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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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unanständig verschnörkelt bezeichnen. Es war eine Explosion von Gold – von den unzähligen Bildern von Fragonard über die Türrahmen in Giebelform bis hin zu den himmelblauen Wänden, die mit kunstvollem Stuck geschmückt waren. Es war eine der wenigen Räumlichkeiten, die Billy, der Axtmann, nicht zerstört hatte.
    Olivia folgte dem rauen Klang von Jacks Stimme ins Schlafzimmer, wo sie ihn auf einem Sofa aus goldenem Brokatstoff sitzen sah. Er sprach mit Thrasher. Der bloße Anblick der beiden brachte den Schrecken der endlosen Minuten auf der dunklen Treppe wieder zurück, und sie bemerkte, dass sie erneut angefangen hatte zu zittern.
    »Ich hätte es den Ladys sagen sollen«, murmelte Thrasher.
    Olivia erkannte die Qual in den Augen des Jungen und wusste, dass es nicht der richtige Zeitpunkt für ernste Gespräche war. »Sag mir nicht, dass da noch mehr ist. Jemand namens Blackbeard vielleicht?«
    Beide blickten auf, und ihre Gesichter waren beinahe komisch rußverschmiert. Doch was Olivia überraschte, war, wie blass Jack wirkte. Für heute hatte er seine Energie ganz sicher restlos verbraucht.
    »Verdammt, Gouverneur«, flüsterte Thrasher. »Wir wurden erwischt.«
    »Genau richtig, du Schlingel«, erwiderte Olivia. »Und jetzt los. Finney hat einen Spezialauftrag für dich, und Master Jack braucht seine Ruhe. Was mich betrifft, ich bin hundemüde.«
    Mit einem Lachen verschwand Thrasher.
    »Du musst aufhören, zu viel Zeit mit diesen Gassenkindern zu verbringen, Liv«, sagte Jack kopfschüttelnd. »Deine Sprache …«
    Sie grinste ihn an, auch wenn sie die Hände falten musste, damit das Zittern nicht auffiel. »Sei nicht albern. Das habe ich von der Duchess.« Sie trat zu ihm und schob ihm die Haare aus der Stirn. »Jetzt komm mit. Es ist Zeit für dich, ins Bett zu gehen, mein Lieber. Für heute hast du genug Heldentaten vollbracht.«
    Ehe sie zurücktreten konnte, ergriff Jack ihre Hand. Er hielt sie mit beiden Händen umschlossen und blickte Olivia besorgt an. »Bleib bei mir, Liv.«
    Sie erstarrte. Ein riesiges Loch schien sich in ihrer Brust aufzutun. Warum hatte sie das hier nicht kommen sehen? Nicht, um miteinander zu schlafen, viel zu gefährlich – um einander Trost zu spenden.
    Es war, als hätte er ihre Gedanken erraten. »Ich werde dich nicht anfassen, Liv. Nicht so, jedenfalls. Ich habe nicht das Recht dazu, und es tut mir leid, dass ich es vorhin so weit habe kommen lassen. Aber, Liv, kannst du es ertragen, jetzt allein zu schlafen? Brauchst du mich nicht mehr?«
    Wie konnte er es wagen? Auf einen Schlag hatte er all die Emotionen befreit, die sich in ihr angestaut hatten. Eine Flut von Gefühlen überrollte sie. Brauchte sie ihn? Verdammt noch mal, ja: Sie brauchte ihn. Genauso wie sie ihn gebraucht hatte, als er bei ihr gewesen war, als er sie verurteilt hatte, als er verschwunden war, als hätte er niemals existiert.
    Natürlich brauchte sie ihn. Sie wollte ihn. Sie hatte Angst vor ihm. Sie sehnte sich nach ihm.
    Sie hasste ihn.
    Und dennoch konnte sie – hier in diesem Zimmer, die Hände mit seinen verschlungen – nicht die Kraft aufbringen, ihn zu verlassen. Dieses Mal nicht. Nicht, wenn ihr kalt war und sie Angst hatte und er litt. Einen Moment lang schloss sie die Augen. Sie fürchtete, Jack könnte all die Empfindungen in ihrem Blick bemerken, den Schmerz und die Sünde. Doch ihre größte Angst war, dass er die unausweichliche Verzweiflung der Unterwerfung sah.
    »Ja, Jack«, sagte sie und löste behutsam ihre Hände voneinander. »Ich werde heute Nacht hier schlafen. Aber es steht einfach zu viel zwischen uns, als dass wir unser Leben dort wieder aufnehmen könnten, wo wir aufgehört haben.«
    Beinahe hätte sie aufgelacht. An welchem Punkt würde er ihr Leben wiederaufnehmen? Als er sie eine Hure geschimpft hatte, oder als er ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte und ihre Schande vom Fenster aus verfolgte?
    Ein paar Minuten lang fürchtete sie, dass sie all ihren Hass, ihren Zorn an Jack auslassen würde. Doch dieser Jack würde es noch immer nicht verstehen. Und er brauchte sie. Aber was noch schlimmer war: Sie brauchte ihn.
    Sie wünschte sich von ganzem Herzen, sagen zu können, dass sie diese lange Nacht gehasst hätte. Sie wünschte sich, sie hätte zumindest an ihrem letzten Fünkchen Stolz festhalten können, indem sie darauf gewartet hätte, dass Jack erschöpft einschlief, ehe sie sich von ihm gelöst hätte und in ihr eigenes Bett geschlichen wäre.
    Doch das

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