Untot | Sie sind zurück und hungrig
Leerzeichen.«
»Gut gemacht, liebste Mutter«, höhnt Alice.
»Gib mir einfach mehr Zeit …« Pete beugt sich wieder über das Tastenfeld und ich kehre zu der Akte in meinen Händen zurück.
Fotokopien von medizinischen Unterlagen. Ich schaue mir die eine an, die ich zufällig herausgezogen habe – weiblich, Alter: zehn Jahre, Name: Alderson, Isabel.
Ich ziehe ein paar Seiten mehr heraus. Es sind Fotos, und zwar ekelige. Ein Gehirn. Ein geschwollenes lila Fleischstück, wahrscheinlich eine Leber oder so. Aber das geht alles noch einigermaßen, bis ein anderes Foto kommt – von ihrem Gesicht.
Es ist die Rothaarige. Das Mädchen, das mit mir gerungen hat, am Anfang in meinem Zimmer. Isabel Alderson. Die Korkenzieherlocken sind unverkennbar.
Schluck . Jetzt weiß ich, warum ihr der halbe Kopf gefehlt hat. Weil ihr jemand den Schädel aufgesägt und das Gehirn fotografiert hat wie bei der Spielzeugüberraschung in einem Schoko-Ei.
»Hab sie geknackt!«
Petes Ausruf jagt mir einen Mordsschreck ein und mir bleibt fast das Herz stehen. Ich sehe zu ihm hinüber und er springt da herum, als hätte er ein Frettchen in der Unterhose.
»Die dritte Nachricht, ›Poffit‹?«
»Ja?«, antworte ich.
»Underbridge.« Er strahlt selig. »Das bedeutet die Nummer.«
»Dann ist Smitty dort?«, fragt Russ mich. »An einem Ort namens Underbridge? Oder unter einer Brücke?«
»Hast dich ja schön klar ausgedrückt, Mum «, ätzt Alice.
Ich bin richtig aus dem Häuschen. Das Ganze ergibt also einen Sinn. Ich meine, Sinn ergibt es keinen – aber wir bekommen wenigstens Antworten. Selbst wenn wir noch nicht wissen, was sie bedeuten. »Dranbleiben, Pete!«
»Logo.« Er kritzelt hektisch mit Stift und Papier drauflos.
Ich gehe die Unterlagen durch, bloß ist das für mich alles Kauderwelsch. Bis mir ein Wort entgegenspringt.
Heilige Scheiße. Da steht es schwarz auf weiß.
»Osiris.« Mir fällt gar nicht auf, dass ich es laut gesagt habe.
»Was?«, fragt Russ.
»Das hier ist die Krankenakte von einem der Kinder, die mich in meinem Zimmer angefallen haben. Hier drin steht ausdrücklich, dass das Mädchen ›infiziert‹ war und ›positiv auf Osiris getestet‹ worden ist.«
»Ja und?«, fragt Alice. »Kurzmeldung: Die Kleine war ein Zombie.«
»Aber versteht ihr denn nicht, was das heißt?« Ich sehe Pete an. »Osiris.« Ich tippe mit dem Zeigefinger auf die Unterlagen.
Pete lässt das Handy sinken. »Dann muss dieses Krankenhaus hier Xanthro gehören.«
»Mein Gott.« Russ kommt zu mir herüber und guckt über meine Schulter hinweg in die Akte.
»Wieso?«, fragt Alice.
»Weil die einzigen Leute, die wissen, dass der Virus einen Namen hat, für Xanthro arbeiten«, sage ich. »Meine Mutter und ihr Team haben das potenzielle Heilmittel Osiris 17 getauft und den Erreger Osiris Red .«
»Mag sein«, sagt Russ. »Aber ebenso gut kann es sein, dass die ganze Welt das Virus seit ein paar Wochen so nennt. Wir können das nicht wissen.«
»Aber alles deutet auf Xanthro hin«, widerspreche ich. »Die Männer in Schwarz bei der Unfallstelle, die hatten alle ein kleines gelbes X am Revers, fällt mir gerade wieder ein. Das ist das Firmenlogo von Xanthro.«
»Und du weißt genau, dass du das gesehen hast?«, fragt Russ.
»Glaube schon … Ich war zwar ziemlich neben der Spur, aber hätte ich so was geträumt?«
»Ja«, sagt er schlicht. »Das kommt vor.«
»Und was ist mit dem Typen im Treppenhaus? Lange Haare und Militär, das passt nicht zusammen, schon klar – aber wenn er für Xanthro arbeitet, dann kann er sich locker so einen Pferdeschwanz stehen lassen.« Ich zeige mit dem Daumen zur Tür. »Und dann der wohl eindeutigste Hinweis: Die schießen auf uns. Wenn das kein Hinweis ist, dann weiß ich auch nicht. Ich weigere mich zu glauben, dass die Armee auf nicht infizierte Jugendliche schießen würde.«
Pete nickt. »Wollen wir hoffen.«
»Kann schon sein, dass das hier ein Militärkrankenhaus ist, aber Xanthro hat definitiv was damit zu tun.« Ich zeige auf mein Handy, das Pete auf den Tresen gelegt hat. »Meine Mutter hat sich daran zu schaffen gemacht. Sie muss es mir am Unfallort weggenommen und dann irgendwie hier reingeschmuggelt haben. Oder sie hat’s jemand anders gegeben, damit der es mir zusteckt. So oder so besteht eine Verbindung zwischen ihr und dem Krankenhaus.«
»So oder so, können wir jetzt losmachen?«, wirft Alice nicht ganz unberechtigt ein.
»Zwei Minuten. Ich muss noch was
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