Untot | Sie sind zurück und hungrig
die Lichter flackern. Ich hätt’s so gern, dass er falschliegt, dass er übertreibt oder irgendeiner petemäßigen Einbildung erliegt, aber was ich höre, macht mir ordentlich Schiss. Ein Wehklagen. Kaum hörbar, aber es wird lauter.
»Das sind Kinder!«, flüstere ich. »Jünger als wir. Ich hab sie gesehen; sie sind in mein Zimmer eingedrungen.«
»Haben sie dich gebissen?«, faucht Pete mich an.
»Rate mal.« Ich verdrehe die Augen. Alle linsen misstrauisch zu mir herüber. »Nein, sie haben mich nicht gebissen.« Dass es immer gleich wie eine Lüge klingen muss, wenn man so was sagt. »Ihr könnt ja nachsehen, wenn ihr wollt.«
Wie auf Stichwort kommen weiter vorn die Zombinos um die Ecke gestolpert. Russ sieht zu Pete: »In Marthas Zimmer?«
Pete nickt. »Lässt sich abschließen.« Und bevor ich noch fragen kann, was wir machen, rennen sie schon den Gang hinunter auf die Minizombies zu.
Die Kinder finden das klasse; sie strecken ihre mit Blutergüssen übersäten Ärmchen vor und ächzen umso lauter. Alice und ich tauschen Blicke. Warum rennen die Jungs denn zu ihnen hin? Aber dann schnalle ich es. Auf halber Höhe des Korridors biegen sie nach rechts in ein Zimmer ab. Okay, jetzt aber nichts wie hinterher. Als wir die Türöffnung erreichen, sind die Zombies schon verdammt nahe. Wir werfen uns in den Raum hinein, hinter mir wird die Tür zugeknallt und Russ schiebt einen Riegel vor und lässt irgendein Schloss zuschnappen.
»Schön massiv.« Er tätschelt die Tür und lächelt mich kurz an. »So sicher wie eine gemauerte Wand.«
Ja klar , denke ich. Du hast ja so was von keine Ahnung, womit wir es hier zu tun haben. Sonst würdest du nämlich nicht so rumsmilen. Wobei es echt ein hübsches Lächeln ist.
»Super, Leute!«, ruft Pete. »Wir haben es geschafft.«
»Ach ja?« Ich sehe mich um. »Wo ist der Ausgang?«
Wir sind in einem kleinen Raum gelandet, der halb Büro und halb Vorstadt-Wohnzimmer ist. Am anderen Ende stehen zwei Sessel mit unterschiedlichen und ausgeblichenen Blumenmustern in gedämpften Farben, ein Servierwagen mit Teekanne und Zuckerdose und ein Bücherregal; das Ganze wird von einer spießigen Stehlampe mit Troddelschirm beleuchtet. In unmittelbarer Nähe von uns befinden sich Aktenschränke und ein großer moderner Schreibtisch mit gepolstertem Drehstuhl. Das meiste Licht kommt von einem Computerbildschirm, über den Pete sich beugt, als befände er sich auf der Brücke des Raumschiffs ST . GERTRUD . Er klickt mit den Maustasten.
»Hier gibt’s eine Anwendung für Überwachungskameras, die hab ich bei einer meiner kleinen Therapiestunden mit Martha zufällig mal gesehen.« Er setzt sich in den Bürosessel und macht ein paar Mausklicks. Der Bildschirm teilt sich in sechs graue Bilder von leeren Krankenzimmern auf. »Das wär’s! Jetzt können wir sie im Auge behalten, jedenfalls auf diesem Stockwerk.« Er dreht sich zu mir um und wirkt sehr mit sich zufrieden.
»Lass sehen.« Ich gehe zum Schreibtisch. Der Bildschirm verändert sich und sechs neue Bilder erscheinen, diesmal bewegte. In den Gängen spazieren die Untoten herum. »Dann können wir so also gucken, wie wir am besten hier rauskommen?«
»Darum geht’s.« Russ schaut mir über die Schulter. »Wir sehen, wo sie sind, und legen eine Route fest.«
»Und bauen darauf, dass sie nicht einfach die Tür belagern und uns gar nicht erst hier rauslassen«, sage ich. »Toll.«
»Irgendwelche besseren Vorschläge?«, motzt Pete. »Das klappt schon. Sobald ich mich auf der Station etwas freier bewegen durfte, habe ich mich nach möglichen Ausgängen umgesehen.« Er lächelt zufrieden. »Im schlimmsten Fall warten wir hier einfach ab, bis das Militär die Lage wieder im Griff hat. Ich hab mir schon gedacht, dass man in diesem Raum hier am besten aufgehoben ist, wenn etwas schiefläuft, und ich hatte Recht.« Er lehnt sich in dem Drehstuhl zurück und knackt mit den Fingerknöcheln, dann streicht er die Seiten seines Iros glatt.
»Hoffst du jedenfalls da unter deinem Möchtegern-Iro«, sagt Alice aus einem der Sessel.
Pete starrt sie finster an.
»Wie wär’s, wenn du uns das mit den Ausgängen mal genauer erklärst, Superhirn?« Ich beuge mich über seinen Stuhl und starre ihm in die hellgrünen Augen. »Weil ich für den Fall, dass du gefressen wirst, gern wissen möchte, wo ich langmuss.«
Er kann ein Schlucken nicht unterdrücken. »Also, da gibt es mehrere Möglichkeiten«, sagt er mit merklichem Unbehagen. »Zum
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