Unvergesslich wie deine Leidenschaft
sind.“
Oje. Kelly musste sich zusammennehmen, um keine Grimasse zu schneiden. Aber es ging um Ryans Mutter. Die Großmutter ihres Kindes.
„Ich hab dich auch lieb, Mom. Ich mache jetzt Schluss. Wir sind eben angekommen und beide sehr müde.“
Er warf sein Blackberry auf die Couch. Kelly schaute ihn neugierig an.
„Mom möchte sich für Robertas Verhalten entschuldigen. Und ihr eigenes. Sie will mal mit uns zu Abend essen. Ich habe ihr gesagt, dass ich mich melde, wenn wir bereit dafür sind. Du hast es ja gehört.“
Da Kelly dazu nichts einfiel, trank sie einen Schluck von ihrem Orangensaft.
Stirnrunzelnd betrachtete Ryan ihre hochgelegten Füße. „Deine Füße sind ganz schön geschwollen. Soll ich sie massieren?“
„Nein, nicht nötig. Ich werde sie den ganzen Abend über hochlegen und viel trinken. Das Kalium im Orangensaft wird helfen.“
Im nächsten Moment klingelte es.
„Das wird unser Gepäck sein. Bin gleich zurück.“
Weil Kelly nach dem langen Flug nicht mehr sitzen wollte, drehte sie sich einfach auf die Seite. Das fand sie wesentlich bequemer.
Dann beobachtete sie durch die Glasschiebetüren, die auf den Balkon führten, wie vereinzelt Schneeflocken vom Himmel fielen. Anscheinend konnte sich das Wetter nicht entscheiden, ob es Regen, Schneeregen oder Schnee geben sollte. Zumindest jetzt fielen ein paar dicke Schneeflocken.
Das Feuer im Kamin gab dem Wohnzimmer etwas Gemütliches, Heimeliges, und während Kelly in die Flammen schaute, wurde sie langsam schläfrig.
Sie nahm die Decke, die über der Rückenlehne der Couch lag, und breitete sie über sich aus. Dann seufzte sie tief. Nach der langen Reise fühlte sie sich endlich wohl und geborgen.
Ihr fielen die Augen zu, und sie hatte nichts dagegen, ein wenig zu schlafen. Ryan würde sie wecken, wenn es Zeit fürs Abendessen war.
Als Ryan ins Wohnzimmer zurückkehrte, merkte er, dass Kelly auf der Couch eingeschlafen war. Eine Hand hatte sie unter ihre Wange geschoben. Er fasste es nicht, wie jung und unschuldig sie aussah. Überhaupt nicht wie eine Frau, die einen Bruder gegen den anderen ausspielte.
Wahrscheinlich war es unfair, so etwas zu denken, nachdem sie sich beide bemüht hatten, die Vergangenheit zu überwinden. Doch die düsteren Gedanken suchten ihn immer wieder heim.
Was war verkehrt an ihm, dass Kelly Trost bei seinem Bruder gesucht hatte? Und warum war sie so rachsüchtig, dass sie seine Beziehung zu seinem einzigen Bruder zerstören wollte, als Jarrod ihr gesagt hatte, er würde Ryan ihre Affäre gestehen?
Ryan hegte für Jarrod eher väterliche Gefühle als brüderliche. Er war acht Jahre älter als Jarrod, und ihr Vater war gestorben, als Ryan gerade ein Teenager war. Er hatte gegenüber Jarrod, der damals noch ein kleiner Junge war, praktisch die Rolle des Vaters übernommen.
Er hatte sich all seine Baseballspiele angesehen, war mit ihm zu Sportveranstaltungen und ins Kino gegangen. Er war bei seiner Highschool-Abschlussfeier, er hatte ihm beim Umzug geholfen, als er aufs College wechselte, und er hatte seine Entscheidung unterstützt, nach Hause zurückzukehren und als Banker zu arbeiten.
Nichts und niemand sollte zwischen Brüder treten. Schon gar nicht eine Frau. Aber genau das war passiert. Kelly war zwischen sie getreten. Das hatte nicht nur seiner Beziehung zu Jarrod einen Schlag versetzt, von dem er sich immer noch nicht erholt hatte. Es hatte auch seine Beziehung zu Kelly selbst zerstört.
Eine Beziehung, die er unbedingt wieder aufbauen wollte.
Um aber nach vorn zu blicken, musste er herausbekommen, was damals schiefgelaufen war.
Egal was sie sich geschworen hatten, irgendwann musste die Vergangenheit zur Sprache kommen. Sie konnte nicht ewig ignoriert werden.
Er nahm sein Handy und ging leise nach nebenan, um Devon und Cameron anzurufen.
13. KAPITEL
Am nächsten Tag begleitete Ryan Kelly zum Arzt. Sie war davon ausgegangen, dass sie alleine hingehen würde, während Ryan ins Büro ging. Immerhin war er fast eine Woche nicht dort gewesen.
Stattdessen wich er während des ganzen Termins nicht von ihrer Seite.
Der Arzt war nicht begeistert davon, dass ihre Füße immer noch geschwollen waren, und erklärte, dass sich außerdem immer noch Eiweißspuren in ihrem Urin befanden. Er stellte ihr jede Menge Fragen zu ihrem Befinden und riet ihr dringend, sich zu schonen.
Ryan hörte aufmerksam zu, und als sie sich verabschiedeten, war Kelly überzeugt, dass er sie in ihrem Zimmer einschließen und
Weitere Kostenlose Bücher