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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Jahre?«
    »Fünf. Jack entdeckte Tris und mich in einer, wie er meinte, kompromittierenden Situation, forderte Tris zum Duell heraus und verjagte mich vom Hof … alles an einem Tag.«
    »Wie effizient von ihm. Sind Sie zu Ihren Eltern zurückgekehrt?«
    »Für eine Woche. Bis mein Vater meinen Namen im wöchentlichen Gottesdienst aus der Familienbibel streichen konnte.«
    Grace rang nach Luft. Lady Kate presste die Lippen aufeinander.
    »Schwefel!«, versetzte Lady Bea, und Olivia dachte, dass ihrem Vater die Ohren klingeln müssten.
    »Ist schon gut«, sagte sie so ruhig, wie sie konnte. »Ich habe es überlebt.« Sie würde ihnen niemals erzählen, wie ihr das gelungen war. Das waren keine Erinnerungen, die sie mit jedem teilte. Nicht einmal mit Georgie, die mehr als jeder andere Mensch über sie wusste.
    »Und Gervaise hat Sie dort auf dem Ball wiedererkannt«, sagte Lady Kate. »Das habe ich doch richtig gesehen, nicht wahr?«
    »Ja«, entgegnete Olivia und erhob sich, als könnte sie damit Lady Kates intensivem Blick entgehen, und konzentrierte sich auf eine Gruppe sinnlicher Schäferinnen aus Porzellan, die auf dem Kaminsims stand. »Am Ende war er einer meiner lautstärksten Kritiker.«
    »Ja, das war er«, stimmte Lady Kate ihr zu. »Hat er Ihnen gerade gedroht, als ich in der Pension zu Ihnen kam?«
    »Gervaise?«, wiederholte Olivia. Der Gedanke an seine fast zärtlich ausgesprochenen Drohungen ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. »Ich glaube, so kann man es ausdrücken. Er war … wütend darüber, wie sich alles entwickelt hat.«
    Wütend. Was für eine nette, beschönigende Umschreibung. Er war blutdürstig gewesen.
    »Ich habe außerdem gehört«, sagte Lady Kate sanft, »dass Ihr kleiner Sohn gestorben ist.«
    Olivia zwang sich dazu, sich nicht zu rühren. Sie zwang sich dazu, nicht zu verraten, welchen Schmerz diese Worte in ihr auslösten. Ihre wertvollste, am sichersten verwahrte Erinnerung. Die gefährlichste Erinnerung. Ihr Jamie. Die Hand auf ihr Medaillon gelegt, konzentrierte sie sich auf die lachenden Porzellanschäferinnen vor ihr auf dem Kaminsims. »Es war eine schlimme Zeit.«
    Schweigen breitete sich im Raum aus. Sie wollte so gern mehr sagen, aber sie wusste nicht, wie.
    »Es tut mir so leid«, sagte Grace leise.
    »Himmlische Chöre«, flüsterte Lady Bea, und es klang wie ein Gebet.
    Nach all der Zeit wusste Olivia noch immer nicht, wie sie reagieren sollte. »Danke«, war alles, was sie herausbrachte.
    »Und nun?«, fragte Lady Kate. Ihre eigene Stimme klang verdächtig gedämpft.
    Olivia wandte sich ihren Freundinnen zu. »Ich sollte verschwinden«, sagte sie wieder. Es war ihr unangenehm, zuzugeben, dass sie hoffte, Lady Kate würde ihren Vorschlag ablehnen.
    Nach einem kurzen Nachdenken erfüllte Lady Kate ihr den Wunsch. »Oh, das sehe ich nicht so«, sagte sie schließlich. »Ich glaube, Sie müssen hierbleiben, damit wir unseren schlechten Ruf genießen können. Im Übrigen bin ich wahrscheinlich der einzige Mensch, der Gervaise zum Schweigen bringen kann.« Olivia sah offenbar ungläubig aus, denn Lady Kate warf ihr ein entschlossenes Lächeln zu. »Meine Familie hält nicht viel von mir. Tatsächlich halten sie so wenig von mir, dass sie mich beobachten lassen, um mir düstere Warnungen über den Stand meines gesellschaftlichen Ansehens und meines Seelenheils zu schicken – in der Reihenfolge.« Lady Kate beugte sich lächelnd zu Olivia hinüber. »Ich bin allerdings noch immer die Tochter und die Witwe von Herzogen. Und egal, was meine Brüder sagen: Das zählt etwas. Was meinen Sie, Olivia, sollen wir Belgien und London auf den Kopf stellen?«
    Wieder war Olivia überrascht, dass ihr Tränen in den Augen brannten. Es war so lange her, dass jemand nett zu ihr gewesen war. Sie unterdrückte die Hoffnung, die in ihr aufkam, und streckte den Arm aus, um dankbar die Hände ihrer Freundinnen zu drücken. In dem Moment hätte sie fast ihre Vorsicht über Bord geworfen und ihnen den Rest der Geschichte erzählt.
    Sie tat es nicht. Sie setzte sich wieder hin und nahm ihre Teetasse, so als hätte sie einen Zufluchtsort gefunden.
    »Jacks Familie sollte wissen, dass er noch lebt«, sagte Lady Kate und schenkte Tee nach. »Da Gervaise weiß, wer Sie sind, wüsste ich nicht, warum wir es ihm nicht sagen sollten.«
    Olivia hätte beinahe ihren Tee verschüttet. Sie warf einen Blick auf die schäbige, verräterische Tasche, die auf dem Boden lag, und seufzte.
    »Wir können es Gervaise

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