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Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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sofort schwindelig. Ich sehe auf eine riesige, ziehharmonikaartige Dachkonstruktion aus gefrostetem Glas hinunter – kein Sturz, der einen umbringt, aber den einen oder anderen Knochen kann man sich schon brechen. Zum Glück gibt es an der Außenseite der Brücke kleine Simse im Mauerwerk und darauf kann ich – wenn auch widerwillig – meine Füße stellen. »Wir können es auf dieses Dach schaffen«, ruft Smitty.
    Ja. Hauptsache, wir rutschen dann nicht ab. Denn von da bis zur Straße ist es ein verflucht tiefer Fall.
    Ich schwinge ein Bein über das Geländer und Smitty packt mich hinten am Jackenkragen, wie eine Katzenmutter, die ihr Junges am Nacken trägt. Das Mauerwerk ist schlüpfrig und eiskalt. Ich halte mich mit klammen Fingern oben an der Brüstung fest und taste mit dem ersten Fuß nach dem Sims unter mir. Da ist es. Ich hole das zweite Bein nach und stehe jetzt mit beiden Füßen auf der Kante; Smitty hat losgelassen und ich bin auf mich allein gestellt.
    Von oben höre ich, wie die anderen Alice helfen. Ich taste mich am Sims entlang die Brücke hinunter und lasse mich vorsichtig auf das Dach fallen.
    Alice wird halb an mir vorbeigeworfen und Smitty, Russ und Pete folgen ihr mit rudernden Armen und Beinen. Die verfaulten Gestalten unter uns schmatzen erwartungsvoll; oben landet der Hubschrauber auf der Brücke.
    »Wohin jetzt?«, rufe ich Smitty zu.
    Er rennt los und läuft das Dach entlang, was sich schwierig gestaltet, weil das Ding nicht nur rutschig ist, sondern man auch dem Zickzackverlauf der Konstruktion folgen und die regelmäßig hoch aufragenden Spitzen erst mühevoll hinaufklettern muss, um auf der anderen Seite wieder hinunterzuschlittern. Wir schieben und ziehen uns gegenseitig, feuern einander an, bleiben immer an Smitty dran. An manchen Stellen ist das Glas klar und ich kann sehen, was unter uns ist. Wir sind hier auf dem Dach einer Bahnhofshalle; ich kann deutlich Gleise und Bahnsteige erkennen. Und auch die Zombie-Pendler in ihren zerfetzten Anzügen, wie sie dort mit Handys stehen, deren Akkus längst leer sind, und auf Züge warten, die nie mehr kommen werden. Ich hoffe sehr, dass Smitty einen Plan hat, den er uns gleich mitteilen wird, und noch mehr hoffe ich, dass bis dahin die Scheiben unter uns heil bleiben.
    Irgendwo nicht weit hinter uns gibt es einen Rums; zwei Soldaten sind aufs Dach gesprungen. Sie verfolgen uns, sind aber nicht so geschickt wie wir und helfen sich auch nicht gegenseitig. Und was lernen wir daraus? Teamwork siegt.
    Ein gellender Schrei ertönt.
    Ich sehe nach hinten und schnappe nach Luft. Einer der Soldaten ist abgerutscht, mit dem Oberkörper hängt er noch auf dem Dach, aber seine Beine baumeln in der Luft. Unten stehen die Zombies und warten. Wir bleiben alle stehen und gucken; wir können gar nicht anders. Wenn überhaupt jemand Kraft genug hat, um aus dieser Situation herauszukommen, dann dieser Kerl. Aber er kämpft auf verlorenem Posten und das wissen wir alle, sogar er weiß es. Weil es nichts zum Festhalten gibt, versucht er seine Hände wie Saugnäpfe einzusetzen, um sich die glatte Schräge hinaufzuziehen. Mit jedem Versuch rutscht er noch ein Stück weiter ab. Sein Mund verzerrt sich, er knurrt vor Verzweiflung und von der schier übermenschlichen Anstrengung.
    »Nimm meine Hände!«, ruft der zweite Soldat und gleitet den Kopf voran die Dachschräge hinunter, streckt sich nach seinem Kameraden aus. Aber gerade als der an der Kante baumelnde Soldat zu seinem Möchtegernretter hochsieht, kracht dieser in ihn hinein und beide stürzen vom Dach, landen mit einem dumpfen Aufschlag irgendwo unten. Das vielstimmige Ächzen wird lauter und dann sind Schreie zu hören. So viele Untote da unten. Ich kann es nicht sehen und bin auch heilfroh darüber, weil da gleich Fleisch gerissen wird und Zähne an Knochen nagen und Dutzende Mäuler schlürfen und schlingen werden. Bei lebendigem Leibe aufgefressen.
    »Hier!« Smitty ist weitergeklettert. Er winkt hektisch und wir erwachen aus unserem Albtraum und setzen uns wieder in Bewegung. Über uns dreht der Hubschrauber ab. Wollen sie irgendwo landen und uns zu Fuß einfangen? Aber für Sorgen ist jetzt keine Zeit. Smitty kauert bei einer Fensteröffnung im Glasdach, einer Luke, die er irgendwie aufbekommen hat. Ich spähe durch die Öffnung in den Bahnhof mit seinen Anzeigetafeln und den Imbissständen und Bahnsteigen hinunter. Es geht höllisch tief runter. Nur ein Stück unter mir spannt sich das riesige

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