Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
zurück!«
Jack verstand das alles nicht. Livvie war da gewesen; er hatte sich nicht getäuscht. Sein Körper vibrierte noch vor sexuellem Verlangen. Er hatte sie gesehen und geschmeckt. Er hatte seine Hände auf diese wundervollen Brüste gelegt.
Und dann war sie geflohen wie ein Fuchs, der Jagdhörner gehört hatte. Sie war nicht zurückgekommen. Er lag bestimmt seit einer halben Stunde da und versuchte vergeblich, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Von Sekunde zu Sekunde fühlte er sich schlechter. Möglicherweise lag es daran, dass er nicht aufstehen konnte. Er versuchte es immer wieder, rollte auf die Seite und schwang die Beine über die Bettkante. Es war ihm sogar gelungen, einen Arm unter seinen Körper zu schieben und sich aufzurichten. Doch es stellte sich heraus, dass er einfach nicht weiterkam. Als hätten die Minuten, in denen er Livvie in den Armen gehalten hatte, ihn vollkommen ausgelaugt.
Ihm tat alles weh. Sein Magen zog sich zusammen, und in seinem Inneren rumorte es. Ab und zu hätte er schwören können, dass er alles doppelt sah. Sein Gesicht fühlte sich aufgedunsen an, und seine Brust tat höllisch weh. Und darüber hinaus war er entsetzlich schwach. Schon vorher hatte er sich mal schlecht gefühlt, aber das hier war schlimmer als alles, was er je erlebt hatte.
Er wünschte sich, er hätte sich daran erinnern können, bei welcher Gelegenheit er sich die Verletzungen zugezogen hatte. Es musste eine unglaubliche Geschichte sein.
Er schlug die Bettdecke zurück und sah an sich hinab. Zwar hatte er keinen Spiegel zur Hand, sodass er hätte sehen können, was mit seinem Kopf passiert war, doch er erblickte Verbände an seinem linken Schenkel, seinem rechten Arm und seiner Brust. Probehalber atmete er tief ein und keuchte vor Schmerz auf. Offenbar hatte er sich mindestens eine Rippe gebrochen.
Wenn es doch nur seinen Kopf nicht so schlimm erwischt hätte. Der Schmerz war auszuhalten – nach einer durchzechten Nacht hatte er schon heftigere Kopfschmerzen gehabt. Aber es fühlte sich an, als wäre sein Gehirn umnebelt.
Alles, was passiert war, nachdem er in der Jagdhütte der Wyndhams angekommen war, war wie ausgelöscht. Er konnte sich nicht daran erinnern, etwas so Spektakuläres getan zu haben, das es gerechtfertigt hätte, nun als zweitklassige Mumie hier im Bett zu liegen.
Es kam ihm so vor, als würde sich alles, was er kannte, verschieben, als würden die Farben auslaufen, als wären die Formen eigenartig verzerrt. Er sah sich im Zimmer um und erkannte es nicht wieder. Das hier war ganz sicher kein Zimmer in der Jagdhütte. Es war kein Raum, in dem er sich freiwillig aufhalten würde – all das überladene Gold und die hellen Möbel, die rosafarbenen Wände und die vielen Brokatstoffe. Wo, zum Teufel, war er?
»Livvie!«
Seine Stimme schien schwächer zu werden, als würde die Luft aus einem Blasebalg entweichen, doch er wusste, dass sie ihn hören konnte. Sie war noch in der Nähe. Er konnte sie spüren, wie er sie immer hatte spüren können, als wären sie durch unsichtbare Fäden miteinander verbunden. Und er konnte seltsame gedämpfte Laute aus dem Flur hören, als würde sie noch immer lachen. Was lächerlich war. So wütend, wie sie gewesen war, als er vor zwei Wochen gegangen war, konnte er sich nicht vorstellen, dass sie das alles inzwischen lustig fand.
Er für seinen Teil fand es jedenfalls alles andere als komisch.
Er musste sie wieder in seine Arme schließen. Er musste sichergehen, dass sie echt war und er sich das alles nicht eingebildet hatte.
Warum hatte er plötzlich das Gefühl, von ihr getrennt zu sein? Sie war sein wunderschönes Mädchen, mit den von der Sonne geküssten, blonden Haaren und den rehbraunen Augen. Er musste nur die Augen schließen und sah den sanften Schwung ihrer Wangen vor sich, die sinnliche Unterlippe, an der er so gern knabberte, und das leichte Grübchen, das links von ihrem Mund auftauchte, wenn sie lachte.
Aber irgendetwas war anders, und es war ihm erst aufgefallen, als sie verschwunden war.
Er musste sie sehen.
»Chambers!«
Zumindest auf seinen Diener konnte er sich verlassen. Chambers entfernte sich nie weiter als drei Meter von ihm.
Doch Chambers antwortete nicht. Stattdessen kam ein kleiner o-beiniger Zwerg mit feuerrotem Haar und einer zerschlissenen Gardisten-Uniformjacke ins Zimmer. Und er sah so durcheinander aus, wie Jack sich fühlte.
»Wer sind Sie?«, wollte Jack wissen und schämte sich, weil seine Stimme wie
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