Unvergessen wie Dein Kuss
Martha Otters.
“Verzeiht mir”, sagte er zögernd. “Ich dachte …” Er hielt inne. Das war kein geeigneter Augenblick, um die Badefrau an seinen Fantasien teilhaben zu lassen. Isabella beobachtete ihn, und Marcus hätte schwören können, dass in ihren Augen ein Anflug von Belustigung hervorblitzte, als sie sah, wie unbehaglich er sich fühlte.
Martha war offenbar noch nicht beschwichtigt. Sie stand da und beobachtete Marcus, wie er mit Achilles wendete und durch das seichter werdende Wasser auf den Strand zuhielt.
Es scheint mir, dass Ihr Mann ein bisschen mehr Respekt vor seiner Frau lernen sollte …
Marcus verzog reumütig den Mund. Diese Lektion lernte er in dieser Zeit recht häufig.
Er erreichte den Strand und erkannte beim Blick zurück, dass die Badekabine so stand, dass Isabella vom Land aus nicht gesehen werden konnte. Die versammelte Menge sah auch gar nicht auf Isabella, sondern blickte auf die See hinaus, wo ein herankommendes Segelschiff sichtbar geworden war. Marcus hatte mehr Aufsehen erregt dadurch, dass er mit einem Pferd in das Wasser geritten war, als Isabella mit ihrem Schwimmen. So viel also zu seiner Annahme, dass sie sich nackt vor den Leuten des Ortes zur Schau gestellt hatte. Dieser Gedanke war schon recht abenteuerlich, und er musste sich das alles eingebildet haben. Das war ein weiterer Beweis dafür, dass er völlig in seine Frau vernarrt war.
Marcus lachte über sich selbst, als er Achilles zu dessen Erleichterung an das trockene Land trieb. Ihm wurde klar, dass er sich als Ehemann sehr besitzergreifend benahm. Der Gedanke erschreckte ihn, denn während seiner Ehe mit India hatte er nie eine Gefühlsregung gehabt, die über ein mildes Vergnügen an der Gesellschaft seiner Frau hinausging. Aber er hatte eben die falsche Cousine geheiratet.
Jetzt bot sich ihm die Chance, bei der richtigen seine Fehler wiedergutzumachen. Ganz gleich, wie lange seine Werbung um seine Frau dauern würde – sie würde am Ende zu gegenseitiger Achtung führen, die der Leidenschaft, die zwischen ihnen brannte, entsprach. Dazu war er fest entschlossen.
17. KAPITEL
“S ir Stanley und Lady Jensen, Lady Marr, Mr und Mrs Latimer, Mrs Bulstrode, Mr und Mrs Spence …”
Isabella wiederholte die Namen aller bedeutenden Einwohner von Salterton, an die sie sich erinnern konnte, während sie und Marcus den Wagen bestiegen, der sie zum ersten Gesellschaftsabend von Salterton bringen sollte.
“Ich möchte wissen, ob Miss Parry noch da ist, und dann gab es noch Captain Walters.”
Marcus umschloss Isabellas Hand fest und beruhigend, weil sie nervös mit dem Saum ihres Umhangs spielte.
“Bella, deine Namensaufzählung hört sich an wie ein Appell an Bord eines Schiffes”, sagte er. “Alles wird gut gehen, da bin ich ganz sicher. Du bist bezaubernd und schön, und wenn du ihre Namen kennst, dann wird jeder das als einen zusätzlichen Vorzug ansehen.”
“Ach”, rief sie plötzlich aus, “ich habe das niederdrückende Gefühl, dass jetzt der Augenblick kommt, in dem sich Pens Prophezeiung erfüllt.”
“Und die wäre?”
“Dass ich mich an keinem Ort zur Ruhe setzen könnte, am allerwenigsten in Salterton.” Isabella biss sich auf die Unterlippe. “Sie hält mich für viel zu skandalträchtig.”
“Wenn man deinen Auftritt von gestern als Maßstab nimmt”, antwortete er lächelnd, “dann könnte sie recht haben.”
“Ich weiß nicht, was du meinst”, erwiderte sie mit einer Spur von Belustigung in ihren Augen. “Wenn du dich auf mein Baden beziehst, dann kann ich dir versichern, dass alles vollkommen sittsam verlief.”
Marcus drehte sich rasch herum, um sie anzusehen. “Bella”, sagte er, “ich
weiß
, dass du nackt geschwommen bist. Ich habe dich gesehen.”
Sie unterdrückte ein Lächeln. Damit hatte sie Marcus einen ihrer vergnüglichsten Streiche gespielt. An dem Tag hatte er sie immer wieder von der Seite angesehen, so als ob er nicht recht glauben konnte, dass er sich so geirrt hatte.
Wirklich, sie empfand große Befriedigung dabei, wenn sie Marcus so necken konnte. Sein plötzliches Erscheinen an der Badekabine hatte sie erschreckt und verwirrt. Nachdem er gegangen war, war sie aus dem Wasser gestiegen und hatte sich eiligst angezogen. Die einzige andere Möglichkeit wäre gewesen, Marcus vom Pferd ins Wasser zu ziehen – wobei Martha Otter sich mit Sicherheit energisch gegen das gemischte Baden ausgesprochen hätte, besonders aber gegen die Art, die Isabella im Sinn
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