Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
Ihre Stirn war jedoch gerunzelt, und ihre Lippen waren aufeinandergepresst.
Sie erwiderte seinen Blick, und er bemerkte die Flut von Emotionen, die sie in ihrem Innersten zurückhielt. Für einen Moment glaubte er, sie zu verstehen. Für einen Moment dachte er, es würde ihm wieder einfallen, was ihr ihre Freude und gute Laune geraubt hatte. Er dachte, dass er vielleicht die Worte fand, um sie wieder zurückzubringen.
Aber der Moment verstrich, und er tappte noch immer im Dunkeln.
»Du hörst noch immer nicht zu«, sagte sie knapp. Ihre Stimme klang allerdings weniger scharf. Ihre Hände zitterten.
Jack schüttelte den Kopf. Es war alles so eigenartig. Sie hatte Angst vor ihm, er versuchte, ein Gentleman zu sein, und sein bestes Stück hatte offensichtlich beschlossen, sie beide zu ignorieren.
»Achte einfach gar nicht auf ihn«, riet er ihr, nahm ihr den Waschlappen ab und warf ihn über seinen Schaft. »Wenn du ihn nicht beachtest, beruhigt er sich vielleicht wieder.«
Klar. Und er wollte demnächst ins Kloster eintreten.
»Ich habe das Gefühl, mich noch einmal entschuldigen zu müssen«, sagte Jack und wollte nach ihrer Hand greifen. Dieses Mal entzog Olivia sie ihm nicht. »Du scheinst dich unwohl zu fühlen, und das ist etwas, das ich bei dir niemals erwartet hätte.«
Und sie wusste noch nicht einmal das Schlimmste.
Der Gedanke raubte ihm den Rest seiner guten Laune. Er hatte nicht das Recht, darauf zu bestehen, dass sie hier war. Er sollte sie aus dem Zimmer schicken und dafür Sorge tragen, dass sie erst wieder zurückkehrte, wenn er erklären konnte, was in der Allee in der Nähe des Flusses passiert war oder warum er gesucht wurde oder warum ein Mann das Haus beobachtete. Erst, wenn er ihr unbelastet und mit freiem Herzen gegenübertreten konnte.
Doch es war so schwierig. Er drückte ihre Hand noch einmal und ließ sie dann los.
»Es tut mir leid, dass wir uns nicht schon früher darum haben kümmern können«, sagte Olivia. »Soll ich dir den Rücken waschen?«
Er schloss die Augen und versuchte, jedes Bild zu vertreiben, das ihre Worte in ihm heraufbeschworen. »Gott, ja. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt gebadet habe.«
Sie kniete sich neben die Wanne, nahm einen weiteren Waschlappen und machte ihn nass. »Du hast so viele Narben«, sagte sie leise. »Wo auch immer du gewesen bist, du hast hart gekämpft.«
Er drehte sich ein wenig, um über die Schulter blicken zu können. »Ja. Harper hat mir gesagt, dass ich aussehen würde wie ein ausgepeitschter Matrose.«
»Bist du mit der falschen Ehefrau erwischt worden?«
»Ich mag keine Ehefrauen, Livvie.«
Als wäre sie überrascht, hielt sie inne. »Freut mich, das zu hören.«
Und er fühlte sich noch schlechter.
Sie machte den Lappen nass und wusch seine Schultern. »Kannst du dich ein bisschen vorbeugen?«
Er tat es, und sie legte ihm den Waschlappen in den Nacken. Er hätte schwören können, noch nie etwas so Schönes empfunden zu haben. Heißes Wasser umspülte seinen Bauch, eine warme Brise wehte durch das offene Fenster, und Olivia beugte sich vor, in der Hand einen weichen Lappen, und wusch allen Schmutz von ihm ab. Sie rieb so fest, als wollte sie den Schmutz von Jahren lösen, und Jack fühlte sich unglaublich dankbar. Jedes Mal, wenn sie mit der Hand nach vorn strich, berührten ihre Brüste seinen nackten Rücken, und er konnte ihr Parfum riechen.
Er musste sich zusammennehmen, um nicht aufzustöhnen. Sein Herz begann, wie verrückt zu pochen. In seinem Schoß wuchs seine Erektion sichtbar an. Er konnte Äpfel riechen. Äpfel und einen Hauch von Erregung. Er saß ganz ruhig da, den Kopf auf die verschränkten Arme gestützt, und konzentrierte sich voll und ganz auf Livvies Berührungen.
»Geht es dir gut?«, fragte sie.
»Ich glaube, ich bin im Himmel. Du kannst dir nicht vorstellen, wie wichtig etwas so Einfaches ist, wenn es verboten ist, Liv.«
»Verboten? Warum? Wart ihr zu schnell unterwegs?«
»Nein. Es war dunkel.«
Unvermittelt hielt sie inne. »Dunkel? Was meinst du damit?«
Er hob den Kopf und blinzelte. »Was?«
»Du hast gesagt, du hättest nicht baden können, weil es dunkel war. Warum?«
Er rührte sich nicht. Da war etwas. Und es war zum Greifen nahe. Etwas Finsteres. Etwas Schändliches und Erschreckendes. Er faltete die Hände, als wollte er die Erinnerung heranziehen, aber es funktionierte nicht.
Plötzlich fühlte er sich vollkommen hilflos und lachte auf, als wäre es egal.
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