Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
düsteren Wahrheit zu belasten?
Wie sollte er sonst an die Antworten kommen, die er brauchte? Er wollte sich nicht nur auf einen zwölfjährigen Taschendieb verlassen.
Ehe er eine Entscheidung treffen konnte, klopfte Harper an die Tür und führte die Diener mit der Wanne und dem Wasser ins Zimmer. Während die Wanne gefüllt wurde, erzählte Livvie Harper von Jacks Verdacht. Harper sah selbst aus dem Fenster.
»Machen Sie sich keine Sorgen, mein Mädchen. Wir werden darauf achten.«
Jack wartete nicht darauf, bis er sein Hemd über den Kopf gezogen hatte. »Oh Gott, Liv«, stöhnte er, als er einen Hauch von sich selbst wahrnahm. »Ich werde unendlich viel Seife brauchen.«
Er stemmte sich aus dem Sessel hoch und fing an, die verdeckte Knopfleiste an seiner Hose zu öffnen. Livvie machte einen unsicheren Schritt in seine Richtung. »Jack, du solltest nicht …«
Er konnte es nicht glauben. Sie war so schamhaft wie eine unverheiratete Tante, und ihr Blick huschte durch das Zimmer – um ihn nicht ansehen zu müssen. Als sie das letzte Mal zusammen gewesen waren, hatten sie sich einen ganzen Tag lang vor Gott und einem Großteil der Schafe in North Riding auf einer Wiese herumgewälzt. Jetzt sah sie aus, als hätte sie ihn noch nie nackt gesehen.
Wie lange war es her, dass sie sich zuletzt geliebt hatten?
Er zögerte und hielt seine offene Hose zusammen. »Es würde mir nichts ausmachen, wenn mir jemand ein bisschen zur Hand gehen könnte, Liv, damit ich nicht umfalle.«
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und trat zurück. »Soll Harper dir helfen?«
Ein Blick auf ihre Miene reichte aus, um zu verstehen. Wie ein Schwert schwebte etwas zwischen ihnen. Mimi. Wie konnte er von seiner Frau erwarten, dass sie ihn gut gelaunt in ihren Armen willkommen hieß, wenn sie glaubte, dass er eine Affäre mit einer anderen hatte?
Woher wollte er wissen, dass es nicht so war?
Jack stand reglos da, während Harper die Arbeiten um die Wanne herum anleitete. Die Diener füllten das Wasser in die Wanne und prüften die Temperatur, dann legten sie Utensilien auf einen Stuhl. Nachdem sie zwei Kannen mit heißem Wasser neben den Kamin gestellt hatten, gingen sie. Harper stand inmitten des Zimmers und wartete.
»Danke, Harper«, sagte Jack. »Ich komme schon zurecht. Meine Frau wird mir helfen.«
Harper besaß die Dreistigkeit, stehen zu bleiben, wo er war. »Ma’am?«
Sie sah auf und presste ein Badetuch wie einen Schild an ihre Brust. Ihre Augen waren geweitet und dunkel. Jack hielt den Atem an und bat stumm um Gnade.
In dem Moment seufzte sie, und er wusste, dass er gewonnen hatte. »Danke, Harper. Ich werde Bescheid geben, wenn mein Mann fertig ist und die Wanne entfernt werden kann.«
Jack wartete, bis die Tür geschlossen war, ehe er seine Hose fallen ließ. Es überraschte ihn nicht zu sehen, dass er mehr als erregt war.
Olivia funkelte ihn anklagend an. »Und das Ding kannst du wegpacken«, sagte sie knapp. »Heute Abend wirst du es nicht benutzen.«
Er sah an seinen blauen Flecken und Verletzungen und Schnitten hinab zu der Stelle, wo sein Schaft sich reckte, und warf Olivia ein schwaches Lächeln zu. »Tut mir leid, das zu sagen, aber er hat einen eigenen Kopf. Solange er denkt, dass er unterhalten wird, steht er stramm.«
Olivia schnaubte empört wie eine Anstandsdame. Sie bückte sich, um den Boden vor der Wanne mit einem Badetuch auszulegen. »Schlag ihm das aus dem Kopf. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, ich habe keine Kraft, und du hast nicht das nötige Durchhaltevermögen.«
Er lächelte schief. »Tja, erwischt. Hilfst du mir in die Wanne?«
Sie half ihm hineinzuklettern, und Jack musste sich ermahnen, dass er dieses Bad mehr brauchte als Sex. Zumindest dringender.
Mit einem herzzerreißenden Seufzen ließ er sich ins Wasser sinken. Er war sich sicher, dass er heißes Wasser nie wieder als selbstverständlich betrachten würde. Es weckte die Lebensgeister. Den süßen Duft einer Frau oder die Weichheit ihrer Hand würde er in Zukunft immer bemerken. Obwohl ihm auffiel, dass Olivias Hände nicht zart waren – sie hatten Schwielen.
Er sah auf und wollte sie fragen, warum das so war. Doch augenblicklich wurde er abgelenkt. Der heiße Wasserdampf hatte dafür gesorgt, dass sich ihr fester Haarknoten gelockert hatte. Goldene Strähnen hatten sich gelöst und fielen auf ihre Schultern. Ihre Haut war rosig, und ihre Brüste schienen sich gegen den zerschlissenen grauen Stoff ihres Kleides zu drängen.
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