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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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»ich möchte Ihnen Jack Wyndham vorstellen, den Earl of Gracechurch.«
    »Na schön«, konnte Jack sich nicht verkneifen zu sagen. »Wenigstens damit hatte ich recht. Kannst du mir jetzt sagen, was ich angeblich nicht weiß?«
    Er rieb sich wieder über die Stirn. Nach Livvies Rückkehr schien der Schmerz schlimmer geworden zu sein.
    Olivia ging zum Tisch und schenkte ein Glas Wasser ein. Nachdem sie ein paar Tropfen einer Flüssigkeit hinzugefügt hatte, brachte sie ihm das Glas. »Du bist gefallen«, entgegnete sie, »genau wie du gesagt hast. Der Rest hat Zeit, bis du dich ein bisschen besser fühlst. Trink das jetzt und ruh dich aus.«
    Er ergriff ihre Hand und schob seine Finger in den Ärmel ihres braunen Kleides. »Ich denke, ich habe es etwas übertrieben, Liv«, sagte er und streichelte mit seinem Daumen über die zarte Haut an ihrem Handgelenk.
    Eine Sekunde lang zögerte sie. Doch sie erwiderte sein Lächeln nicht, als sie ihm das Glas an die Lippen hielt. »Das glaube ich auch, Jack.«
    Jack trank, da er plötzlich durstig war. Ohne zu fragen, wusste er, dass Laudanum im Wasser war, aber es war ihm egal. Olivia hatte ihre Hand zurückgezogen, als hätte er ihr wehgetan. Sie mied seinen Blick.
    Mit einem Mal fühlte er sich erschöpft. Er trank das Wasser aus und lehnte sich zurück. »Versprich mir, dass du hier bist, wenn ich aufwache.«
    Wieder hielt sie kurz inne. »Ja, Jack, ich werde in der Nähe sein.«
    Das reicht nicht, dachte er. Es gab etwas, das sie ihm verschwieg. Etwas, das er nicht verstand. Doch im Moment beruhigte es ihn, dass sie seine Hand hielt und bei ihm war.
    Er schloss die Augen. »Ein braves Mädchen. Ich wusste, dass ich dir vertrauen kann.«
    Einen Augenblick lang hörte er nur Schweigen.
    »Tatsächlich?«, fragte sie schließlich.
    Aber er war zu müde, um die Worte auszusprechen, die er sich in der Zeit, als er auf dem Land gewesen war, überlegt hatte. Er hatte sagen wollen, dass sie – egal, was passierte – einander hatten und dass sie allem standhalten konnten, solange sie es gemeinsam taten.
    Stattdessen sagte er nur: »Ich liebe dich, Olivia Louise Gordon Wyndham. Daran darfst du niemals zweifeln. Ich werde dich immer lieben …«
    Dieses Mal bekam er überhaupt keine Antwort.
    Er war schon fast eingeschlafen, als er glaubte, sie sprechen zu hören.
    »Ich weiß, dass Sie Fragen haben, Harper. Ich muss allerdings erst der Duchess etwas mitteilen, bevor ich sie beantworten kann.«
    »Natürlich, Misses. Wie Sie meinen.«
    Jack runzelte die Stirn, als er in die Dunkelheit sank.
    Olivia wusste, dass sie aufstehen musste. Sie musste die Diplomatentasche nach unten bringen und so lange an der Eingangstür warten, bis Lady Kate ihr nicht länger aus dem Weg gehen konnte. Sie musste ihr etwas gestehen.
    In einer Minute. Wenn sie sich gesammelt hatte.
    Sie würde nicht weinen. Nicht mehr. Egal, was es kostete, sie würde nicht wegen Jack Wyndham weinen.
    Doch sie war aufgewühlt, als wäre sie in den kalten Ozean geworfen worden, wo die Wellen über ihr zusammenschlugen. Und in diesem Moment, da sie glaubte, keine Sekunde länger überleben zu können, schwor Jack ihr seine unsterbliche Liebe.
    Zum Teufel mit ihm! Wie konnte er ihr das antun?
    Sie ballte die Hand zur Faust und presste sie auf die Brust, als könnte sie damit das Brennen unterdrücken, und schloss die Augen.
    Es half nicht. Stattdessen sah sie das hohe Regal, in dem sie all ihre Geheimnisse und Erinnerungen in kleinen Behältnissen versteckt hatte, damit sie ihr keine Schmerzen mehr bereiten konnten. Aber die Behältnisse waren nicht mehr ordentlich gestapelt. Sie waren wie in einem Sturm heruntergestürzt und auf sie gefallen, Hunderte von ihnen, alle zerbrochen und offen.
    Fünf Jahre. Sie hatte Jack fünf Jahre lang nicht gesehen. Und in der Zeit hatte sie Hunger und Kälte und Armut ertragen. In einem Kuhstall hatte sie ihr Kind bekommen, unterstützt von einer Bauersfrau. Hunderte von Kilometern hatte sie auf der Suche nach Arbeit ihr Kind durch die Gegend getragen. Wenn sie nichts anderes gefunden hatte, hatte sie auch Almosen genommen. Sie hatte Gervaises Kampagne der verbrannten Erde ausgehalten, und sie hatte aufrecht und würdevoll die öffentliche Ächtung durch die Menschen erduldet, die sie eigentlich hätten lieben sollen. Sie hatte sogar den schlimmsten Schmerz überstanden, den eine Mutter erleiden konnte – ohne ihr Kind zu sein. In all der Zeit war es ihr gelungen, die kleinen Behältnisse

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