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Unverhofft verliebt

Unverhofft verliebt

Titel: Unverhofft verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poppy J. Anderson
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Kapitel
     
    Juni
     
     
    Grant wachte schweißgebadet auf.
    Mit klopfendem Herzen und rasendem Atem öffnete er die Augen und starrte an die dunkle Zimmerdecke über sich. Er wusste sofort, wovon er geträumt hatte, auch ohne den Eisklumpen in seinem Magen zu spüren. Nur ein Traum hinterließ bei ihm Verzweiflung und ein leeres Gefühl in der Brust. Seit anderthalb Jahren machte ihm dieser Alptraum zu schaffen und überfiel ihn immer dann, wenn er am wenigsten mit ihm rechnete. Vor allem in der ersten Zeit hatte er fast jede Nacht diesen Traum gehabt und war Nacht für Nacht schweißgebadet aufgewacht.
    Diese Zeit hatte ihn beinahe in den Wahnsinn getrieben, nicht nur weil er immer wieder erleben musste, was an jenem einen Tag passiert war, sondern weil Anna von seinen Alpträumen ebenfalls geweckt worden war und darauf beharrt hatte, mit ihm darüber zu reden. Anfangs hatte sie akzeptiert, dass er stumm geblieben war und sich geweigert hatte, mit ihr darüber zu sprechen, doch irgendwann war sie ungeduldig geworden und von ihrem Verständnis war nichts mehr zu spüren gewesen. Seine Verschlossenheit hatte sie geärgert, was Grant sogar nachvollziehen konnte, auch wenn er einfach nicht aus seiner Haut konnte, doch Anna schien mit seiner emotionalen Distanz nicht umgehen zu können. Mit einem Mal hatte sie begonnen, ihm seine Fehler vor Augen zu halten und ihn der Gefühlslosigkeit zu bezichtigen. Dabei war sie es gewesen, die in ihrer Beziehung kaum Gefühle zugelassen hatte. Vielleicht war sie es auch gewöhnt gewesen, eine solche Distanz zu ihren Patienten aufzubauen, dass sie es im normalen Leben nicht geschafft hatte, emotional zu werden und ihrem Partner mehr als nur professionelles Verständnis entgegenzubringen. Ihr Patentrezept war immer ein Besuch bei einem Psychologen gewesen, aber Grant hatte davon nichts wissen wollen.
    Er hatte sich eine Partnerin gewünscht, die ihm Verständnis entgegengebracht hätte, die für ihn da gewesen und die seinem Problem nicht mit Vorwürfen begegnet wäre, so wie es Anna getan hatte. Sehr schnell war ihm klargeworden, dass sie sein Problem nicht ernstgenommen hatte, sondern der Meinung gewesen war, dass er es einfach abhaken und zur Tagesordnung zurückkehren sollte. Schließlich sei er Arzt und müsse mit solchen Vorfällen rechnen.
    Doch Grant hatte es nicht einfach abhaken können. Und ganz sicher war der Tod zweier Menschen nicht einfach ein Vorfall gewesen. Natürlich war er Arzt, aber das hieß noch lange nicht, dass er ein Roboter war. Als er gemerkt hatte, wie gefühlskalt Anna in Wahrheit war und dass er kein Interesse mehr an ihrem Verständnis oder gar ihrem Trost hatte, war ihre Beziehung längst den Bach heruntergegangen. Die Trennung war schmerzvoll gewesen und hatte ihn nichtsdestotrotz erleichtert. Auch waren seine Alpträume seltener geworden. Bis jetzt.
    Seit dem letzten Alptraum waren bestimmt vier Monate vergangen und eigentlich war er davon ausgegangen, dass mit seinem Neuanfang in New York nicht nur sein altes Leben hinter ihm liegen würde, sondern dass sich auch dieser Alptraum verabschiedet hätte.
    Stöhnend setzte er sich auf und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. Er konnte sich denken, warum er ausgerechnet in dieser Nacht den Alptraum hatte haben müssen.
    Claire käme morgen in die Praxis, um ihren nächsten Ultraschalltermin wahrzunehmen, wie ihm Stephanie gestern mitgeteilt hatte. Seine Kollegin war ziemlich sauer, dass er keinerlei Interesse an Claires Schwangerschaft zeigte, und sie fand deutliche Worte, um ihm zu sagen, was sie davon hielt. Grant war sich im Klaren, dass er langsam anfangen sollte, Claire mehr Beachtung zu schenken und sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass das Baby in wenigen Monaten zur Welt kommen sollte. Bislang hatte er alle Gedanken an das Kind von sich geschoben und diese Gedankenlosigkeit damit begründe t, dass er noch genügend Zeit hätte. Doch er konnte sich nicht mehr selbst anlügen.
    Das Baby wurde von Tag zu Tag realer. Vor fünf Tagen war er Claire auf der Straße vor der Praxis begegnet, als er seine Mittagspause beendet und gesehen hatte, wie sie das Gebäude verließ. Wegen der sommerlichen Temperaturen hatte sie ein luftiges Kleid getragen, das sich an den bereits erkennbaren Babybauch geschmiegt hatte. Nachdem er sie zum letzten Mal am Abend von Livs Geburtstagsparty gesehen hatte, war die Veränderung ihres Bauchumfangs nicht zu übersehen gewesen.
    Verdammt, er war

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