Unverhofft verliebt
nahm seiner Frau die Verpackung ab und betrachtete die nackte Frau auf dem Cover, die nur wenige Fetzen am L eib trug. Auf großen roten Lettern stand dort Sexy Cheerleader und zeigte ein Kostüm, wenn man es denn so nennen konnte, das einem Trikot für Cheerleader nachempfunden war. Kniestrümpfe, Strapse, schrittoffene Hotpants sowie ein winziger BH, der vorne aus blau-weißen Pompons bestand, gehörten zu dem Kostüm, das Claire in einem Internet-Shop bestellt hatte. Wenn sie gewusst hätte, dass Grant dabei zusehen würde, wie Liv dieses Geschenk auspackte, hätte sie ganz sicher etwas anderes ausgewählt.
Den restlichen Abend hörte sie sich gutmütig die spöttischen Kommentare zu ihrem Geschenk an und war froh, als Grant und sie irgendwann verschwanden. Irgendwie war der Abend nicht so verlaufen, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Ihre Nerven lagen blank, als Grant sie zu ihrer Wohnung begleitete.
Um einen gleichgültigen Tonfall bemüht fragte sie ihn, als sie ihre Wohnungstür aufschließen wollte: „Willst du noch einen Kaffee?“
„Kaffee?“
„Ja“, ihr Tonfall bekam wieder einen scharfen Klang. „Ein Kaffee. Heiß, koffeinhaltig, schwarz ...“
„Claire“, sein Seufzen klang überheblich in ihren Ohren, also drehte sie sich mit schmalen Augen zu ihm um und lehnte sich gegen ihre Haustür.
„Was hast du denn gedacht? Dass ich mit Kaffee Sex meine?“
Grant verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sie unergründlich aus seinen hellbraunen Augen an. Liv und Teddy hatten Recht – seine Augen waren wirklich wunderschön.
„Wieso interpretierst du in eine winzige Frage solche Unterstellungen hinein?“
„Weil du mich für eine Schlampe hältst.“
Zu seiner Ehrenrettung musste Claire bekennen, dass er sie ungläubig ansah und den Kopf schüttelte. „Wie kommst du denn darauf?“
Auch Claire verschränkte nun die Arme vor der Brust. „Ich bin doch nicht blöd. Weil wir einen One-Night-Stand hatten, gehst du davon aus, dass ich ständig mit fremden Männern schlafe.“
„Habe ich jemals so etwas gesagt?“
„Das musst du nicht“, sie runzelte die Stirn. „In deiner Praxis hast du mir nicht widersprochen, als ich dir sagte, dass du mich bestimmt für eine Schlampe hieltest, außerdem merke ich, wie sehr es dir widerstrebt, dass ich ein Kind von dir bekomme.“
„Claire“ , betonte er mit ruhiger Stimme, „dass ich kein Kind haben möchte, liegt nicht an dir. Vielleicht war ich nicht ganz fair zu dir und habe tatsächlich darüber nachgedacht, ob das Kind von mir ist, aber ich bin kein solcher Arsch, dass ich dich verurteilen würde, weil du mit Männern Sex hast.“
„Du willst kein Kind“, das war eine Feststellung und keine Frage, wie Claire merkte, als sich ein Eisklumpen in ihrem Magen bildete.
„Claire, das ist meine Sache ...“
„Was?“ Am liebsten hätte sie ihm eine verpasst. „Dass du kein Kind haben möchtest, ist auch sehr wohl meine Sache, da ich von dir ein Kind erwarte.“
„Genau“, fuhr er sie an. „Du bekommst ein Kind, also ist es müßig darüber zu reden, wofür ich mich entschieden hatte. Keine Sorge, ich werde dem Kind ein guter Vater sein und nie davon anfangen, wie wir uns kennengelernt haben.“
Das war nicht wirklich das, was sie hören wollte – vor allem nicht, wenn sie im Flur ihres Wohnhauses standen. Claire war sich sicher, dass sie sich niemals zuvor niedergeschlagener gefühlt hatte. Sie fragte sich ernsthaft, wie Grant bloß so gefühlskalt sein konnte.
„Dann ist doch alles gut“, erwiderte sie tonlos. „Danke, dass du mitgekommen bist.“
„Da wäre noch eine Sache“, unterbrach er sie.
Seufzend ließ sie den Schlüssel wieder sinken. „Welche Sache?“
Seine Mundwinkel zogen sich nach unten. „Ich will nicht wie ein Arschloch klingen, aber denken deine Freunde, dass wir ein Paar sind?“
„Wenn du wissen willst, ob ich irgendjemandem erzählt habe, dass wir zusammen sind, kann ich dir gerne sagen, dass dem nicht so ist.“
„Wieso wirst du schon wieder so zickig?“ Er fuhr sich aufgebracht durch sein Haar. „Ich wollte doch nur klarstellen, dass du und ich kein Paar sind.“
„Ja, vielen Dank, Grant“, sie nickte ernsthaft u nd hauchte mit süßlicher Stimme: „Dank deiner charmanten Art und deinem Süßholzraspeln hätte ich beinahe vergessen, wie es um uns steht.“
Erschöpft schloss sie die Tür auf und ignorierte ihn vollkommen. „Man sieht sich.“
8.
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