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Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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kommen? Bei der Vorstellung wird mir ganz anders. Nein, nun kletter schon aus dem verfluchten Kühlfach raus.
    »Denke schon«, flüstere ich. Ich rühre mich aber trotzdem kein Stück und Russ hat es auch nicht eilig.
    Am Ende entscheidet es die Kälte für mich. Weil ich merke, dass mir die Zähne klappern. Vielleicht auch deshalb, weil ich halb gestorben bin vor Angst, aber ich glaube, ich schiebe es lieber auf die Kühlung.
    »Ich kletter jetzt raus.« Die Worte sind kaum verständlich, so sehr bebt mein Unterkiefer. Ich gehe mit den Händen auf den Boden hinunter und ziehe mich ungeschickt hinaus auf die Fliesen, wie ein Kleinkind, das laufen lernt. Erst als ich auf dem Boden liege und die Fliesen sich an meinen nackten Beinen warm anfühlen, wird mir klar, wie schweinekalt es in dem Fach gewesen ist. Und ich klappere nicht bloß mit den Zähnen, ich zittere am ganzen Körper.
    Russ plumpst neben mir auf den Boden; er ist auch in keinem besseren Zustand als ich.
    »Schnell …«, sagt er bibbernd. »Müssen … die anderen … rausholen.«
    Au verdammt, ja. Ich stehe mit einiger Mühe auf und packe den Griff von Petes Kühlfach. Es strengt mich total an, die Tür aufzuziehen.
    Das Fach ist leer.
    Zuerst denke ich, dass mich meine Augen täuschen, aber ich blinzele ein paarmal und nein, das Fach ist immer noch leer. Ich gehe in die Hocke und schaue tiefer hinein. Sind da irgendwelche Notluken am anderen Ende, die wir übersehen haben? Vielleicht sitzen Pete und Alice schon die ganze Zeit in irgendeinem kuscheligen Geheimraum und trinken heißen Tee und lachen sich einen ab?
    »Hier«, sagt Russ und zeigt auf das Fach daneben. »Dieses.« Er zieht an dem Hebel und da ist Pete und starrt mich an. In meiner unterkühlten Verwirrung habe ich die Türen einfach verwechselt.
    Ich stolpere weiter und ziehe die Tür von Alice’ Fach auf. Da fängt sie an zu wimmern, wohl weil sie denkt, wir wären die Soldaten und würden sie jetzt holen kommen, aber als ich mich bücke, um sie zu beruhigen, setzt sie sich auf und umarmt mich schluchzend.
    »Sch-sch-schrecklich!« Sie wird richtig von Krämpfen geschüttelt. »Zwingt mich … nie wieder … zu so was!«
    Ich kann sie dazu überreden, sich hinzustellen, aber sie klammert sich weiter an mir fest.
    »Dann haben wir es geschafft?«, fragt sie. »Wir haben sie ausgetrickst?«
    Ich nicke bloß, weil ich ihr nicht sagen will, wie knapp es in Wirklichkeit war. Ich gehe davon aus, dass die beiden hinter ihren geschlossenen Türen nicht so viel hören konnten wie wir, und das ist vielleicht auch besser so.
    »Was ist denn mit Pete?« Russ macht ein besorgtes Gesicht. Ich drehe mich um, was gar nicht so einfach ist, weil ja Alice an mir dranklebt und auch nicht den Eindruck macht, dass sie bald loslässt.
    Pete liegt immer noch da. Auf der Bahre, ohne sich zu bewegen. Immer noch mit starrenden Augen, aber ich begreife erst jetzt, dass sein Blick ins Leere läuft.
    »Was ist?« Alice lässt mich los, um sich das selber anzusehen. Sie schreit »Nein!«, wirft sich neben ihm auf die Knie, zerrt ihn von der Bahre herunter, so dass sein Kopf auf die Fliesen knallt, und reibt mit den Handflächen sein aschfahles Gesicht. Als das nichts bringt, rüttelt sie ihn an den Schultern und als sich auch daraufhin nichts tut, schlägt sie ihm mit den Fäusten auf die Brust, als würde sie auf ein Fass trommeln.
    »Hör auf!« Russ gelingt es, sie zu bändigen. Aber Alice hat eindeutig gewusst, was sie tut. Pete schnappt tief nach Luft und setzt sich ruckhaft auf, als hätte ihm jemand eine Adrenalinspritze ins Herz gejagt. Dann fängt er an, total zu keuchen; er ist wieder bei Bewusstsein und sieht sich verwirrt und panisch um.
    »Sein Inhalator!«, ruft Alice und wühlt in seinen Taschen. Dass sie bei ihm eine Leibesvisitation macht, scheint Pete mit fast genauso viel Panik zu erfüllen wie die Tatsache, dass er keine Luft kriegt. Endlich hat sie eine kleine Plastikröhre aufgetrieben und rammt sie ihm in den Mund, aber ihm treten bloß die Augen hervor. Alice reibt ihm den Rücken, bis er an dem Inhalator saugt und die Medikamente ihren Job machen. Langsam senken sich seine Schultern und seine Atemzüge werden regelmäßig. Seine Augen sind immer noch riesengroß, aber ich glaube, das hat mehr damit zu tun, dass Alice plötzlich einen auf Sanitäterin macht.
    »Alles okay mit dir?« Russ beugt sich zu ihm herunter und schlägt ihm auf die Schulter. Pete nickt. »Dann sollten wir los.«

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