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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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tat sie nicht. Sie lag in seinen Armen, ihr Ohr an seiner Brust, wo sie den hypnotischen Rhythmus seines Herzschlages in sich aufnehmen konnte. Und sie beobachtete, wie die Schatten über die Wand krochen, bis sie vom ersten perlmuttfarbenen Licht des Morgens verjagt wurden.
    Sie lag still, damit ihre Bewegungen Jack nicht weckten. Sie badete in der Wärme seiner Umarmung wie eine Katze, die am Fenster saß und die Sonne aufsog, und schalt sich selbst einen Dummkopf, dass sie das Gefühl so sehr genoss.
    Sie hätte es besser wissen müssen. Sie war schwach, und es gab keine Entschuldigung dafür. Und dennoch rührte sie sich nicht, bis sie hörte, wie das Haus zum Leben erwachte.
    Auch da schlief Jack noch weiter. Olivia stand am Fußende des Bettes und sah das wärmende Licht über sein Gesicht streichen. Sie drückte eine Faust an ihre Brust und war sich mit einem Mal sicher, dass sie unter dem Schmerz zusammenbrechen würde. Sie hatte Angst davor, alle anderen im Haus sehen zu müssen, und war überzeugt davon, dass sie es niemals verstehen würden.
    Es reichte ein Schritt ins Frühstückszimmer, um zu wissen, dass es weitaus größere Bedrohungen für sie gab als ein bisschen Verlegenheit und Scham.
    Es waren alle da: Lady Kate und Grace und Bea und sogar Harper. Aber sie standen um Finney herum, der sich nach vorn beugte, als hätte er gerade einen Kampf verloren. Lady Kate reichte ihm ein Glas Whisky. Er zitterte und es sah so aus, als hätte er geweint.
    Abrupt blieb Olivia stehen. »Was ist los?«
    Lady Kate trat zu ihr. »Setzen Sie sich, Olivia.«
    Olivia sah sich um, bemerkte die finsteren Mienen und schüttelte den Kopf. »Oh nein. Ich denke, ich höre mir das hier lieber im Stehen an. Was ist passiert? Haben Sie etwas Schlimmes herausgefunden? Geht es um Jack?«
    Grace blickte auf, und Olivia sah, dass sie aufgewühlt wirkte. »Es geht um Chambers.«
    Verwirrt blinzelte Olivia. »Chambers?« Sie sprach den Namen aus, als hätte sie den Mann nicht gekannt. »Was ist mit ihm?«
    Lady Kate holte tief Luft. »Er ist tot.«
    Plötzlich fühlte Olivia sich albern und dumm. Sie war sich sicher, dass sie sich verhört hatte. »Ich habe nicht …«
    »Letzte Nacht, als wir den Brand bekämpft haben, hat jemand ihm die Kehle durchgeschnitten.«

Kapitel 16
    Olivia setzte sich so jäh hin, dass sie beinahe den Stuhl verfehlt hätte, doch Grace kam ihr glücklicherweise zu Hilfe. Sie sah, wie Bea ein Fläschchen mit Riechsalz aus ihrer Tasche zog, aber sie brauchte kein Riechsalz. Sie brauchte ein Gefäß, in das sie sich übergeben konnte. Sie schluckte und schluckte, aber die Galle stieg ihr in die Kehle.
    Tot. Nein. Das konnte nicht möglich sein. Sie hatte doch erst am Tag zuvor mit Chambers gesprochen. Er hatte versprochen, Jack dabei zu helfen, sein Erinnerungsvermögen zurückzuerlangen. Er konnte nicht tot sein.
    Er konnte nicht ihretwegen tot sein.
    »Olivia«, sagte Lady Kate, und Olivia sah auf und bemerkte, dass ihre Freundin außergewöhnlich blass war. »Es tut mir so leid.«
    Olivia wandte sich ab. Sie konnte an nichts anderes mehr denken als den besorgten, ordentlichen Mann. »Ich mochte ihn nicht. Nicht besonders. Er hat Jack geholfen, mich rauszuwerfen. Aber er war Jacks Diener … zumindest, bis er Gervaises Diener wurde.« Sie ertappte sich dabei, wie sie lachte. Es war ein schrilles, dünnes Lachen. »Oh Gott, was soll ich Jack nur sagen?«
    Darauf schien es keine Antwort zu geben. Grace setzte sich neben sie und legte ihr die Hand auf den Arm. Olivia sah sie an. »Glauben Sie, dass er umgebracht wurde, weil er hier war, um mich zu treffen?«
    »Wir können das zumindest nicht ausschließen«, gab Lady Kate zu. »Finney, was sagen die Behörden?«
    »Sie meinten, es wäre ein Raubüberfall gewesen.« Finneys Stimme zitterte verdächtig, und er blinzelte heftig. »Gestern schickte er mir eine Nachricht, ihn zu treffen. Ich dachte, er wollte ein Bier mit mir trinken. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Sie … sie haben ihn in einer kleinen Seitenstraße gefunden.«
    »Danke«, sagte Lady Kate und nahm endlich Platz. »Warum sehen Sie nicht nach, ob Mrs Harper eines von ihren Stärkungsmittelchen für Sie hat?«
    Der große Mann nickte, als würde das helfen. »Ich glaube, das mache ich.« Und ohne darauf zu warten, dass Lady Kate ihn entließ, nahm er seinen Whisky und verließ das Zimmer.
    »Ich bezweifle, dass unser Finney zum Spion taugt«, überlegte Lady Kate laut, obwohl ihr Ton nicht

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