Untot mit Biss
nur noch das Weiße zeigte sich in seinen Augen.
»Warte! Ich muss kurz nachdenken! Immer mit der Ruhe …« Billy schwatzte weiter, aber ich hörte nicht mehr hin. Wir hatten keine Zeit für eine lange Diskussion. Ich konnte meinen Zauber nicht so ausdehnen, wie Pritkin es gemacht hatte – wenn seine Schilde nachgaben, bevor ich sie verstärkte, saßen wir alle ziemlich tief in der Patsche. Ich konzentrierte mich und sprach das einzige Wort der Macht, das ich kannte.
Energie strömte durch mich, so nachhaltig, dass ich fast das Gefühl bekam, vom Boden abzuheben. Eine Sekunde später malte Billy eine glühende goldene Rune in die Luft – sie schwebte direkt vor meinem Gesicht, hell, glänzend und perfekt. Aber mir blieb keine Zeit, sie zu bewundern, denn eine Sekunde später landete ich auf dem Hintern, als mich die Energie ebenso plötzlich verließ, wie sie gekommen war. In aller Deutlichkeit erinnerte ich mich daran, warum ich so etwas nicht oft machte.
Ich rollte auf die Seite, stöhnte und versuchte, mich nicht zu übergeben – der Inhalt meines Magens wollte unbedingt nach draußen. Dann begann Billy damit, mir einen Teil seiner gestohlenen Kraft zu geben. Ich war sicher gewesen, überhaupt nichts zu fühlen – als er mir zuvor geholfen hatte, war ich mir dessen erst hinterher bewusst geworden. Aber diesmal kam es zu intensiven Empfindungen. Funkelnde, warme, wundervolle Kraft floss durch mich, und ich setzte mich abrupt auf. Verdammt! Ich könnte süchtig danach werden. Billys Lachen hallte in meinem Kopf wider, und ich lächelte. Kein Wunder, dass er zuvor wie ein Komet umhergeflogen war.
»Was haben Sie gemacht?« Pritkin setzte sich ebenfalls auf und wirkte verwirrt. Er richtete den Blick auf mich.
»Sie
haben die Schilde verstärkt?« Er starrte fassungslos, während ich mich über mein und Billys Werk freute. Im hellen Halogenlicht ragten um uns herum hübsche blaue Wände auf, dick und so undurchsichtig, dass sie wahrscheinlich auch von Normalos gesehen werden konnten. Pritkin schien bei seinem Zauber Wasser verwendet zu haben, denn die Wände kräuselten sich, als breiteten sich kleine Wellen in ihnen aus. »Wir haben gute Arbeit geleistet«, sagte ich zu meinem Helfer. »Und mir ist überhaupt nicht mehr schlecht.«
»Was haben Sie getan?« Pritkin packte mich an den Armen, und mein Schutzzauber zischte leise. Er ließ mich los, sah mich finster an und rieb sich die Hände. »So viel Macht können Sie nicht haben – das ist keinem Menschen möglich!«
»Vielleicht habe ich sie mir geliehen.«
Er kniff die Augen zusammen. »Von wem? Oder von was?«
Ich hatte keine Lust zu langen Erklärungen. »Würde mir bitte jemand sagen, was hier läuft?« Bevor jemand antworten konnte, kamen brutzelnde Geräusche von den Schilden. Etwas, das wie eine schwarze Wolke aussah, nagte an ihnen und verschluckte die wundervolle Kraft in kleinen Bissen – der Vorgang erinnerte mich an einen Heuschreckenschwarm, der sich über Getreidefelder hermachte. Na schön, wir hatten es also noch nicht hinter uns.
Ich beschloss, von der einen Person Antworten zu fordern, die mir die Wahrheit sagen würde. Ich kehrte den Blick nach innen und fand Billy. »Spuck’s aus.«
»Ich kann nicht glauben, dass du das fertiggebracht hast! Ist dir klar, was hätte geschehen können, wenn es dir nicht gelungen wäre, so viel Energie auf einmal zu kanalisieren? Sie wäre innen an den Schilden abgeprallt und hätte uns alle gebraten!«
»Schrei mich später an«, sagte ich. »Ich will von dir wissen, was hier los ist.«
»Magier der beiden Kreise kämpfen gegeneinander, und wir sind zwischen die Fronten geraten. Ist das knapp genug?«
»Gut. Jetzt die Version, die für mich einen Sinn ergibt.«
Ich hörte etwas Seltsames und begriff, dass es nach knirschenden Zähnen klang.
Ich wusste gar nicht, dass Billy zu so etwas fähig war. »Nachdem du in deinen Körper zurückgekehrt warst, bin ich durch den dunklen Magier geschwebt, aber er hat es gemerkt und sich geschützt. Ich glaube, ich wäre nicht noch einmal dazu imstande. Bevor er mich hinauswarf, erfuhr ich dies: Der Schwarze Kreis hat sich mit Rasputin verbündet, zusammen mit einigen anderen Gruppen, denen der Status quo nicht gefällt. Sie scheinen zu glauben, dass er eine echte Chance hat, den ganzen Laden zu übernehmen, und sie wollen sich die Beute nicht entgehen lassen. Interessanterweise scheint auch Tony ein Kumpel von ihnen zu sein. Er verkauft magische Anwender an
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