Untot | Sie sind zurück und hungrig
hier nämlich in einem Militärkrankenhaus unter der Erde befinden, dann ist das vermutlich ein verdammt sicherer Ort. Niemand kommt hier so ohne weiteres herunter – nicht ohne massiven Waffeneinsatz. Und Zombies verfügen nach meiner Erfahrung nicht über Waffen (nicht einmal die neuen schlaueren Zombies). Nachdem feststand, dass das Krankenhaus von Untoten überrannt worden ist, lag für mich auf der Hand, dass die Bedrohung nur von innen gekommen sein konnte.
Die waren hier und jetzt sind sie weg.
»Clever«, sagt Russ direkt hinter mir und ich fahre zusammen. »Du hast dir gedacht, wenn diese lebenden Leichen frei in den Gängen herumlaufen, dann können sie hier nicht mehr sein. Kluger Schachzug.«
»So ungefähr.« Für einen Moment bin ich richtig stolz. Ist natürlich Blödsinn, aber es ist mir irgendwie wichtig, dass Russ mich gut leiden kann. Der Himmel weiß, dass ich alle Fans brauche, die ich kriegen kann, jetzt, wo Smitty weg ist.
Ich beäuge noch mal die Wand mit den großen Kühlfächern. Hoffentlich sind die auch leer.
»Und was jetzt?«, fragt Alice. »Kein Ausgang weit und breit.« Offensichtlich ist es ihr ums Verrecken nicht möglich, mich mal für irgendwas zu loben. Ist mir recht. Ich will’s gar nicht anders haben.
»Wir warten. Fasst nichts an.« Ich wende mich an alle. »Ich meine, nichts, was nach Körperflüssigkeit aussieht. Eine Zeit lang dürften wir hier sicher sein, wir müssen nur gut aufpassen. Wir können das Handy aufladen und uns was überlegen.«
Pete gefällt das gar nicht, er schüttelt den Kopf. Wenn er sich nicht vorsieht, fällt ihm gleich die Schutzbrille herunter. »Aber damit geben wir den Soldaten da draußen Zeit, die Ausgänge zu sichern. Sie wissen, dass wir hier irgendwo sind, und werden den ganzen Laden auf den Kopf stellen, aber letzten Endes brauchen sie nur das Gebäude abzuriegeln.«
»Was ist die Alternative?« Ich spüre, wie Panik in mir aufsteigt, weil er natürlich Recht hat. Sie könnten uns hier unten einfach für immer einsperren und den Rest die Zombies erledigen lassen. Oder uns aushungern. Oder diese Ausfallsicherung aktivieren – uns ertränken, vergasen, was auch immer.
»Wir dürfen keine Zeit vertrödeln«, sagt Russ. Er sieht sich um. »Schaut euch das ganze Zeug hier an – vielleicht können wir Waffen improvisieren und Schutzkleidung.« Er öffnet einen Schrank, zieht ein paar Schubladen auf. »Sammelt alles ein, was ihr für nützlich haltet, dann hauen wir ab.«
»Das Ladegerät.« Ich sehe ihn an. Er greift in die Tasche und wirft es mir zu. Ich finde rasch eine Steckdose und ramme das Teil da rein. Dann fische ich das Handy aus meinem Stiefelschaft. Lass es bitte, bitte da ranpassen.
Ab und zu klappt auch mal was: Handy und Ladeteil sind wie Deckel auf Topf. Der kleine Stecker flutscht problemlos in die Buchse unten an meinem Handy und in der Display-Ecke erscheint eine winzige Pyramide aus Balken.
»Ja!« Ich stampfe mit dem Fuß auf und komme mir prompt blöd vor deswegen. »Wir kriegen Saft.«
»Toll«, seufzt Russ. »Fünf Minuten, Maximum – dann sind wir hier weg.«
»Nicht so hastig, Russ«, tönt Pete. Es ist eine einzigartige Mischung aus nervig und brüllend komisch, wenn er versucht, einen auf Boss zu machen. Er wendet sich an mich. »Lass mich diese Nummern in deinen Kontakten noch mal ansehen.«
»Kann es dabei weiter aufladen?«, frage ich.
»Aber sicher.« Er sieht mich an, als hätte ich von nichts eine Ahnung.
»Dann leg los.«
Pete macht sich sofort ans Entschlüsseln. Russ durchsucht einen Schrank. Alice zieht Schubladen auf.
Alle machen sich nützlich, bloß ich nicht. Ich habe noch einen anderen Grund, warum ich hierher wollte, und jetzt, wo wir hier sind, muss ich finden, wonach ich suche, und wenn es mich umbringt. Da ist ein Schreibtisch mit einem PC , aber den lasse ich links liegen – da ist garantiert alles passwortgeschützt. Ich knöpfe mir lieber die guten altmodischen Aktenschränke vor. Da ich das Kind zweier Mediziner bin, weiß ich, dass Ärzte erschreckend technophob sein können, und baue darauf, dass sich die Infos, nach denen ich suche, in Papierform finden lassen.
Ich ziehe einen Auszug auf und schaue hinein. Es hängen alphabetisch geordnete Akten darin. Ich greife eine beliebige heraus und schlage sie auf.
»He!«, ruft Pete. »Diese zweite Nummer funktioniert überhaupt nicht. Das ist ein Haufen Schwachsinn mit lauter Nullen – Nullen ergeben gar nichts außer
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