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Unverkäuflich!

Unverkäuflich!

Titel: Unverkäuflich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bobby Dekeyser
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denn andere werden es nicht für einen tun. Ich lag im Krankenhausbett, mit einem zertrümmerten Gesicht, einem Arbeitgeber, der mich abgeschrieben hatte, ohne einen Schulabschluss, ohne wirklichen Plan, wie es weitergehen sollte. Unsere Tochter war klein, Ann-Kathrin mit einem Jungen schwanger. Die Lage hätte besser sein können. Ich aber fühlte mich wie befreit, und das lag nicht nur am Morphium. Ab heute begann ein neues Leben. Ich fühlte mich zum ersten Mal seit Monaten wieder glücklich. Das Auge hatte keinen bleibenden Schaden abbekommen und ich sah klar: Ich konnte mich nirgendwo richtig einordnen. Ich war nicht dazu geschaffen, mich einzuordnen. Ich mochte nicht die Erwartungen anderer erfüllen. Ich passe mich nicht gerne an. Und ich lasse mich nicht kaufen, von niemandem, zu keinem Preis. Was blieb? Ich wollte Unternehmer werden, wie mein Großvater, wie meine Eltern. Bloß mit welcher Idee? Es war gar nicht so schlecht, den Trümmerbruch im Gesicht zu haben. So blieb mir Zeit nachzudenken, viele Stunden, die ich mir sonst vermutlich nicht genommen hätte. Mein Vater hatte Fertighäuser vertrieben, verkaufte dann seine Firma, um sich sieben Jahre lang durch die Welt treiben zu lassen. Meine Mutter stellte Kunststoffe her, für die Henkel von Waschmittelboxen. Was sollte ich tun? Als mich der Partner meiner älteren Schwester am Krankenbett besuchte, hatten wir zumindest einen Namen. Mein Schwager in spe hieß Brando Donapai. Aus Dekeyser und Donapai wurde DEDON. Wir teilten nur diesen Namen, nicht aber die Firma. Brando hatte mit seinem Restaurant mehr als genug zu tun. Später bin ich oft gefragt worden, welche Agentur denn auf den so internationalen und prägnanten Markennamen gekommen war. Das war ganz einfach, er entstand auf einem Abrisszettel in der Chirurgie des Münchner Klinikums.
    Ich kündigte meinen Vertrag bei 1860 München. Journalisten kamen vorbei, denen ich von meinen Plänen erzählte. Sie sahen mich etwas mitleidig an, als dachten sie, die Schmerzmittel hätten Nebenwirkungen hinterlassen. Als die Wunden in meinem Gesicht geheilt waren  – nur kleine Narben blieben zurück  – , nahm ich das Training wieder auf. Ich wollte fit bleiben, und diese Entscheidung sollte sich lohnen. Einige Monate später verletzte sich der Torwart, den 1860 München als meinen Ersatz verpflichtet hatte, schwer an der Hand. Das Leben spielt manchmal lustige Streiche, und so rief der Manager, der sich nicht einmal an meinem Krankenbett blicken ließ, bei mir an. Ob ich mir, vielleicht, eventuell, vorstellen könnte, für einige Spiele einzuspringen? In der Boulevardpresse war meine »Neuverpflichtung« ein heiß diskutiertes Thema und der Verein stand unter Druck. Sie zahlten mir ein halbes Jahresgehalt für einen Aushilfsjob von vier Wochen. Ich betrachtete das als Schmerzensgeld für die miserablen Umgangsformen und ich konnte es für den Start in mein neues Leben gut gebrauchen. Mein Comeback geriet zu einem kleinen Heldenepos. In allen Spielen wurde ich zum Matchwinner, hielt unhaltbare Schüsse, flog durch mein Tor, als sei ich auf dem Weg in die Nationalmannschaft. Fans und Medien feierten mich, wählten mich zum »Spieler des Monats«, zum »Kaiser  – von allen bejubelt!« (und das in München, als Torwart von 1860), zum »Retter in höchster Not«. Meine Entscheidung, die Karriere als Profifußballer zu beenden und als Unternehmer zu starten, beeinflusste der späte Triumph nicht. Ich zögerte keinen Moment, auch dann nicht, als Angebote anderer Vereine lockten, die mich unbedingt für die nächste Saison verpflichten wollten. Anfragen aus der Bundesliga trudelten ein, es ging um viel Geld. Rückblickend muss ich festhalten, dass es ziemlich verrückt war, diese Offerten auszuschlagen. Riskant, taktisch dämlich, aber so ist das, wenn man mehr auf seinen Bauch als auf seinen Kopf hört. Ich hätte drei Jahre warten können mit der Unternehmensgründung. Mit den Gehältern, die man mir zahlen wollte, wäre manches einfacher gelaufen, viel einfacher. Es gab spannende Angebote, doch ich entschied mich für meinen eigenen Verein: Dedon. Ich hatte meine eigene Firma, mit sechsundzwanzig. Und wachte manchmal schweißgebadet auf, weil ich selbst an meiner geistigen Verfassung zweifelte: War meine Entscheidung richtig?

Vier
    HOLLYWOOD IN
HÖHENKIRCHEN
     
     
     
     
     
    E rste Firmenzentrale wurde eine Doppelhaushälfte in 85653 Dürrnhaar, ein Dorf im Südosten von München. Es gibt eine Pizzeria

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