Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
Vom Netzwerk:
wieder an der Wand fest und mache mich daran, zurück aufs (sozusagen) Trockene zu zockeln.
    »Was ist das?«, ruft Russ zu mir herunter.
    »Ein Rucksack.«
    Die Enttäuschung schmeckt wie Galle im Mund. Ein Rucksack, kein Smitty. Wehe, wenn Mum da nicht was total Nützliches reingepackt hat, das die ganze verflixte Mühe wert ist!
    »Was ist drin?«, ruft Russ wieder.
    Ich bedenke ihn mit einem Mörderblick, der im Halbdunkel unter der Brücke aber bestimmt total wirkungslos bleibt. »Lässt du mir vielleicht noch einen Moment Zeit zum Nachsehen?«
    »Entschuldige.«
    Draußen ist es hell genug, dass ich sehen kann, wie er mich angrinst. Er hat dermaßen gute Laune, das ist nicht mehr normal. Für einen Moment frage ich mich, ob er vielleicht eine Art Androide ist. Oder Alien. Oder ein Erwachsener im Körper eines Teenagers. Niemand in meinem Alter ist ständig gut drauf.
    »Soll ich dich ziehen?«, ruft er.
    »Ich komm schon klar«, antworte ich rasch. Irgendwie bin ich nicht sonderlich heiß darauf, der Allgemeinheit den Inhalt des Rucksacks zu zeigen. Bis eben war mir das noch gar nicht so klar. Ich reiße mich nicht gerade drum, länger im Eiswasser rumzustehen, aber ich brauche ein paar zusätzliche Sekunden, um mir zu überlegen, wie ich es hinbiegen kann, dass ich mir den Krempel allein ansehe.
    Dann lässt Russ sein Seilende fallen und ist weg.
    »Na toll«, murre ich und taste mich, so schnell wie ich kann, vorwärts. Ich bin fast unter der Brücke hervor, als Russ wieder in Sicht kommt. Aber diesmal ist er nicht allein. Ein Zombie hält ihn in tödlicher Umarmung.
    »Russ!«, schreie ich.
    Zuerst halte ich den Zombie für eine halbe Portion, ein Kind, aber wie Russ da versucht, ihn abzuwehren, begreife ich, dass es doch ein Erwachsener ist, aber eben wortwörtlich nur eine halbe Portion. Rumpf, Arme, Kopf. Alles unterhalb der Taille fehlt, da schlackern nur feuchte Fleischfetzen herum wie Krepppapierstreifen an einem Windspiel, während Russ versucht, sich von dem Vieh zu befreien. Keine Ahnung, wie es ihn überhaupt gekriegt hat, keine Ahnung, wie es sich überhaupt vorwärts bewegt, aber es ist aufgeschwemmt und aufgebläht und ich schätze, es hat sich schon eine ganze Weile im Wasser getummelt.
    Russ und sein Tanzpartner ringen miteinander und Russ gewinnt. Das Ding ohne Beine klatscht neben mir ins Wasser und kommt wie ein Korken wieder hochgeschossen. Prompt rudert es mit seinen Armen drauflos, in einem Kraulstil, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Es hat Kraft und ist wild entschlossen und die Kälte macht ihm nichts aus. Von der Strömung unterstützt ackert es sich in meine Richtung, öffnet sein Maul und stößt einen gurgelnden Schrei aus. Es ist ein Mann, mit kräftigen Schultern und ohne Haare und einem dermaßen aufgequollenen Gesicht, dass es fast lila ist, weil jede sich verästelnde dunkle Ader vor Anstrengung hervortritt. Wie ein Schlag trifft mich die sichere Gewissheit, dass ich gegen diesen Zombie absolut nichts ausrichten kann. Mist, er hat mich gesehen und prompt ist Russ vergessen. Der Zombie hat sein neues Ziel ins Visier genommen und hält auf mich zu – gleich ist es aus mit mir.
    Ich muss mich festhalten und kann nach diesem Vieh weder treten noch schlagen und so schreie ich. Wehrlos wie eine Maus in einer Klebefalle. Ohne fliehen zu können, ohne mich verstecken oder sonst irgendetwas tun zu können. Ich kann nur warten, bis er mich holt. Zum Heulen.
    Russ streckt einen Arm vor, der weit weg ist, aber da mir nichts anderes übrig bleibt, mache ich einen Satz darauf zu. Ich verfehle ihn natürlich, aber als ich ins Wasser klatsche, bekommt meine Hand irgendetwas zu fassen, das aus dem Uferbereich ragt – eine treibende Wurzel? Ich ziehe mich daran vorwärts, ganz taub vom eiskalten Wasser. Das Ding ohne Beine zischt vorbei und seine riesigen Wurstfinger schlagen wie wild aufs Wasser ein, als ob es mich immer noch kriegen will. Pech für den Zombie; er ist zwar ein guter Schwimmer, aber gegen den Fluss kommt er nicht an. Die Strömung trägt ihn davon und er brüllt protestierend, dreht sich um und sieht mit traurigem, vorwurfsvollem Blick zu mir zurück, weil das voll unfair ist und ich total gut geschmeckt hätte.
    Gerade als ich mich traue, erleichtert aufzuatmen, gibt die Wurzel nach und ich bin wieder unter Wasser, werde herumgewirbelt, rudere mit den Armen, versuche mit den Füßen den Grund zu finden, will mich irgendwo festhalten und habe ebenso viel Angst davor, von

Weitere Kostenlose Bücher