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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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des Magiers traten aus den Höhlen, und mehrere Blutgefäße in ihnen mussten geplatzt sein, denn er weinte rote Tränen. Was auch immer mit ihm los war: Ich konnte ihm nicht helfen. Im Lauf der Jahre hatte ich viel angewandte Magie gesehen, aber ich kam nur mit dem kleinen Etwas klar, das ich bereits ausprobiert hatte, und einen solchen Verlust an Kraft konnte Billy Joe nicht noch einmal ersetzen.
    Andererseits: Wenn ich nicht bald etwas unternahm, würde meine Absicht, mich an Jimmy zu rächen, drei Personen das Leben kosten.
    »Na schön.« Ich atmete tief durch. »Also los.«
    Ich sah Billy nicht, wenn er in mir weilte, aber ich konnte seine Gefühle ganz deutlich erkennen und wusste, dass er skeptisch war. »Bist du sicher? Ich will nicht bis in alle Ewigkeit davon hören, wenn du als permanenter Geist endest.
    Ich kenne dich. Du würdest mich als Spuk verfolgen.«
    »Eben hast du gesagt, dazu würde es nicht kommen.«
    »Wahrscheinlich
nicht. Mir fehlt die letzte Gewissheit.«
    »Hast du noch einen anderen Plan? Wenn nicht …« Weiter kam ich nicht, denn Billy Joe prallte gegen mich wie ein Abwehrspieler beim Rugby. Er drückte, bis ich zu allem bereit gewesen wäre, um dem grässlichen Druck zu entkommen. Es fühlte sich an, als säße ich zwischen einer Dampfwalze und einem Berg fest – ich konnte einfach nicht ausweichen. Als ich glaubte, sterben zu müssen, wenn der Druck nicht sofort nachließ, schwebte ich plötzlich frei. Es war eine große Erleichterung, doch das angenehme Gefühl des Schwebens dauerte nur eine Sekunde – dann prallte ich gegen etwas mit der Festigkeit einer Betonmauer. Es tat so weh, dass ich befürchtete, mir alle Knochen im Leib gebrochen zu haben – allerdings wurde mir plötzlich klar, dass ich gar keinen Körper mehr hatte.
    Jemand lachte in meiner Nähe. »O nein, kleiner Geist. Ich habe es dir bereits gesagt. Noch einmal überrumpelst du mich nicht so leicht. Geh heim zu deiner Herrin, bevor ich dich an einen Ort schicke, wo es dir nicht gefällt.«

Ich begriff, was es mit der Mauer auf sich hatte. Sie repräsentierte den Schutz des Magiers, und er war weitaus besser als erwartet. Doch ich konnte seinen Rat nicht beherzigen, denn ich wusste nicht, wie ich ohne Billys Hilfe zurückkehren sollte. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als den Weg nach vorn fortzusetzen. Durch die Abschirmung zu gelangen, wurde zu einer Sache von Leben und Tod.
    Man konnte sich mit allem abschirmen, solange es eine Bedeutung für die eigene Person hatte: Felsgestein, Metall, Wasser, sogar Luft. Es ging einfach nur darum, sich die eigene Kraft vorzustellen und zu manipulieren. Eugenie hatte sich mit Dunst geschützt, was mir seltsam erschienen war, aber es hatte für sie funktioniert. Die Abschirmung des Magiers gehörte trotz ihrer Stärke zum normalen Typ: Wie ich stellte er sich eine Mauer vor. Allerdings bestand seine aus Holz und meine aus Feuer. Wenn ich mich konzentrierte, sah ich eine Festung aus riesigen Bäumen, wie kalifornische Mammutbäume – sie reichten so weit gen Himmel, dass sich ihre Wipfel in den Wolken verloren, obwohl es in Wirklichkeit natürlich gar keine »Wipfel« gab. Ich wusste: Ganz gleich, in welcher Richtung ich an der Abschirmungslinie entlangging, ich würde immer die gleiche undurchdringliche Wand sehen.
    Ich schaute zum Ort meiner »Landung« zurück und bemerkte, dass das Holz durch die Wucht des Aufpralls gesplittert war und sich ein Abdruck meines Körpers hineingebrannt hatte. Dadurch musste mich der Magier gefühlt haben, und es brachte mich auf eine Idee. Soweit ich wusste, hatte so etwas noch nie jemand versucht, aber es gab für alles ein erstes Mal. Ich konzentrierte mich nicht auf die Abschirmung des Magiers, sondern auf meine eigene. Normalerweise nahm ich meine Schilde nicht wahr. Sie zu schaffen und aufrechtzuerhalten ging einem so sehr in Fleisch und Blut über wie der aufrechte Gang: Es fiel einem schwer, wenn man neun Monate alt ist, aber als Erwachsener brauchte man nicht zu überlegen, wenn man ein Zimmer durchqueren wollte. Ich nahm mir jetzt ein paar Sekunden, um mich zu konzentrieren, und um mich herum bildete sich der vertraute Vorhang aus Flammen, von denen keine sengende Hitze ausging, sondern eine angenehme Wärme. Ein rankenartiges Etwas wuchs aus dem Feuer, wie die Hand eines Kindes geformt, und streckte sich langsam dem Holz entgegen, das sofort in Brand geriet. Schon nach kurzer Zeit loderte ein ganzer Abschnitt des Waldes. Ich

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