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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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Situation ausgeliefert, die ich zeit meines Lebens unterschätzt habe. Ich wusste nicht, dass Liebe so gefährlich ist. Ich wusste nicht, wie rücksichtslos sie macht, wie egoistisch und hart. Ich wusste nicht, dass sie einen guten in einen schlechten Menschen verwandeln kann. Bei mir hat sie das geschafft. Ich bin todunglücklich, aber vollkommen auf mich fixiert.
    Alles andere verschwindet in einem Moloch der Gleichgültigkeit. Es ist mir egal, wie es meiner Familie, meinen Freunden geht. Ich kümmere mich um nichts mehr. Der Haushalt wird nebenbei erledigt, wenn ich Zeit dazu habe, und das ist nicht oft der Fall. Denn viele Stunden vergehen damit, dass ich dich verfolge - im Auto, im Schritttempo oder zu Fuß, verkleidet mit einer Perücke und einem dünnen Sommermantel. Den Rest der Zeit gieße ich meine Pflanzen oder liege grübelnd auf dem Bett, erregt, verzweifelt, unbefriedigt.
    Dabei sollte ich erleichtert sein. Wenn ich dich jetzt loslasse, gehört die ganze Affäre der Vergangenheit an. Ich könnte sie vergessen, als wäre sie nie passiert. Ich könnte mich auch an sie erinnern wie an ein spannendes Abenteuer. Es gäbe keine Konsequenzen, ich bliebe ungestraft. Was für eine Chance! Ich könnte mich wieder den Menschen widmen, die mir wirklich wichtig sein müssten, und bräuchte nicht einmal Angst zu haben, dass du mein Leben zerstörst. Denn du wärst froh, endlich wieder frei zu sein. Du sagst das nie, aber ich weiß es, ich sehe es. Unsere Zeit ist zu Ende.
    Aber es nützt nichts. Mein Körper schmerzt, wenn du nicht da bist, als sei er nicht mehr vollständig ohne deine Hände, deine Brust, deine Küsse, deinen Schwanz. Ich überlege, eine Therapie zu machen - gegen Liebeswahn. Es wäre eine wunderbare Vorstellung, endlich jemandem von dir erzählen zu können - jemandem, der es garantiert nicht gegen mich verwendet. Einem Profi in Sachen schädlicher Obsessionen. Ich wäre wahrscheinlich sogar seine normalste Patientin. Es gibt doch so viele exotische Perversionen, da ist meine sicher noch am einfachsten heilbar. Es wäre so schön, wenn ein Mensch mir sagen könnte, wie man diese schauderhafte, erniedrigende Gier eliminiert. Möglicherweise schafft er es, meine Programmierung auf dich wieder rückgängig zu machen und auf meinen Mann zu lenken. Ich würde meinen Mann so gern wieder begehren. Stattdessen bin ich fixiert auf einen Jungen, der sich nicht mehr für mich interessiert.
    Ich habe Sehnsucht nach starken Gefühlen, die nichts mit dir zu tun haben. Früher konnte ich mich für die Natur begeistern, eine aufgeblühte Rose, ein besonders schöner Sonnenuntergang reichte damals, um mich glücklich zu machen. Jetzt sind Pflanzen Pflanzen. Ich gieße und pflege sie, aber nur aus Pflichtgefühl. Eine Hortensie und ein Zitronenbäumchen sind bereits kaputt. Pflanzen registrieren feinste Stimmungsschwankungen. Ich bin nicht mehr für sie da.
    Ich werde nun gleich wieder zu dir fahren. Wir sind verabredet, um zehn Uhr in deiner Wohnung. Du wolltest mich vor dem Haus treffen, »um einen Spaziergang zu machen«, aber ich habe abgelehnt. Ich will das, was mir zusteht. Ich will es gleich. Ich werde Vollgas geben, um möglichst schnell bei dir zu sein.
    Wie konnte das aus mir werden?
    Ich müsste mit jemandem sprechen. Jemandem, dem ich restlos vertraue. Aber es gibt niemanden, ich kann nur weiter für mich allein traurig sein. Mittlerweile sprechen mich flüchtige Bekannte darauf an, wie elend und dünn ich in letzter Zeit aussehe. Sie haben Recht, und das liegt daran, dass nichts so einsam macht wie unglückliche Liebe. Inzwischen wünschte ich mir einen Todesfall, der mir erlaubt, meinen Kummer öffentlich zu zeigen und wenigstens Mitleid und Verständnis zu ernten, wenn schon nicht das, was ich mir ersehne.
    Ich habe Angst. Ich habe mich in Gebiete vorgewagt, die wild und unerforscht sind. Ich dachte, ich kann jederzeit wieder umkehren, aber ich habe mich verirrt. Jetzt weiß ich, dass es dort fremde, unheimliche Wesen gibt, die nur darauf warten, dass mich meine Schwäche vollends wehrlos macht. Ich irre durch einen Dschungel, ich habe meinen Kompass verloren, und ich bin dabei zu verhungern. Mein armer Mann, mein armes Kind. Es ist unverzeihlich, was ich euch antue. Manchmal möchte ich sterben, um meiner Schande nicht länger ins Gesicht zu sehen. Ein Parasit frisst mich von innen auf und vernichtet alles, was stark, freundlich, treusorgend, liebevoll und sympathisch ist.
    Farkas war an der

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