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Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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kleinen Hinweise auf deinem Handy denn nicht entschlüsselt? Er ist ganz in der Nähe und wartet darauf, dass du ihm hilfst, Bobby. Willst du ihn da sitzen lassen, bis diese Typen ihn zufällig finden? Oder sollen wir jetzt gehen und ihn retten?«
    Ich weiß nicht, was ich machen soll. Alles in mir schreit, dass ich ihr nicht trauen darf, aber ich glaube, sie sagt die Wahrheit. Ich kann mir jetzt nicht den Luxus erlauben, das Ganze zu durchdenken. Ich muss jetzt handeln und später mit den Konsequenzen leben.
    »Na schön.« Ich winke sie zu uns herein.
    Sie seufzt erleichtert und verdreht selbstironisch die Augen. »Ich dachte schon, du würdest mich nie dazu auffordern.«
    Etwas macht popp und dann irgendwie knack und Grace starrt uns an. Ich frage mich, warum sie nicht in die Kabine hereinkommt. Aus ihrer Strickmütze läuft etwas Hellrotes die Stirn herunter, rinnt in ihr Auge, dann über die Wange und das Kinn entlang und tropft auf ihre Jacke. Dann bricht sie zusammen, fällt nach vorn zu uns in den Aufzug.
    »Nein! Nein! Nein!«, schreit Alice.
    Ich handle ganz automatisch, reiße den Schlüssel aus Grace’ warmer Hand und werfe ihn Pete zu, der ihn geschickt auffängt. Während er ihn in diese Öffnung steckt und den ›Aufwärts‹-Knopf drückt, zerre ich Graces Beine in die Kabine. Gerade als sich die Tür schließt, sehe ich einen Trupp Soldaten um die Ecke biegen. Einer mit einer Maske hält ein Gewehr.
    »Stopp!« Seine Stimme ist barsch und kaputt. »Keine Bewegung!«
    Es ist dieselbe Stimme wie vorhin vor der Pathologie; das ist der dritte Mann, den die anderen beiden nicht ausstehen konnten.
    Als ob wir tun würden, was er sagt.
    Mit einem Ruck fährt der Aufzug an und saust nach oben, dass uns die Mägen in die Kniekehlen sacken und die Ohren knacken.
    »Die haben Grace erschossen«, sagt Alice leise. »Die haben sie einfach erschossen. Ist sie echt tot?«
    »Definitiv.« Russ hat ihre Strickmütze hochgeschoben. Ich will es nicht sehen, aber ich kann meinen Blick nicht von dem sauberen Loch in ihrer Schläfe abwenden.
    »O Gott, mach schon, mach schon, mach schon!« Alice schlägt mit den flachen Händen gegen die Wände der Kabine.
    Unter Grace’ Kopf bildet sich eine Blutlache und wird immer größer. Ich presse mich gegen die Wand. Ich will nicht mit meinen Füßen da drankommen. Russ blickt zu mir hoch. »Wir sollten sie durchsuchen. Sie hat vielleicht irgendwas dabei, was uns helfen könnte.« Er zieht den Reißverschluss ihrer Jacke auf.
    »Ich übernehme das.«
    Keine Ahnung, warum, aber es kommt mir weniger brutal vor, wenn ich es mache. Russ tritt beiseite und ich beuge mich vorsichtig über sie. In der Innentasche ihrer Jacke schließen sich meine Finger um einen einzelnen Schlüssel an einem dicken Anhänger.
    »Hier.« Ich halte ihn für die anderen hoch. »Wir kommen von hier weg, wir haben ein Auto.«
    Pete verzieht das Gesicht. »Meinst du, sie hat einfach beim Eingang geparkt?«
    Ich gehe mit gesenktem Kopf die restlichen Taschen durch und verbeiße mir die Tränen. Sie ist erschossen worden. Vor unseren Augen. Es spielt überhaupt keine Rolle, dass sie zum Feind gehört hat; vor ein paar Sekunden hat sie noch gelebt, hat dieselbe Luft geatmet wie wir, mit derselben Furcht und Hoffnung im Herzen.
    »Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, wo sie mit uns hinwollte?«, fragt Russ.
    Ich schüttele den Kopf. »Nichts weiter zu finden.« Ich wische mir die Hände an der Jacke ab, als wäre ich von Grace’ Totsein beschmutzt. »Ich gehe mal davon aus, dass im Auto dann eine Landkarte und Anweisungen und so weiter bereitliegen.«
    »Willst du …?« Alice schluchzt. »Ihre Hosen …?« Sie zeigt mit verzweifeltem Gesicht auf Grace’ Beine.
    »Nein.« Ich schüttele den Kopf. »Das kann ich nicht bringen.«
    Der Aufzug bremst ab.
    »Seid vorsichtig alle«, sagt Russ. »Wir wissen nicht, was draußen los ist.«
    Wir halten uns bereit. Die Tür macht ping und öffnet sich; dahinter herrscht Halbdunkel und es riecht nach feuchter Kuh. Ferien auf dem Bauernhof, oder wie?
    »Was machen wir mit ihr?« Pete deutet auf Grace.
    Ich springe über die Tote hinweg, dann ziehe ich sie vorsichtig zur Hälfte nach draußen, so dass ihr Oberkörper noch im Aufzug liegt. Wenn sich die Türen nicht schließen, bleibt der Aufzug hier stehen und das dürfte die Soldaten ein bisschen aufhalten.
    »Sie wollte uns bei der Flucht helfen. Auf diese Weise tut sie es doch noch.«

Kapitel
 
11
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