Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
Arm, der um ihren Hals gelegt war. Sie konnte nicht atmen. Sie konnte nicht weg. Er hatte ein Messer in der anderen Hand und hatte es direkt auf ihr Auge gerichtet, während er sie in die Büsche zerrte.
Sie hörte das Scharren ihrer Füße auf dem Kiesweg und konnte den Tabak in seinem Atem riechen. Sie konnte noch etwas anderes riechen … etwas … Grundgütiger. Er war erregt. Panik machte sich in ihrem Inneren breit.
»Wo ist es?«
Er hatte Zwiebeln gegessen. Was für ein seltsamer Gedanke. Sollte in diesem Moment nicht ihr Leben vor Ihrem inneren Auge vorbeiziehen?
Das Einzige, was sie sah, war Jack. Und Jamie.
Lieber Gott. Jamie.
»Ich kann nicht …«
Ihr Angreifer hatte offenbar verstanden. Er lockerte seinen Griff gerade so weit, dass sie atmen konnte. Sie erreichten die entfernteste Ecke des Gartens, tief in den Schatten. Er hatte noch immer das Messer in der Hand und hob es mahnend ein bisschen an.
Mit einem verzweifelten Atemzug versuchte sie, Halt zu finden. »Wo ist was?«
Sie fühlte sich so dumm. Selbst nach dem Feuer hätte sie das hier nicht erwartet. Sie war sich sicher gewesen, dass es Mrs Drummond-Burrells Zunge sein würde, der sie ihren Untergang zu verdanken hätte, und nicht ein brutaler Mann mit einem Messer in der Hand.
»Spielen Sie keine Spielchen, Countess«, murmelte er leise und verstärkte seinen Griff um ihren Hals, bis sie Sterne sah. »Ich weiß, dass Sie nach Braxton geschickt haben. Also müssen Sie es gefunden haben. Ich weiß auch, dass Sie Ihren attraktiven Ehemann nicht als Landesverräter gehenkt sehen wollen, und das wird er, wenn sie es finden, bevor wir es tun. Aber wenn Sie es mir geben, habe ich keinen Grund, länger zu bleiben.«
Sie zwang sich zur Ruhe. Ihr Herz hämmerte, und sie konnte nicht richtig atmen. »Er hatte nichts bei sich. Nur eine Nachricht für General Grouchy. Das war alles. Ich schwöre es!«
»Er hatte eine Liste!«
Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. »Nein. Keine Liste.«
Es musste ihr gelingen, ihn davon zu überzeugen, ihr zu glauben. Sollte er ihr nicht glauben, war sie für ihn nicht mehr von Nutzen. Außer vielleicht als Drohung. Ein geschickt platzierter Leichnam mit aufgeschnittener Kehle würde den anderen zeigen, welchen Preis Uneinsichtigkeit hatte.
Sie durfte das nicht zulassen. Sie musste zurück nach Hause. Sie hatte sich nie verabschiedet. Sie hatte ihnen erzählt, sie würde zurückkommen.
Sie hatte es versprochen.
Warum hatte sie es Jack nicht schon erzählt? Was passierte, wenn sie starb und Georgie damit alleinließ, sich gegen Gervaise wehren zu müssen? Würde Gervaise die beiden auch weiterhin verfolgen, wenn sie tot war?
Das Risiko konnte sie nicht eingehen.
»Wo … glauben Sie … befindet sich diese Liste?«, stieß sie hervor und rang nach Luft. »Ich könnte nachschauen.«
»Und warum sollten Sie das tun?«
Sie wusste, dass ihr Lachen hysterisch klang. Sie hielt sich an seinem Arm fest, um den Druck auf ihren Hals abzuschwächen. »Ich will nicht, dass er … gehenkt wird. Bitte.«
Er schüttelte sie wie ein Hund eine Ratte. »Ich denke, ich glaube Ihnen nicht, Countess. Ich denke, Sie wollen mich davon überzeugen, dass Sie die Wahrheit sagen. Ich denke, Sie wollen, dass ich meine Messer für mich sprechen lasse.« Er zog sie so nah an sich wie eine Geliebte und flüsterte in ihr Ohr: »Und meine Messer sprechen gern.«
Sie zitterte vor Ekel vor dem sanften Klang seiner Stimme. Verbissen kämpfte sie gegen seinen unerbittlichen Griff.
»Ja, tun Sie das«, murmelte er und drückte ihr das Messer an die Kehle. »Wehren Sie sich. Das macht es nur noch interessanter.«
Und ehe sie etwas erwidern konnte, spürte sie einen heftigen Schmerz an ihrem Hals.
Es fühlte sich an, als wäre eine Zündschnur entfacht worden. Plötzlich war sie erfüllt von Zorn. Die weiß glühende Wut, die sie den ganzen Nachmittag über versucht hatte, zu unterdrücken, brach sich Bahn, und sie hieß diese Empfindung willkommen. Sie spürte, wie ihre Entschlossenheit wieder aufflammte. Endlich wusste sie, was sie mit all der Verbitterung, dem Schmerz und der Empörung machen konnte, die sich in ihr aufgestaut hatten.
Sie würde diesem Verrückten entkommen. Sie würde die anderen warnen. Sie würde Jack die ganze Wahrheit erzählen und dann verschwinden.
Zum ersten Mal glaubte sie daran, es schaffen zu können.
Konzentriere dich, Livvie. Denk nach und beurteile die Situation.
» Ich werde danach suchen«, wimmerte
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