Unverhofft kommt oft
gedacht.“
„Ich weiß einfach nicht, was ich von der Sache zwischen euch beiden halten soll. Er hat mir gesagt, es hätte einfach nicht mit euch geklappt, da wäre nichts weiter gewesen. Aber so, wie du dich am Sonntag verhalten hast, habe ich schon das Gefühl, als gäbe es mehr. Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?“ Sie sah ihrer Cousine jetzt direkt in die Augen und hoffte, dass sie den Blick nicht abwandte.
„Ja, es gibt da etwas.“
„Ja?“ Erwartungsvoll sah sie Roberta an.
„Ich kann aber nicht darüber sprechen.“
„Oh. Wirklich? Warum denn nicht?“, wollte Sofia wissen.
„Ich habe es versprochen.“
„Wem? Julian?“
„Ich darf es dir wirklich nicht sagen, Sofia. Bitte respektiere das. Es ist etwas vorgefallen, das wirklich schlimm war und alles, was ich machen kann, ist dich vor Julian zu warnen.“
„Zu warnen?“ Sofia rutschte ein kleiner Lacher heraus. Vor diesem lieben, zurückhaltenden Kerl wollte sie sie warnen? Was könnte der ihr schon antun? Sie mit seinem Geschwafel über Kunst zu Tode langweilen?
„Ich meine es ernst, Sofia. Er ist nicht der, für den du ihn hältst. Du solltest dich nicht auf ihn einlassen. Oder ist es dafür bereits zu spät?“
„Es ist nichts zwischen uns passiert, wenn du das wissen willst. Aber ich habe ihm drei meiner Bilder zum Verkauf mitgegeben, wir haben also eine geschäftliche Beziehung miteinander, rein geschäftlich.“ Bis jetzt , dachte sie. Denn so langsam begann der langweilige Typ interessant zu werden. Sein verschmitztes Lächeln hatte es ihr gleich bei ihrer ersten Begegnung angetan, und die „Warnung“ von Roberta machte das Ganze irgendwie nur noch spannender. Jetzt wollte sie ihn erst recht kennenlernen und herausfinden, worum es eigentlich ging. Sie konnte sich gut denken, dass Roberta in ihrem Stolz verletzt war. Da hatte sie endlich einmal einen netten Typen kennengelernt, und der hatte sie enttäuscht. Jetzt wollte sie Sofia davor bewahren, ebenfalls enttäuscht zu werden. Was genau vorgefallen war, wusste sie natürlich nicht, aber sie konnte schon ganz gut allein auf sich aufpassen. Das hatte sie bisher immer, und es war noch keinem männlichen Wesen gelungen, sie an der Nase herumzuführen.
♥
Selbst als sie schon im Bett lag an diesem Abend, dachte sie noch immer an das Gespräch mit Roberta zurück, an das Treffen am Sonntag und auch an Julian, der so begeistert von ihren Bildern gewesen war, dass er gleich welche davon mit in seine Galerie genommen hatte. Okay, er war neu in dem Geschäft und hatte wohl noch nicht den Blick für wirklich gute Werke, konnte noch nicht unterscheiden zwischen den großartigen Bildern einiger Straßenkünstler und den guten, aber niemals zum Erfolg führenden Gemälden anderer. Was hatte er wohl in ihren Zeichnungen gesehen? Hatten sie ihn wirklich berührt? Wollte er nur versuchen, Geld mit ihnen zu machen? Oder hatte er womöglich ganz andere Absichten? Sollte sein Interesse nur bezwecken, dass er Sofia näherkam, sie wiedersah? Sie konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er sie mochte. Er flirtete mit ihr auf seine eigene Art, er lächelte sie an, sah sie mit diesem Blick an, der ruhig etwas begieriger sein könnte. Sie konnte ihn echt schlecht einschätzen. Aber sie würde schon noch herausfinden, wer sich hinter Julian Limes verbarg.
„Gute Nacht, Jackie Chan, wo immer du auch bist“, rief sie noch in den Raum und schlief dann mit jemand ganz Bestimmtem in ihren Gedanken ein.
5. Kapitel
Sofia wachte auf mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie hatte von ihm geträumt, sie hatte doch tatsächlich von Julian Limes geträumt. Sie waren zusammen am Strand entlang gelaufen, dann ins Wasser hinein, und hatten sich gegenseitig nassgespritzt. Sie lachte. Wow, war das aber mal ein cooler Traum gewesen.
Sie griff nach ihrem Handy und wählte seine Nummer, die sie längst eingespeichert hatte. Sofort meldete er sich.
„Guten Morgen, Sofia.“
„Guten Morgen, Julian. Wie geht es dir?“ Sie blickte aus dem Fenster und konnte den Coit Tower hoch oben auf seinem Hügel im Sonnenlicht erstrahlen sehen.
„Mir geht es prima, und dir?“
„Sehr gut. Habe ich dich geweckt?“
„Nein, ich war schon joggen und Bagels holen.“
„Oh Gott, hast du auch schon dein Auto gewaschen und deinen Rasen gemäht?“
Julian lachte. „Nein, mein Auto ist sauber und ich habe überhaupt keinen Rasen vor dem Haus, leider.“
„Na, dann bin ich ja beruhigt, ich habe mir
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