Ich war nicht in der richtigen Stimmung für eine von Billys Tiraden, und ich musste nachdenken. Na schön, ein Problem nach dem anderen. Es nützte mir kaum etwas herauszufinden, wie ich meinen Körper zurückbekommen konnte, wenn ihm in der Zwischenzeit die Kehle aufgerissen wurde, woraus folgte: Ich musste erst mit Jimmy fertig werden, bevor ich nach Hause zurückkehren konnte.
»Was willst du, Jimmy?«
»Halt die Klappe, Tomas! Du hast schon genug Schaden angerichtet. Ich kümmere mich um diese Sache.« Louis-Cesar schien nicht ganz auf dem neuesten Stand zu sein, aber ich wollte nicht warten, bis er auf dem Laufenden war.
»Sei still«, erwiderte ich, und die verdutzte Ungläubigkeit in seinem Gesicht wäre unter anderen Umständen ganz lustig gewesen. »Na los, Jimmy, was willst du dafür, mich … ich meine, sie loszulassen? Du hast eine Vereinbarung erwähnt.« Es war unwirklich, hier zu stehen, im Körper eines anderen Menschen, und mit einer Riesenratte zu sprechen, aber ich sah nur meinen Körper und Billy Joes Entsetzen. Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass er dieses Problem für uns löste – er hatte es nicht einmal bis zu seinem dreißigsten Geburtstag geschafft, bevor er im Fluss ertränkt worden war.
»Ich will diesen Ort lebend verlassen, ist doch klar.« Jimmy sah zu den Vampiren, die das Geschehen abwartend beobachteten. Nun, vielleicht waren sie doch nicht seine Kumpel. »Und die Süße hier begleitet mich. Tony vergisst unser kleines Problem, wenn ich ihm Cassie bringe, und genau das wird passieren.«
»Von wegen.« Ich würde nicht einfach zusehen, wie Jimmy mich fortbrachte.
Bei meinen Phantasievorstellungen in Hinsicht auf Tomas’ Körper war es nicht darum gegangen, mich auf Dauer darin niederzulassen. »Kommt nicht infrage.«
»Ach? Was hältst du davon, wenn ich ihr die Kehle aufschlitze? Gefällt dir das besser? Lebend wäre sie Tony lieber, aber ich wette, mit einer Leiche wäre ich ebenfalls aus dem Schneider.«
»Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst … Ich schwöre dir, dass dein Sterben Tage dauern wird und du um den Tod flehen wirst.« Louis-César klang sehr überzeugend, aber Jimmy umzubringen, wie langsam auch immer, brachte mich nicht ins Leben zurück.
»Du solltest auf ihn hören, Jimmy. Das Einzige, was dich derzeit am Leben erhält, ist Cassie. Wenn du sie tötest, erledigen wir dich, bevor Tony Gelegenheit dazu bekommt.«
»Na und? Ihr bringt mich auch um, wenn ich sie gehen lasse, nicht wahr«
»Du solltest daran denken, dass man auf unterschiedliche Art und Weise sterben kann«, sagte Louis-Cesar. Ich hätte ihm dafür einen Tritt geben können. »Wie oft soll ich euch noch sagen, dass ihr still sein sollt?« Ich hörte das Zittern von Panik in meiner Stimme und zwang mich zur Ruhe. Wenn ich jetzt durchdrehte, durfte ich nicht hoffen, dass uns Pretty Boy und Rambo aus diesem Schlamassel herausredeten. Insbesondere da Pritkin verschwunden war – vermutlich machte er irgendwo Jagd auf Werratten.
»Wir sprechen uns, wenn wir das hinter uns haben«, sagte Louis-Cesar leise. »Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist …«
»Eben. Das weißt du nicht. Du hast wirklich keine Ahnung.« Ich sah Jimmy an und lächelte, aber das schien ihn zu verunsichern. Eine Sekunde später begriff ich, warum, als ich einen Reißzahn an der Lippe fühlte. Tomas’ Reißzähne waren ganz ausgefahren, und ich wusste nicht, wie man sie einfuhr. Großartig: Ich musste lispelnd um mein Leben verhandeln. »Okay, wie sieht’s hiermit aus, Jimmy: Du überlässt uns Cassie, und wir geben dir einen Vorsprung. Sagen wir, zwei Stunden? Ich verspreche dir sogar, die Vampire dort drüben lange genug abzulenken, damit du abhauen kannst. Es sind Tonys Jungs, nicht wahr? Sie stehen hier und beobachten, wie wir dich töten, und sie bringen die Sache zu Ende, wenn du an uns vorbeikommen solltest. Aber wir können sie für eine Weile beschäftigen und dir vom Hals halten. Na, ist das ein faires Angebot?«
Jimmy beleckte sich die Schnauze mit einer langen, hellen Zunge, und seine Schnurrhaare
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