Untot | Sie sind zurück und hungrig
denen kann ich mich festhalten.
Früher habe ich über so was nie nachgedacht, da habe ich weder auf Notausgänge geachtet noch auf freie Fluchtwege oder auf Dinge, die man als Waffe oder zum Barrikadenbau verwenden kann. Aber nun werde ich das nie wieder abschütteln können. Nicht einmal, wenn ich alt und verschrumpelt bin und das hier bloß noch ein Haufen Gutenachtgeschichten sind, mit denen ich meinen Enkelkindern Angst mache.
Also immer vorausgesetzt, ich schaffe es bis ins Erwachsenenalter.
»Und jetzt?«, ruft Russ hinter seinem Robocop-Visier. Wir sind bei der Tür. Der Korridor geht noch ein Stück weiter, dann knickt er nach links ab. Ich laufe voraus und spähe um die Ecke; der Gang erweist sich zum Glück als leer. Vorläufig. Inzwischen hat sich die Meute hinten beim Schwesterntresen umgedreht, um zu gucken, was los ist, und kommt in unsere Richtung.
»Sie sind unterwegs, aber warte noch.« Ich steige auf die Trage. »Du brauchst Spielraum da vorne. Wenn sie schön dicht dran sind, kannst du loslaufen.«
»Du hast so was schon mal gemacht, oder?«
»Das weißt du von Pete.« Ich blecke die Zähne. »Ein-, zweimal.« Ich schiebe die Handtuchstange in meine Jacke und benutze einen Wandspender mit Desinfektionsmittel als Tritt, um mich an der Tür hochzuziehen und meinen Hintern oben auf die Kante zu pflanzen. Ich sitze ganz schön wacklig da und bin alles andere als wendig in diesem mehrlagigen Fleecepulli-Jacken-Outfit, darum halte ich mich lieber an den Rohren unter der Decke fest.
Die Minimonster steuern uns jetzt an, mit ihren kleinen Mündern schmatzen sie aufgeregt und verbreiten ihren eklig fischigen Gestank.
»Da!« Ich zeige zum Schwesterntresen. Er ist praktisch leer. Wie auf Bestellung. »Lauf!«
Russ stößt ein Brüllen aus und rennt mit der Trage los, schiebt sie als Waffe und als Schild vor sich her, mitten zwischen den kleinen Zombies hindurch. Nun hat die Trage richtig Schwung – er wirft sich bäuchlings da drauf und kachelt wie ein Besengter den Korridor hinunter, kegelt links und rechts Körper beiseite. Ich feuere ihn an und lenke die Aufmerksamkeit einiger Zombinos auf meinen Hochsitz.
Die Trage knallt voll gegen den Schwesterntresen und Russ fliegt mit dem Kopf voran dahinter. Ein Glück, dass ich ihm den Helm gelassen habe. Es sieht echt lustig aus und er punktet damit bei mir weit mehr als mit diesem ganzen Heldenkram. Ein bisschen Klamauk ist einfach nicht zu toppen. Die Tür wackelt von meinem Lachen und ich verstärke meinen Griff um die Rohre, damit ich nicht herunterfalle.
»Ich bin noch ganz!« Er steht auf und sein Helm sitzt schief. Das ist sogar noch lustiger, aber ich bezweifle, dass es seiner Moral förderlich wäre, wenn ich jetzt in hysterisches Gelächter ausbrechen würde, und ein Daumen-hoch kann ich ihm auch nicht geben, ohne herunterzufallen, also tue ich gar nichts. Er guckt sowieso nicht zu mir – er hat sich schon wieder hinter den Tresen geduckt und sucht nach dem Ladegerät, nutzt jede Sekunde, als ginge es um sein Leben. Was ja auch stimmt.
Unter mir drängt sich die Meute gegen die Tür und die Zombies machen sich lang und versuchen, an meine Füße heranzukommen. Ich strecke die Beine waagerecht nach vorne; das ist richtiges Bauchmuskeltraining und die Türkante schneidet mir ins Hinterteil. Aber die Zombies kommen nicht an mich heran und herunterschütteln können sie mich auch nicht. Es sind jetzt sechs, sieben der Viecher und sie drängeln sich gegenseitig weg, an die Wand, gegen diesen Spender mit Desinfektionslösung, gegen einen großen Schalter, auf dem ÖFFNEN / SCHLIESSEN steht … Scheiße!
Die Tür fängt an, sich zu bewegen. Die kleinen Racker hatten einen Glückstreffer und die Tür schließt sich. Mir bleibt nur noch, von der Kante herunterzuspringen oder mich oben an die Rohre zu klemmen. Mitten zwischen die Untoten zu hüpfen, ist keine Alternative, also halte ich mich an den staubigen, rutschigen Rohren fest und das zeckt in den Armen. Mir bricht vor Angst und vom Adrenalin der Schweiß aus. Meine Bauchmuskeln protestieren, als ich versuche, die Beine hochzuziehen und über die Rohre zu hakeln, aber wegen dieser blöden Handtuchstange in meiner Jacke kann ich meinen Körper nicht richtig krümmen. Verdammt! Ich hänge da und strample mit den Beinen und die Kinder strecken die Hände aus, um auf mich einzuschlagen, als wäre ich eine richtig fette Piñata auf dem Zombie-Kindergeburtstag.
»Russ!« Ist gar nicht so
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