Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
er sie schließlich – wie Sie konnte sie sich nicht für immer verbergen – und nahm Rache. Sie durfte die Gabe behalten, sagte er, würde damit aber nur Tragisches sehen, und niemand würde ihren Prophezeiungen glauben, bis es zu spät war.«
    Ich schauderte unwillkürlich. Die Worte des Mannes gingen mir unter die Haut. Er schien zu wissen, dass er mit ihnen ins Schwarze getroffen hatte, und lachte erneut. »Keine Angst, allerliebste Cassandra. Ich werde Sie lehren, dass es Schönheit im Dunkeln geben kann.«
    »Was ist los?«, zischte ich Billy zu, vor allem deshalb um mich von der verführerischen Stimme abzulenken.
    Der dunkle Magier antwortete, obwohl er eigentlich nicht hätte imstande sein sollen, das Flüstern aus so großer Entfernung zu hören. »Der Zauber des weißen Ritters wird schwächer, Seherin. Bald können wir uns direkt gegenüberstehen.«
    Keine besonders erfreuliche Aussicht, fand ich. Ich sah zu Billy Joe. »Erinnerst du dich an die drei Tage, als ich Philly das letzte Mal verließ?« Ein oder zwei Sekunden starrte er mich verwirrt an, schüttelte dann heftig den Kopf und gestikulierte erneut wie wild. Ja, er erinnerte sich.
    Ich kannte nur ein Wort der Macht. Es war keine Waffe, sondern dazu bestimmt, in Zeiten der Not Ausdauer zu geben, indem es auf die Reserven des Körpers zurückgriffauf alle Reserven. Die Nutzung brachte erhebliche Risiken mit sich, denn wenn die Energie vor dem Verschwinden der Gefahr nachließ, war man völlig kraftlos, wenn die Bösewichte aufkreuzten. Aber solange es wirkte, hatte man wirklich ordentlich Power. Ich hatte es benutzt, um nach meiner zweiten Flucht von Tony mehr als drei Tage hintereinander wach zu bleiben. Am Hof hatte ich das Wort untersucht und mit einem der abtrünnigen Magier geübt, denn ich wusste aus Erfahrung: Es würde mehr als zweiundsiebzig Stunden dauern, bis Tonys Spurzauber an Wirkung verloren. Bei meiner ersten Flucht war das Glück auf meiner Seite gewesen: Ich schlief in einem Bus ein, und die Verfolger hatten nicht feststellen können, in welchem der sechs oder sieben Busse, die gerade den Bahnhof verlassen hatten, ich mich befand. Als sie die Spur fanden, erwachte ich voller Panik und wechselte den Bus. Es gelang mir, den Burschen für die erforderlichen drei Tage zu entwischen, aber mehrmals war die Sache sehr knapp gewesen, und so etwas sollte sich nicht wiederholen. Tonys Leute hatten bei jener Gelegenheit reichlich Erfahrung sammeln können, und diesmal fehlte mir das Überraschungsmoment.
    Mein Plan hatte funktioniert, doch der Preis war hoch: Als die Wirkung des mächtigen Worts nachließ, schlief ich fast eine ganze Woche und verlor zehn Pfund an Gewicht. Wahrscheinlich hätte ich mehr verloren – mein Leben –, aber zum Glück fanden Billy Joe und ich heraus, dass der Energietransfer zwischen uns in beiden Richtungen funktionierte. Er konnte nicht nur Kraft nehmen, sondern auch geben, und derzeit war sein Tank voll.
    Billy schwebte näher, mit weiteren Gesten und finsterem Gesicht. Er versuchte mir ganz offensichtlich zu sagen, dass er nicht sprechen wollte, und es gab nur eine Alternative. Ich seufzte. »Komm herein.« Etwas Warmes strich über mich hinweg, und Billy schwebte in mich. Ich sah, wie er in Irland das Grab für seine Mutter ausgehoben hatte, als er sich in mir niederließ.
    »Hast du den Verstand verloren?«, entfuhr es ihm. »Sag mir nur, ob es klappen könnte – sind wir in der Lage, die Schilde zu verstärken?«
    »Was meinst du mit ›wir‹?«
    Ich seufzte. »Hör auf zu schimpfen. Du weißt, dass du Energie übrig hast. Lässt es sich machen?«
    »Verdammt, ich weiß es nicht!«, erwiderte Billy scharf. Er war richtig sauer.
    »Ich spiele nicht mit Worten der Macht herum! Wenn diese Sache nach hinten losgeht, könnte es schlimm werden – sehr schlimm.«
    »Letztes Mal hat es geklappt.«
    »Letztes Mal wärst du fast gestorben!«
    »Oh, ich wusste gar nicht, dass dir etwas an meinem Wohlergehen lag. Beantworte meine Frage.«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er missmutig. »Rein theoretisch sollte ich in der Lage sein, die Energie nach außen zu richten anstatt nach innen, aber …«
    »Gut.« Ich konzentrierte mich auf die schimmernden Schilde und achtete nicht darauf, dass sich Louis-Cesar und Tomas zu streiten schienen. Es war lange her, seit ich das zum letzten Mal versucht hatte, und wenn ich Mist baute, bekam ich vielleicht keine zweite Chance. Pritkins Gesicht war inzwischen fast violett, und

Weitere Kostenlose Bücher