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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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noch nicht besser gehen sollte. Ich glaube nicht, dass wir noch länger warten können.«
    Olivia seufzte. Sie wusste, dass Kate recht hatte. »Wenn Jack sich nicht bald erinnert, müssen wir um Hilfe bitten. Ich weiß allerdings nicht, wem wir die Wahrheit anvertrauen können.«
    »Komisch, dass Sie das sagen«, entgegnete Lady Kate. »Ich wollte gerade meinen Cousin Diccan vorschlagen. Er ist im diplomatischen Corps. Das heißt, dass er herausfinden könnte, ob irgendwelche offiziellen Untersuchungen laufen. Und ich weiß, dass er ein Geheimnis für sich behalten kann.«
    Olivia hob eine Augenbraue. »Sogar wenn dieses Geheimnis die Sicherheit dieser Nation gefährdet?«
    Zum ersten Mal reagierte Lady Kate nicht so schlagfertig wie gewohnt. »Ich weiß es nicht«, gab sie zu. »Doch Sie können sich morgen entscheiden. Er hat versprochen, die kleine Gesellschaft bei mir zu Hause zu besuchen. Auf alle Fälle wird er uns gut unterhalten. Er hat die Herablassung zu einer Kunstform erhoben.«
    Das klang in Lady Kates Ohren offensichtlich besser als in Olivias. »Gut.«
    Lady Kate wollte gerade gehen, als Jack sich im Bett hin- und herwarf.
    »Mimi!«, schrie er. » Ah, mignonne, je trouver vous! «
    Lady Kate blieb stehen. »Das ist Französisch.«
    Olivia nickte. »Er scheint es fließend zu sprechen.«
    Lady Kate starrte sie an. »Sein Französisch war eigentlich immer entsetzlich! Ich habe es gehört.«
    »Jetzt jedenfalls nicht mehr.«
    »Mimi …«
    » Ici, Jack«, hauchte sie, bis er sich beruhigt hatte. » Je suis Mimi. Soyez facile. «
    Ganz ruhig. Als wäre das so leicht. Olivia glaubte, die Worte würden ihr ein Loch in die Brust brennen.
    Lady Kate starrte sie noch immer an. »Ich schätze nicht, dass er schon etwas … Bedeutsames gesagt hat, oder?«
    »Zum Beispiel, warum er in der französischen Armee war oder Geheimnisse an Napoleon verkauft hat? Nein. Ich habe ihn auf Englisch und Französisch gefragt. Er wiederholt immer nur, dass er etwas sucht, das er ganz sicher hatte. Ich dachte, es wäre die Diplomatentasche gewesen, also habe ich ihm ein Blatt Papier gegeben. Aber er hat es fallen lassen. Ich denke, dass er etwas anderes vermisst.«
    »Mimi«, sagte er erneut. » Où etes-vous? « Wo bist du?
    » Außer Mimi natürlich, was ich für sehr nachlässig von ihm halte.« Ihr Lächeln war kühl. »Ein Mann sollte seine Geliebte niemals verlegen.«
    Olivia blieb weitere zwei Stunden. Als sie versuchte, Jack Weidenrindentee einzuflößen, packte er sie plötzlich. Die Tasse fiel auf den Boden, und der Tee spritzte auf ihr Kleid.
    »Sag mir, dass ich sie nicht verloren habe«, forderte er und hielt ihre Hand fest. »Es ist alles, was ich noch habe von …« Seine Augen waren offen, und ein gehetzter Ausdruck stand in seinem Blick. » Sag es mir.«
    »Du hast sie nicht verloren«, entgegnete sie, damit er sich beruhigte.
    Schon bald atmete er ruhiger, sein Griff um ihre Hand lockerte sich, und er schloss die Augen. »Ich hatte es …«
    Er zog an seiner Decke und fing wieder an zu suchen. Und mit einem Mal wurde ihr alles zu viel. Sie konnte nicht hierbleiben.
    Sie klingelte nach Harper. Als der Sergeant kam, der noch schnell sein Hemd in die Hose stopfte, überließ Olivia ihm Jacks Pflege und verließ das Zimmer ohne einen Blick zurück.
    Sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte. Sie war erschöpft, doch sie wusste, dass sie nicht würde schlafen können. Als sie den Flur entlanglief, gingen ihr Jacks Worte wieder und wieder im Kopf herum. Er hatte es gehabt. Etwas, nach dem er suchte. Etwas, das ihm helfen könnte, sich zu entspannen.
    Unvermittelt fiel ihr die Diplomatentasche wieder ein. Die Depeschen befanden sich in Lady Kates Safe. Aber Olivia hatte die Tasche zurück in ihren Handkoffer gelegt. Hatte sie möglicherweise etwas übersehen? Sie hatte Jacks persönliche Dinge nicht herausgenommen. Was war, wenn sie nicht genau genug nachgeschaut hatte?
    Sie würde keine Ruhe finden, ehe sie nicht nachgesehen hätte. Mit einer Kerze in der Hand ging sie in das Zimmer zurück, das sie sich mit Grace teilte.
    Grace lag auf der Seite und schlief tief und fest. Durch Lady Kates Schlafzimmertür konnte Olivia ganz leises Schnarchen hören. Der Zeitpunkt war günstig.
    Sie stellte den Kerzenhalter ab, kniete sich auf den Boden und zog die Tasche, in der sie Jacks Sachen aufbewahrte, zwischen ihren Gepäckstücken hervor. Sie hatte sie in Stoff eingeschlagen, damit Jacks Blut ihre Kleidung nicht verschmutzte.

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